Dortmund. . Emre Can hilft dem BVB durch seine Flexibilität. Alle Erwartungen konnte er bislang trotzdem nicht erfüllen. Woran liegt das?

Dass es Emre Can an Selbstbewusstsein mangelt, würde wohl niemand behaupten, der ihn näher kennt. Ilkay Gündogan, früher BVB, heute Manchester City, hat einmal davon geschwärmt, wie wichtig Can für jede Mannschaft sei, weil er immer bereit sei, eine Führungsrolle zu übernehmen.

Deswegen verhandelten die Dortmunder Verantwortlichen im Januar 2020 lange mit dem italienischen Spitzenklub Juventus Turin, um den Profi ins Ruhrgebiet zu holen und bezahlten schließlich rund 25 Millionen Euro. Nur gehen seitdem die Meinungen über den 28-Jährigen auseinander.

Manchmal erinnert Can an einen Kreisliga-Kicker, wenn er die Mitspieler nach eigenen Fehlern anmotzt, den Ball unkontrolliert in die Luft schießt, Verletzung warfen ihn zudem zurück. In seinen besten Momenten schafft es der gebürtige Frankfurter aber durchaus, das Spiel im Mittelfeld anzutreiben. Durch seine Vielseitigkeit hat er ohnehin einen enormen Wert für den BVB – auch im Auswärtsspiel am Sonntag beim 1. FC Köln (19.30 Uhr/DAZN).

Typisches Bild: Emre Can wuchtet sich für den BVB in ein Kopfballduell.
Typisches Bild: Emre Can wuchtet sich für den BVB in ein Kopfballduell. © firo

Emre Can spielt beim BVB in vielen Rollen

Can kann als Rechtsverteidiger aushelfen, im Mittelfeldzentrum ackern, gegen Köln wird er wohl erneut in die Rolle des Abwehrchefs schlüpfen. Wie schon gegen Bielefeld (1:0) und Mainz (1:0). Mats Hummels, der sich langsam von seiner Corona-Erkrankung erholt, und Manuel Akanji, den zuletzt eine Muskelverletzung schwächte, könnten zwar in den Kader zurückkehren, ob die Kraft jedoch für 90 Minuten reicht, ist fraglich. Kapitän Marco Rose ist krank, Mahmoud Dahoud fehlt gelbgesperrt.

Ihm sei nur wichtig, zentral zu spielen, berichtete Emre Can nach dem Mainz-Spiel, „egal, ob im Mittelfeld oder hinten. Wenn ich gebraucht werde, mache ich das gerne.“ Dabei schaffte er es, die zusammengewürfelte Defensive in den vergangenen beiden Bundesliga-Spielen zusammenzuhalten, durch die zwei Erfolge ist der BVB wieder auf vier Punkte an den Tabellenführer FC Bayern herangerückt.

„Die Tabelle sagt natürlich etwas aus. Aber wir alle wissen, wie die Saison bisher gelaufen ist“, meinte Trainer Marco Rose am Freitag. Bislang erlebte seine Mannschaft immer wieder Rückschläge, sie ist aus allen Pokalwettbewerben gestolpert. „Es ist bei uns immer wieder wichtig, den Finger in die Wunde zu legen und Nachhaltigkeit einzufordern. Nicht, weil ich denke, wir werden zu schnell bequem, sondern weil ich einfach möchte, dass wir die nächste Stufe zünden“, sagte Rose.

Hansi Flick verzichtet auf BVB-Profi Emre Can

Emre Can erzählte, dass der Trainer viel mit den Spielern geredet hätte, dass die Mannschaft zusammengerückt sei. Doch „wir müssen nur auf uns schauen. Dann werden wir sehen, was am Ende rausspringt.“ Ein Sieg in Köln würde die leichte Euphorie zumindest erhalten. Danach steht die Länderspielpause auf dem Programm. Eigentlich eine Phase, in der sich viele Dortmunder Profis auf Reise begeben. Doch alle potenziellen deutschen Nationalspieler bleiben diesmal zu Hause, Bundestrainer Hansi Flick hat auf sie verzichtet – auch auf Emre Can.

„Emre spielt beim BVB immer wieder auf anderen Positionen, er war öfters verletzt“, meinte Flick. „Ich denke nicht, dass er ein Innenverteidiger ist. Aber er macht das sehr gut, stellt sich in den Dienst der Mannschaft, das fällt uns schon auf. Er hat noch ein paar Spieltage, um auf sich aufmerksam zu machen.“ Vom Selbstbewusstsein her sieht sich Emre Can ohnehin als Nationalspieler.