Dortmund/Salzburg. Karim Adeyemi präsentiert sich mit RB Salzburg in München auf großer Bühne. Folgt im Sommer der BVB-Wechsel des Nationalspielers?
Tippt man die Strecke in ein Navigationsgerät, schätzt dieses die Fahrtzeit von der Bezirkssportanlage des TSV Forstenried zum Stadion des wichtigsten Klubs in Deutschland auf knapp 30 Minuten. Quer durch die bayrische Landeshauptstadt führt die Route, die eigentlich keine weite ist, wenn man nicht wie Karim Adeyemi über viele Umwege geholpert ist, um zu diesem Ort zu gelangen.
Heute, 14 Jahre nachdem der gebürtige Münchener in Forstenried seinen Weg begonnen hat, öffnet sich hier der Vorhang für das begehrte deutsche Talent.
Karim Adeyemi: „Ruhiger Typ“ oder „Lausbub“?
Der FC Bayern empfängt den österreichischen Meister RB Salzburg im Champions-League-Achtelfinale (21 Uhr/Prime), der deutsche Rekordmeister benötigt nach dem 1:1 im Hinspiel einen Sieg. Das Flutlicht wird strahlen, 25.000 Fans werden erwartet, die einen Salzburger Spieler genauer schauen werden: Karim Adeyemi. 20 Jahre jung, längst Nationalspieler, umworben von vielen Vereinen. Vor allem Borussia Dortmund hat großes Interesse, den Offensivspieler im Sommer ins Ruhrgebiet zu locken.
Zurück zur Bezirkssportanlage des TSV Forstenried, 2008 lässt sich hier dieser Aufstieg noch nicht prophezeien. Das Talent habe er aber bereits gesehen, berichtet Michele Baglieri, damals Jugendtrainer beim TSV, dieser Redaktion. Adeyemi wächst in der Umgebung auf, geht seine ersten Fußballschritte bei dem Amateurverein. „Er war ein ruhiger Typ, nicht extravagant, nicht eingebildet, sondern sehr fleißig“, sagt Bagliere. „Sein Erfolg ist Balsam für meine Seele, mir war schon damals klar, dass so ein Talent irgendwann weiterziehen muss.“
Nun beginnen allerdings die Umwege des jungen Fußballers, nicht unverschuldet, denn so ein „ruhiger Typ“ scheint Adeyemi nicht immer gewesen zu sein. Beim FC Bayern wird man auf das Ausnahmetalent aufmerksam, holt ihn an die Säbener Straße, sortiert ihn mit neun Jahren jedoch wieder aus. Wegen Disziplinlosigkeiten. Kurz kehrt er nach Forstenried zurück, dann nimmt sich die SpVgg Unterhaching seiner an. Präsident Manfred Schwabl fördert Adeyemi, in einem Gespräch mit dieser Redaktion hat der 55-Jährige bereits berichtet, wie er wegen seines Nachwuchsspielers öfter bei Schulterminen mit Lehrerinnen und Lehren gewesen sei als wegen der eigenen Kinder. „Er war ein Lausbub.“
RB Salzburg fordert vom BVB über 40 Millionen Euro für Karim Adeyemi
Gemeinsam mit den Eltern, der Vater ist Nigerianer und die Mutter Rumänin, entscheidet Schwabl, dass Karim Adeyemi nicht trainieren und spielen darf, wenn in der Schule die Leistung ausbleibt. Die harte Linie funktioniert, das Talent findet in die Spur, wird 2019 mit der Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet, als bester U17-Spieler des Jahres. 2018 wechselt Adeyemi zu Red Bull Salzburg, sein Vertrag gilt bis 2024. „Es ist doch eigentlich unfassbar, dass ein solches Toptalent im Ausland spielt und nicht bei einem deutschen Topverein und dass deutsche Nachwuchshoffnungen in der Bundesliga generell zu wenig Chancen bekommen“, meint Schwabl.
Bleibt die Frage, wie es im Sommer weitergeht?
Borussia Dortmund hat schon lange ein Auge auf den Künstler am Ball geworfen, nach den Informationen dieser Redaktion möchte sich dieser auch dem BVB anschließen. Nur bestehen Differenzen beim Preis, Salzburg fordert über 40 Millionen Euro, die Verantwortlichen der Borussia wollen weniger überweisen. „Wie ich schon oft gesagt habe: Mein Fokus ist in Salzburg. Es ist nichts klar. Was im Sommer passiert, passiert im Sommer“, hat Adeyemi zuletzt gesagt. Geht es nach DFB-Direktor Oliver Bierhoff, wäre ein Wechsel nach Dortmund „vielleicht ein guter Schritt“. Er wolle den Profi „auf jeden Fall gerne in der Bundesliga sehen“. Aber bei Bayern München, ebenfalls interessiert, sei die Konkurrenz gerade im Sturm besonders groß.
Karim Adeyemi: Ein Tor am Wochenende
Heute kann Karim Adeyemi zunächst mit seinem aktuellen Verein Besonderes schaffen, den großen FC Bayern stürzen. Im Hinspiel stellte der Angreifer die ohnehin wacklige Bayern-Abwehr vor Probleme, am Wochenende erzielte er beim 4:0-Erfolg über den SCR Altach seinen 15. Saisontreffer. „Mich freut es natürlich, dass Karim getroffen hat, das wird ihm Selbstvertrauen für Dienstag geben“, sagte sein Trainer Matthias Jaissle. Wenn sich der Vorhang nach vielen Umwegen endlich öffnet.