Dortmund. Der BVB lässt das Krisengerede mit dem 6:0 im Borussen-Duell vorerst verstummen. Die Lage der Gladbacher hingegen ist wieder alarmierend.

Wie begossene Pudel standen sie da, die Profis von Borussia Dortmund. Anders aber als so manches Mal zuletzt aber war das nicht den Geschehnissen auf dem Platz, sondern allein dem Wetter geschuldet: Der stürmische Dauerregen von Dortmund hatte alle Profis ordentlich durchweicht, zumindest jenen in Schwarz-Gelb aber war es herzlich egal: Sie hatten 6:0 (2:0), in Worten: sechs (!) zu null gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen, da ließ sich das unbequeme Wetter ganz gut ertragen.

BVB-Kapitän Marco Reus: "Haben eine Reaktion gezeigt"

Die Wortbeiträge der Dortmunder allerdings blieben bemerkenswert nüchtern angesichts des überdeutlichen Erfolgs und all der Kritik, die nach dem 2:4 in der Europa League gegen die Glasgow Rangers auf die Mannschaft eingeprasselt war: Marco Reus, mit zwei Toren und drei Vorlagen der überragende Mann, lobte zwar pflichtschuldig die eigene Mannschaft – wies aber schnell darauf hin, dass die Gladbacher allein in der ersten Halbzeit drei hochkarätige Chancen hatten. Das nüchterne Fazit: „Wir mussten eine Reaktion zeigen, die haben wir gezeigt.“

Die BVB-Stars hatten beim 6:0 gegen Gladbach wieder Grund zur Freude.
Die BVB-Stars hatten beim 6:0 gegen Gladbach wieder Grund zur Freude. © firo

Und Trainer Marco Rose wollte die Frage, ob er glücklich war, gar nicht bejahen: „Ich bin zufrieden mit dem Spiel und dem Ergebnis und der Leistung über weite Strecken“, sagte er. „Das war mal wieder die richtige Reaktion.“ Mal wieder – die Worte verrieten viel. Man weiß beim BVB ja, dass man derartige Auftritte zuletzt nie konservieren konnte, dass auf Nackenschläge wie gegen Glasgow zwar meist eine überzeugende Antwort folgte– danach aber in schöner Regelmäßigkeit der nächste Rückschlag.

Die Dortmunder trauen sich selbst nicht mehr so recht. Und sie wissen auch, dass dieses überdeutliche Ergebnis dem Spielverlauf nur in Teilen entsprach. „Bis zur 70. Minute konnten wir das Spiel auf Augenhöhe gestalten und hatten sogar die besseren Chancen“, meinte Gladbachs Trainer Adi Hütter. Was nach einem 0:6 absurd klang, war eine korrekte Analyse: Vor der Pause kamen Kouadio Koné (23.), Jonas Hofmann (30.) und Florian Neuhaus (36.) im Dortmunder Strafraum frei zum Abschluss, scheiterten aber an Torhüter Gregor Kobel.

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Auf der Gegenseite staubte Reus ab, nachdem Gladbachs Schlussmann Yann Sommer den scharfen Schuss von Donyell Malen nur nach vorne klatschen lassen konnte (26.). Und als Malen später allein auf ihn zulief, hatte Sommer wieder die Finger am Ball, konnte den Einschlag aber erneut nicht verhindern (32.). 2:0 – bis zur Halbzeit machte lediglich die Effizienz den Unterschied zwischen den beiden Borussias.

„Wir haben dem Spiel, indem wir präsent waren, die richtige Richtung gegeben“, lobte BVB-Trainer Rose. „Fußballspiele werden oft über Kleinigkeiten entscheiden. Die Mannschaft, die in den entscheidenden Momenten da ist, gewinnt dann meistens.“ Das zeigte sich spätestens, als Jonas Hofmanns Schuss vom Dortmunder Pfosten zurück ins Feld klatschte (62.), der Ball nach Marius Wolfs Abschluss aber von der Latte ins Tor flog (70.).

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Nach dem Dortmunder 3:0 war der Gladbacher Widerstand gebrochen, die Fohlen agierten konfus wie es einem Tabellendreizehnten entspricht. Und der BVB konnte locker-leicht drei Tore durch den eingewechselten Youssoufa Moukoko (74.), Reus (81.) und Emre Can per Foulelfmeter (90.+1) nachlegen. „Danach ging das Spiel in eine Richtung, die schärfstens zu kritisieren ist“, schimpfte Hütter. „Wir sind in unsere Einzelteile zerfallen, das passt mir überhaupt nicht.“

Druck auf Gladbach-Trainer Adi Hütter wächst

Gladbachs Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt weiter nur vier Punkte, aber die entscheidenden Partien kommen jetzt erst: gegen Wolfsburg, Stuttgart, Hertha und Bochum, die Konkurrenten im Tabellenkeller. Hat die Mannschaft danach kein beruhigendes Polster auf die Abstiegsränge, dürfte Hütter kaum zu halten sein.

Und Rose? Der erlebte ein wenig Genugtuung, musste aber registrieren, dass ihm wieder zwei Spieler wegbrachen: Giovanni Reyna und Dan-Axel Zagadou verletzten sich am Oberschenkel. Ein personeller Rückschlag für das Rückspiel in Glasgow am Donnerstag, in dem es darum geht, die nächste gute Reaktion auf dem Platz zu zeigen. Und dann wären wohl auch die Reaktionen nach dem Spiel ein wenig euphorischer.