Dortmund. Im Saison-Endspurt will BVB-Trainer Marco Rose auch auf die vielen Talente aus dem Nachwuchs setzen - und steht damit vor einem Dilemma.

Für Borussia Dortmund geht es in der Bundesliga nicht mehr um viel, zumindest in Sachen Platzierung: Platz eins ist außer Reichweite, das Abrutschen auf Platz drei äußerst unwahrscheinlich. Das stellt Trainer Marco Rose vor die Wahl: Setzt er im Liga-Endspurt - beginnend mit dem Heimspiel gegen den VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) - stets auf die bestmögliche Elf? Oder blickt er schon voraus auf die kommende Saison, probiert Dinge aus und gewährt möglicherweise dem einen oder anderen Talent Spielpraxis?

Aktuell allerdings ist das eine reichlich theoretische Frage: "Natürlich denken an nächste Saison", antwortet Rose daher, wenn man sie ihm stellt. "Andererseits stellt sich die Mannschaft seit zwei, drei Wochen fast von alleine auf." Wegen der massiven Personalsorgen hat der BVB-Trainer eigentlich keine Wahl - er muss immer wieder Talente in den Kader berufen und auch einsetzen.

Das macht Rose grundsätzlich auch gerne, er möchte vielversprechende Talente wie Jamie Bynoe-Gittens oder Tom Rothe ja heranführen an seine Elf. Andererseits stecken die Dortmunder bei der Frage nach Profi-Einsätzen für ihre Toptalente fast schon in einem Dilemma, denn es gibt für die U19 ja noch einige wichtige Spiele in den kommenden Wochen: Am 7. und 15. Mai die Halbfinalspiele um die Deutsche Meisterschaft (der Gegner steht noch nicht fest), am 29. Mai das Finale und dazwischen das DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart.

Jamie Bynoe-Gittens winken weitere Einsätze

"Natürlich wollen wir, dass die Nachwuchsmannschaften den bestmöglichen Erfolg im Pokal und der Meisterschaft erreichen", sagt Rose. "Aber es ist auch wichtig, wenn sie die Chance haben, Profiluft zu schnuppern." Im Zweifel hat das in den Augen des Profitrainers natürlich Priorität, denn letztlich ist das ja der hauptsächliche Zweck der Nachwuchsmannschaften: Spieler für die Profimannschaft auszubilden. Und deswegen kündigt Roseeinerseits an, dass er im engen Austausch mit U19-Trainer Mike Tullberg bleibe - sagt aber auch: "Der Eine oder Andere wird sicher Einsatzzeiten bekommen in den nächsten Spielen."

Wer dafür in Frage kommt, ist klar: Linksverteidiger Rothe (17), dem Rose eine herausragende Leistung im ersten Profispiel beim 6:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg attestiert. Oder Flügelstürmer Bynoe-Gittens (17). "Bei Jamie hat man in den Einsätzen gegen Kiew oder Bayern gesehen, was für Fähigkeiten er hat und was er uns geben kann", freut sich der Trainer. "Er ist ein richtiger Eins-gegen-eins-Spieler, der torgefährlich ist und mit Tempo nach innen ziehen kann."

Wovor BVB-Trainer Marco Rose warnt

Innenverteidiger Soumaila Coulibaly (18), der zuletzt wegen eienr Schulterverletzung nicht spielen konnte, ist weiterhin ein interessanter Spieler. "Er ist grundsätzlich Teil unseres Kaders und auch ihn versuchen wir, nach und nach an die Aufgaben oben heranzuführen", sagt Rose.

Auch Rechtsverteidiger Lion Semic (18), zuletzt mehrfach eingewechselt, bleibt ein Kandidat - obwohl er Anpassungsschwierigkeiten zeigte: Lion hat im Training viel angedeutet", sagt Rose. "Aber er hat dann gegen Kiew schon gemerkt dass das Tempo ein anderes ist." Und genau deswegen warnt der BVB-Coach vor zu hohen Erwartungen: "Talente haben wir eine Menge, aber der Sprung in den Profifußball ist ein großer", meint er. Den könne der BVB zwar "relativ gut auffangen über unsere U23 auf Drittliganiveau." Aber: "Wir müssen schon auch aufpassen, dass wir die Jungs nicht zu schnell verbrennen."