Dortmund. Die BVB-Profis Marco Reus und Jude Bellingham sollen eine neue Euphorie entstehen lassen. Beide sind ganz unterschiedliche Typen.
Beobachtet man die beiden im BVB-Training, fällt gar nicht auf, dass sie viele Jahren trennen, dass Jude Bellingham (19) gerade Bauklötze im Kindergarten umwarf, als Marco Reus (33) schon an seiner Profikarriere bastelte. Reus‘ Stimme quiekt fast, wenn er mit den Kollegen herumalbert. Genauso nutzt Bellingham jede Gelegenheit, um Mitspieler zu necken, manchmal fällt er vor Lachen auf den Rasen.
Ertönt allerdings der Anpfiff so wie heute, wenn Borussia Dortmund im ersten Heimspiel der Saison Bayer Leverkusen zum Topspiel empfängt (18.30 Uhr/Sky), passiert etwas, was Außenstehende überraschen könnte. Plötzlich wirkt Bellingham, der Heranwachsende, wie der erwachsenere, wie der, der Verantwortung beim BVB übernehmen möchte. Während Reus sich eher in sich selbst zurückzieht wie ein Fußballer, der genug Last damit hat, seinen Teil zum Offensivspiel beizutragen und dabei nicht noch die anderen mitreißen kann.
BVB: Jude Bellingham ist dritter Kapitän
Nur: Marco Reus trägt die Kapitänsbinde. Jude Bellingham lebt erst seit 2020 im Ruhrgebiet, in diesem Sommer hat ihn Trainer Edin Terzic zum dritten Kapitän ernannt (Hummels ist zweiter). Schon jetzt könnte man die Frage aufwerfen, ob der Mittelfeldspieler nicht als eigentliche Führungskraft in der Dortmunder Mannschaft fungiert. In jedem Fall sollen die auf dem Platz so ungleichen Profis eine entscheidende Rolle dabei einnehmen, dass die Borussia in dieser Spielklasse wieder Euphorie entstehen lässt.
BVB-Vertrag von Marco Reus läuft im Jahr 2023 aus
Edin Terzic hat Bellingham in diesem Sommer in der Hierarchie befördert. Der Trainer betont häufig, wie wichtig ihm Intensität und Härte sei, dass es Widerstandsfähigkeit brauche. Eigenschaften, die Bellingham verkörpert, der Engländer gehört zu den neuen Mittelfeldspieler-Typen, die alles vereinen: Tempo, Genialität, Wucht. Für 24 Millionen Euro haben die Dortmunder das große Talent vor zwei Jahren von Birmingham City an sich gebunden. Geht die Entwicklung ähnlich weiter, könnte sich diese Investition auszahlen. Fast alle europäischen Spitzenklubs beobachten den englischen Nationalspieler. Daher ist unklar, wie lange er noch Schwarz-Gelb trägt, eine Saison, zwei Spielzeiten. Das eint ihn mit Marco Reus, dessen Vertrag 2023 ausläuft.
Vor einigen Wochen betonte Jude Bellingham in einer Medienrunde, dass er keinen größeren Karriereplan verfolge. Angesprochen wurde er auch auf den Ärger der Mitspieler, wenn er diese im Überschwang seiner Emotionen anbrüllt. „Vielleicht habe ich es manchmal übertrieben“, meinte Bellingham. Ein Satz, den man von Marco Reus wohl kaum hören würde.