Dortmund/München. Robert Lewandowski und Erling Haaland prägen das Spiel des FC Bayern und des BVB. Der Abgang der Topstars wäre auch für die Bundesliga fatal.

Es ist eines jener Videos, wie sie Marketingmenschen lieben: zwei Spieler, inszeniert als Comic-Superhelden, die tolle Tore schießen, und dann am Pokertisch sitzen. „Come on, Erling, let’s play“, fordert Robert Lewandowski, „Okay Robert, it’s showtime“, antwortet Erling Haaland mit übergroßer Sonnenbrille vor den Augen. Am Ende schieben beide ihre gesamten Chips in die Mitte. All in, voller Einsatz.

Abgefilmt ist das Pokerspiel auf Englisch, die Bundesliga will so internationale Aufmerksamkeit erzeugen für den sogenannten Klassiker, für die Begegnung zwischen dem Rekordmeister Bayern München und dem ewigen Verfolger Borussia Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr/Sky). Natürlich tut sie das mit Lewandowski und Haaland, mit dem Weltfußballer und dem aufstrebenden Stürmer, der es ebenfalls auf die Liste der elf Nominierten geschafft hatte. Denn die seien „zwei absolute Weltstars, die alle anderen überstrahlen“, hat BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kürzlich der Sport-Bild gesagt. Dagegen kommen auch die deutschen Helden Manuel Neuer, Thomas Müller oder Marco Reus nicht an.

Selbst der Gerd-Müller-Rekord ist möglich

Und beide haben auch die jüngsten Klassiker geprägt, wobei Lewandowski am Ende stets das bessere Blatt hatte: Haaland schoss in vier Bundesligaspielen gegen die Bayern zwar vier Tore, der 21 Jahre alte Norweger aber hat noch keinen Punkt gegen die Bayern geholt und auch die beiden Supercup-Duelle verloren.

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Lewandowski schoss sogar sechs Tore in den direkten Bundesliga-Duellen. Seine 23 Klassiker-Treffen bei 23 Einsätzen (15 für Bayern, acht für den BVB) sind natürlich Bestwert. Der Pole ist ja ohnehin ein Mann für die Rekorde, selbst die 365 Treffer des großen Gerd Müller an der Spitze der ewigen Torjägerliste scheinen erreichbar: Der 33 Jahre alte Lewandowski kommt aktuell auf 309 Tore. Haaland aber hat sogar die etwas bessere Quote: Er schießt im Schnitt alle 87 Bundesligaminuten ein Tor, Lewandowski alle 99 Minuten.

Die Unterschiede zwischen Haaland und Lewandowski

„Beide Stürmer sind aufgrund ihrer Torgefährlichkeit und ihrer Quote absolut spielbestimmende Faktoren in ihren jeweiligen Mannschaften“, schwärmt BVB-Trainer Marco Rose. Mit Unterschieden im Detail: Lewandowski hat sich zum kompletten Stürmer entwickelt, der alle Facetten des Spiels bedient, der sich oft ins Mittelfeld fallen lässt, gleichzeitig aber im Strafraum mit herausragender Technik und gutem Kopfballspiel Tore garantiert. „Er bringt das komplette Paket mit“, sagt Rose. Haaland dagegen lebt von seiner Wucht und seinem Tempo – aber auch ihm attestiert sein Trainer eine stete Weiterentwicklung: „Gegen Wolfsburg hat er sehr gut mitgespielt und als Wandspieler die Bälle gut gehalten.“ Roses Fazit: „Natürlich möchtest du als Trainer solche Jungs möglichst lange in deiner Mannschaft haben.

Da allerdings beginnen die Probleme. Haaland nämlich wird mit ziemlicher Sicherheit im Sommer dank seiner Ausstiegsklausel über mindestens 75 Millionen Euro weiterziehen, Manchester City ist das wahrscheinlichste Ziel. Aber auch bei Lewandowski, dessen Vertrag bis 2023 läuft, ist ein Verbleib keinesfalls sicher. Die Vertragsgespräche stocken, der Torjäger flirtet mit dem FC Barcelona.

BVB-Boss Watzke warnt vor Abgang der Stars

Nicht nur die Klubs, auch die Bundesliga träfe ein Abgang der beiden Stürmer hart. Christian Seifert, lange Jahre der starke Mann in der DFL, nannte vor nicht allzu langer Zeit vier Kriterien für die Attraktivität einer Liga – und damit für die Chance auf hohe TV-Einnahmen aus dem Ausland: Stars, starke Klubmarken, spannende Meisterschaft und der Gewinn internationaler Titel. Ein Rat, den ihm ein TV-Rechtehändler gegeben hatte: „Legt alle zusammen und haltet Haaland in der Liga.“

Hans-Joachim Watzke, BVB-Geschäftsführer.
Hans-Joachim Watzke, BVB-Geschäftsführer. © firo

Denn mit einem spannenden Meisterkampf und internationalen Titeln kann die Liga bestenfalls sporadisch dienen, viele starke Klubmarken verschwinden in der Zweit- oder Drittklassigkeit. Bleiben die Stars als Trumpf – doch wenn die weiterziehen, folgen ihnen die Fans, unabhängig von Klubloyalitäten. „Das kann man traurig finden“, sagt DFL-Aufsichtsratschef Watzke. „Es ist aber eine gesellschaftliche Entwicklung.“ Allerdings keine gute für die Liga. „Fehlende Stars sind eine große Gefahr für die Bundesliga“, sagt Watzke. „Wir müssen aufpassen und versuchen, viele der Stars, die wir noch haben, zu halten.“ Mindestens einer aber wird am Samstag seinen letzten Klassiker spielen.