Dortmund. In die Fußball-Stadien in NRW dürfen 750 Fans. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erwägt rechtliche Schritte. Sein Unverständnis ist berechtigt.
Ende Februar, wenn der BVB bei den Glasgow Rangers versucht, die Saison in der Europa League aufzuwerten, können 2700 Fans mit nach Schottland reisen. Also mehr als dreimal so viele wie derzeit ins Dortmunder Stadion dürfen. Da kann man schon verstehen, wenn einige Anhänger die Stirn runzeln und nach der Verhältnismäßigkeit fragen, weil eine Reise ins Ausland vermutlich als problematischer angesehen werden kann als ein Besuch eines Fußballspiels in der eigenen Umgebung.
Nur begegnen Länder der Corona-Pandemie nun mal unterschiedlich, Deutschland lässt sich nicht mit Schottland vergleichen, jede Nation kann ihre eigenen Regeln formulieren. Doch selbst in der Bundesrepublik gehen die Bundesländer unterschiedlich mit der Zuschauerauslastung um. Die Partie des Drittliga-Tabellenführers 1. FC Magdeburg am vergangenen Sonntag gegen den TSV Havelse erinnerte durch 13.385 Zuschauern bereits an ein Fußball-Fest, in Nordrhein-Westfalen sind nur 750 Anhänger zugelassen.
Unverständnis von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist berechtigt
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erwägt daher juristische Schritte, nachdem der Bund und die Länder bei ihren Beratungen am Montag Lockerungen ausschlossen. DFL-Chefin Donata Hopfen hätte sich ebenfalls Signale aus der Politik gewünscht. Und das Unverständnis der Verantwortlichen ist berechtigt angesichts der unterschiedlichen Voraussetzungen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat allerdings angedeutet, über die Auslastung bei überregionalen Veranstaltungen noch mal nachzudenken und dabei sowohl Verschärfungen und Lockerungen in den Blick zu nehmen.
Noch wissen wir wenig über die Omikrom-Variante, die die Inzidenzen nach oben rasen lässt. Und, zur Erinnerung: Jeden Tag sterben weiterhin über 100 Menschen an Corona. Doch in einem großen Stadion wie in Dortmund, in dem normalerweise über 80.000 Menschen Platz finden, ließen sich wohl mehr Fans als 750 unterbringen, ohne dabei die Pandemie zu befeuern. Mit Abstand, mit Masken, die Konzepte wurden bereits erprobt. Das Ansteckungsrisiko wäre deutlich geringer als beispielsweise in Kneipen, die weiterhin geöffnet sind.
67.000 Fans im Oktober waren in der Corona-Krise wohl zu viel
In der Corona-Krise muss ständig abgewogen werden, welche Maßnahmen die richtigen sind. Die Öffnungen im Oktober, als etwa in Dortmund wieder 67.000 Interessierte BVB-Spiele verfolgen durften, kamen wohl zu früh. Jetzt wäre mehr möglich, als nur 750 Fans zuzulassen.