Dortmund. Seit mehr als zwei Jahren war das Stadion des BVB bei einem Heimspiel wieder voll. Geholfen hat es nicht. Gegen RB Leipzig gab es ein 1:4.

Es war alles vorbereitet für die große Partie: Erstmals seit 763 Tagen durfte Borussia Dortmund sein Stadion wieder komplett füllen, erstmals galten keine Corona-Einschränkungen mehr, erstmals kamen wieder 81.365 Zuschauer. Erstmals waren die Ultras wieder im Stadion, die sich mit einem Fanmarsch durch die Stadt und mit lautstarken Gesängen in Stimmung brachten. Das Stadion vibrierte – doch dann entpuppten sich die Gäste von RB Leipzig als Partycrasher, die dafür sorgten, dass der als Festtag geplante Samstagabend im sportlichen Desaster endete: 1:4 (0:2) hieß es am Ende aus Dortmunder Sicht, die Zuschauer, auf die man sich so sehr gefreut hatte, verabschiedeten ihre Mannschaft mit Pfiffen.

BVB-Auftritt gegen RB Leipzig hinterlässt viele Fragen

Die letzten zarten Träume von der Meisterschaft sind endgültig ausgeträumt – sollte nicht der FC Bayern die drei Punkte vom 4:1-Sieg beim SC Freiburg überraschend am Grünen Tisch verlieren, weil er kurzzeitig zwölf Spieler auf dem Platz hatte. Nach menschlichem Ermessen aber steht der BVB nun mit neun Punkten Rückstand auf Platz eins da – und vor allem mit einem Auftritt, der erneut viele Fragen hinterlässt. Dabei waren die Dortmunder enorm stark in die Partie gestartet, mit aggressivem Pressing und schnellem Spiel nach vorne. RB Leipzig kam kaum einmal aus der eigenen Hälfte, weil die Dortmunder vorne die Räume mit enormem Aufwand zuliefen und den Gegner so zu vielen langen Bällen zwangen.

Und vorne taten sich bald die ersten Möglichkeiten auf: Mats Hummels schickte Marco Reus mit feinem Außenristpass allein aufs Tor zu. Der wollte noch einmal auf Erling Haaland querlegen – und spielte den Ball in den Rücken des Torjägers (7.).

Wenig später sprang RB-Verteidiger Mohamed Simakan im eigenen Strafraum unter dem Ball durch, was den hinter ihm stehenden Haaland etwas überraschte. Der Norweger erlief doch den Ball, zog ab – vorbei (13.). Die Leipziger fielen bis dahin vor allem mit nickligen Zweikämpfen auf, die Emotionen kochten immer wieder hoch.

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Die Hausherren aber hatten die Partie im Griff – und taten dann, was sie viel zu oft tun: Sie schenkten dem Gegner ein Tor. Innenverteidiger Emre Can vertändelte den Ball im Dribbling an Konrad Laimer. Die Leipziger taten, was sie oft tun, nämlich blitzschnell kontern. Am Ende steckte Christopher Nkunku durch auf Laimer, der frei vorm Tor Gregor Kobel überlupfte (21.) – ein gegentor völlig aus dem Nichts.

Ein Gegentor aber, das Folgen hatte – auch das kennt man ja vom BVB. Die Herrlichkeit der Anfangsminuten war dahin, die Partie kippte. Und mit der nächsten ernsthaften Torannäherung kippte sie noch mehr. Thorgan Hazard erlief erst den Ball und schenkte ihn dann mit einem planlosen Steilpass wieder her. Erneut ging es schnell bei den Gästen: Jude Bellingham fälschte Nkunkus Flanke ab, Laimer nahm den Ball an der Strafraumgrenze direkt – und von Can abgefälscht flog er zum 0:2 aus BVB-Sicht ins Tor (30.). Die Spieler waren schockiert, die Zuschauer unzufrieden, sie murrten immer vernehmlicher – und schickten die Mannschaft zur Halbzeit mit lauten Pfiffen in die Kabine.

Enttäuschung beim BVB: RB Leipzig führt in Dortmund.
Enttäuschung beim BVB: RB Leipzig führt in Dortmund. © firo

Dort nahmen die Dortmunder eine Anpassung vor, stellten um von einer 3-4-3- auf eine 4-3-3-Formation. Das allerdings ging bald nach hinten los – denn vor der Abwehr war nun nur noch Axel Witsel, und das entpuppte sich schnell als zu wenig. Leipzig nämlich kombinierte sich schnell durchs Zentrum, wo nun große Lücken klafften. Am Ende legte Laimer mit der Hacke zurück und Nkunku schlenzte den Ball in den Winkel (58.). 0:3 – spätestens jetzt war dieser Samstagnachmittag ein sportliches Desaster für den BVB.

BVB-Fans pfeifen nach 1:4-Pleite gegen RB Leipzig

Daran änderte auch das zwischenzeitliche 1:3 nicht, als der eingewechselte Donyell Malen den Ball nach einer Ecke und einigem Chaos im Strafraum einköpfte (84.). Denn Dani Olmo stellte mit einem herrlichen Fernschuss den alten Abstand postwendend wieder her (86.) – und viele der Zuschauer ergriffen die Flucht. Von den 81.365 Zuschauern, die auf die große Party gehofft hatten, erlebte ein Großteil den Schlusspfiff nicht mehr im Stadion – und der Rest quittierte ihn mit lautstarken Unmutsbekundungen.