Augsburg. Der BVB kommt beim Kellerkind FC Augsburg nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus und verspielt den erhofften Stimmungsaufheller.
Ganz langsam nur richtete sich Gregor Kobel auf, das Gesicht versteinert. Es war dem Torhüter von Borussia Dortmund anzusehen, dass er seinen Zorn nur mühsam kontrollieren konnte. Wieder einmal hatte er ein vollkommen unnötiges Gegentor gegen einen limitierten Gegner hinnehmen müssen, dieses Mal das 1:1 beim FC Augsburg. Und weil seinen Vorderleuten darauf nichts mehr einfiel, musste sich der BVB tatsächlich mit einem 1:1 (1:0)-Unentschieden beim Kellerkind begnügen – und vor 15.330 Zuschauern die nächste große Enttäuschung innerhalb weniger Tage hinnehmen.
Ein enttäuschender Auftritt des BVB in Augsburg
Der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München ist damit wieder auf acht Punkte angewachsen – und schlimmer noch aus Dortmunder: Der erhoffte Stimmungsaufheller nach dem peinlichen Europa-League-Aus gegen die Glasgow Rangers ist ausgeblieben, die Diskussionen rund um den Klub dürften noch schärfer werden. Denn nicht nur das Ergebnis, auch der Auftritt der Schwarz-Gelben war über weite Strecken enttäuschend.
Überraschen mochte das nicht unbedingt, nicht nur wegen der Dortmunder Unzulänglichkeiten: Auswärtsreisen nach Augsburg ergeben in den seltensten Fällen fußballerische Leckerbissen, die Gastgeber sind mit ihrem aggressiven, zweikampforientierten Stil ein unangenehmer Gegner – gerade gegen eine Mannschaft von Feinfüßen, wie sie der BVB stellt. Allerdings waren diese Feinfüße zu Beginn noch überhaupt nicht gut justiert, immer wieder brachten sich die Dortmunder mit schlampigen Pässen im Spielaufbau selbst in Bedrängnis.
Torchancen blieben für lange Zeit Mangelware
Einer davon resultierte in einem Eckball, bei dem sich Michael Gregoritsch im Zentrum gegen Axel Witsel durchsetzte, den Ball aber knapp neben den Pfosten nickte (10.). Der Hallo-wach-Effekt für Dortmund? Mahmoud Dahoud zog von der Strafraumgrenze ab, FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz aber lenkte den Ball um den Pfosten (13.).
Danach aber blieben Torchancen für lange Zeit Mangelware. Der BVB erarbeitete sich zwar die Kontrolle über Ball und Spiel, aber er konnte die meist tief verteidigenden Gegner selten wirklich in Bedrängnis bringen. Zu langsam, zu ungenau, zu unkoordiniert war der Dortmunder Auftritt. Es gab zwar viele Akteure, die sich bemühten, das Offensivspiel anzukurbeln – aber keinen Zielspieler, weil Mittelstürmer Erling Haaland wieder einmal fehlte. Donyell Malen war zwar nominell Ersatz, aber selten im Sturmzentrum zu finden – meist wuselte er um den Strafraum herum.
Führung verhilft dem BVB nicht zu mehr Lockerheit
Dazu sorgten Fehler im Spielaufbau immer wieder für latente Gefahr – allerdings war die Augsburger Offensive an diesem Tag von ausgesuchter Harmlosigkeit, so fielen die Dortmunder Unzulänglichkeiten nicht ins Gewicht. Und der BVB hat eben die deutlich besseren Einzelspieler, das zeigte sich nach einer guten halben Stunde: Dahoud spielte Thorgan Hazard auf dem rechten Flügel frei, und der schickte mit schnellen Haken erst Mads Pedersen, dann Felix Uduokhai auf den Hosenboden – und traf mit flachem Schuss ins lange Eck (35.).
Die ersehnte Führung, die die Verkrampfung im Dortmunder Spiel zunächst aber nicht löste. Dafür sorgte erst die Halbzeitpause, aus der die Gäste deutlich druckvoller kamen. Die Bälle wurden deutlich höher im Feld erobert und dann schneller in Richtung Tor befördert. Malens starker Abschluss vom Rande des Sechzehners klatschte an die Latte (51.), ein weiterer Abschluss des Niederländers rauschte aus spitzem Winkel ans Außennetz (55.).
Aber das erlösende 2:0 fiel nicht, der Spielaufbau blieb schlampig – und so musste weiter gezittert werden. Pongracic lenkte eine scharfe Flanke fast ins eigene Tor (65.), Torhüter Gregor Kobel vertändelte die Kugel um ein Haar folgenschwer (71.) – und dann war es tatsächlich geschehen: Wieder einmal Konfusion in der Hintermannschaft, wild flipperte der Ball durch den Dortmunder Strafraum – bis ihn Noah Sarenren Bazee per Kopf über die Linie drückte (78.).
Dortmund drückte noch einmal, Dortmund drängte noch einmal, aber Dortmund kam nicht mehr durch – und musste abermals sehr frustriert die Heimreise antreten.