Dortmund. Selten wurde ein Talent derart hoch bewertet wie Dortmunds Youssoufa Moukoko. Wegen vieler Verletzungen stockt die Entwicklung aktuell.

Es war still geworden um Youssoufa Moukoko. Sein letzter Eintrag bei Instagram, wo der 17-Jährige früher sehr aktiv war, ist gut zweieinhalb Wochen alt. Er zeigt den Stürmer von Borussia Dortmund beim Torjubel. „Relief“ steht dabei – Erleichterung.

Erleichterung über sein erstes Saisontor beim 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Es ist bislang auch das letzte Saisontor, denn eine Woche später kam die Hiobsbotschaft: Muskelfaserriss, Rückkehr ins Training Ende März. Der nächste Eintrag in die Verletztenliste, in der für diese Saison schon ein Syndesmoseriss, eine Muskelverletzung, eine Augenentzündung und ein Muskelfaserriss stehen. „So ist es natürlich schwer für ihn, in den Rhythmus zu kommen“, sagte BVB-Lizenzspielerchef Sebastian Kehl.

Verlängerung beim BVB kein Selbstläufer

Wieder Reha, wieder schuften weitab vom Glanz des Scheinwerferlichts. Mitten in die Ruhe um den Stürmer aber platzte eine Meldung der Bild-Zeitung: Moukoko wolle den BVB im Sommer verlassen – er sei unzufrieden, weil er nicht die Spielzeit bekomme, die er für seine Entwicklung brauche. Dazu passte, dass Moukokos Berater Patrick Williams  schon Ende Januar verkündet hatte, es sei „kein Selbstgänger“, dass das Sturmtalent seinen 2023 auslaufenden Vertrag beim BVB verlängern werde.

Das hatte damals noch für einige Verwunderung bei den Verantwortlichen gesorgt, die aktuellen Meldungen aber nahm man gelassen zur Kenntnis. Aus dem Klub ist zu hören, dass man ein gutes Verhältnis zum Berater pflege, dass die Irritationen längst ausgeräumt seien.

BVB verzichtete extra auf Haaland-Backup

Nach Informationen dieser Redaktion ist ein Moukoko-Abgang keinesfalls ausgemacht. Die sportliche Leitung um Kehl und Sportdirektor Michael Zorc hält weiter große Stücke auf das Eigengewächs, verzichtete auch darauf, einen Backup für Mittelstürmer Erling Haaland zu holen – man wollte Moukoko Spielpraxis ermöglichen.

Heraus kamen in der laufenden Saison 316 Pflichtspielminuten, bei 17 Einsätzen. Nicht schlecht für einen 17-Jährigen – aber viel weniger als sich alle Seiten vorgestellt hatten. Die Verletzungen warfen Moukoko zurück, die verpasste Saisonvorbereitung wirkt bis heute nach. Und so ist seine Geschichte auch ein Lehrstück über den Umgang mit hochtalentierten, aber blutjungen Spielern.

Denn vor knapp anderthalb Jahren, als Moukoko die Bundesligabühne betrat, war es alles andere als ruhig um ihn. Ganz Fußballdeutschland sah zu bei seinen ersten Einsätzen. Für den Juniorennationalspieler hatte der BVB extra eine Regeländerung beantragt, sodass der mit 16 Jahren und einem Tag zum jüngsten Spieler der Bundesliga- und Champions-League-Historie wurde. Vorher hatte er in der Jugend Torrekord um Torrekord pulverisiert, obwohl man ihn stets gegen deutlich ältere Gegner spielen ließ. Selten kam jemand mit mehr Vorschusslorbeeren in den Erwachsenenfußball.

Experten hatten bereits früh gewarnt

Die Umstellung aber hat noch nicht geklappt, körperlich hat der 1,79 Meter große Mittelstürmer noch Nachholbedarf. Genau davor hatten Experten früh gewarnt: „Es gibt Ausnahmen, aber in den meisten Fällen haben herausragende jugendliche Athleten später als Erwachsene eine eher abgeflachte Leistungsentwicklung“, erklärte der Sportwissenschaftler Arne Güllich vor gut einem Jahr im Gespräch mit dieser Zeitung. Zu dem könne eine zu frühe Intensivierung und Spezialisierung des Trainings langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen.

„Bislang hatte der Junge nur Erfolge, wurde immer gehyped“, warnte auch der Essener Sportpsychologe René Paasch. „Ob er wirklich die kognitive Reife für die Bundesliga hat, wird man erst bei Rückschlägen sehen, wenn er mal nicht spielt oder verletzt ist.“

Beim BVB aber glaubt man weiter an das Potenzial Moukokos, will den Vertrag unbedingt verlängern. Wer recht hat, wird sich zeigen müssen. Aktuell jedenfalls spricht nach Informationen dieser Redaktion alles dafür, dass der 17-Jährige über den Sommer hinaus in Dortmund bleibt, dass er sich in einer kompletten Saisonvorbereitung zeigen kann. Und dann? Ein Leihgeschäft wäre denkbar – aber nur wenn es menschlich und fußballerisch passt. Denn Moukoko und der BVB haben noch viel vor miteinander.