Dortmund. Beim 3:0-Arbeitssieg gegen Greuther Fürth erzielt der Dortmunder Stürmer zwei Tore. Die BVB-Bosse hoffen auf einen Verbleib - über 2022 hinaus.

Michael Zorc möchte am liebsten gar nicht lange darüber reden: „Es war einfach nicht gut“, sagt der Sportdirektor von Borussia Dortmund im Gespräch mit dieser Redaktion am Donnerstag über das Bundesligaspiel gegen Greuther Fürth am Vorabend. Und das, obwohl am Ende ein 3:0 (1:0)-Erfolg stand. „Das Erfreuliche gestern waren die drei Punkte“, sagt Zorc. Ansonsten habe vieles gefehlt, unter anderem mannschaftliche Geschlossenheit. „Da müssen wir uns straffen, damit es Berlin deutlich besser wird“, fordert der Sportdirektor. „Wir waren zu fahrig. Und vielleicht hat der eine oder andere den Gegner zumindest im Unterbewusstsein doch zu sehr auf die leichte Schulter genommen.“

Erling Haaland erzielte 30 Tore für den BVB im Kalenderjahr

Zorc gibt damit die herrschende Meinung in Dortmund wieder. Auch Spieler und Trainer wissen, dass sie sich am Samstag bei Hertha BSC (18.30 Uhr/Sky) deutlich steigern müssen. Die Fans pfiffen in der zweiten Halbzeit sogar, als es ihnen zu behäbig, zu uninspiriert wurde. Die Zuschauer haderten auf der Tribüne, die Spieler haderten auf dem Rasen, die Fürther haderten mit dem Schiedsrichter. Irgendwie waren sie alle unzufrieden nach dem Dortmunder Sieg durch Erling Haaland (33./Handelfmeter, 82.) und Donyell Malen (89.).

Wieder einmal Erling Haaland. Es waren sein 13. Doppelpack und seine Tore 29 und 30 im Kalenderjahr 2021. Der Norweger war wie so oft der entscheidende Faktor, obwohl auch er selbst einen äußerst überschaubaren Auftritt hingelegt hatte, nur selten zur Geltung kam – in den entscheidenden Szenen aber war er voll da. Sein Schuss an Maximilian Bauers Arm führte zum Handelfmeter, den Haaland auch selbst verwandelte. Und in der Schlussphase wuchtete er den Ball nach einer Freistoßflanke von Julian Brandt per Kopf über die Linie (82.).

Auch interessant

„Das ist Erlings Qualität, dass er aus sehr wenig Tore machen kann“, lobte Zorc. „Außerdem fällt in den letzten Wochen auf, dass er sein Kopfballspiel deutlich verbessert hat. Das war ein schulbuchmäßiger Kopfball zum 2:0.“ Wieder einmal durften die Dortmunder am Ende also hauptsächlich wegen Haaland jubeln – doch der jubelte lieber für sich. Während die Mannschaft vor der Südtribüne mit den Fans die obligatorischen Feierrituale vollzog, begab sich der 21-Jährige auf seine ganz eigene Ehrenrunde durchs Stadion. Vor der Südtribüne landete er dabei auch irgendwann und holte sich seinen Applaus ab.

BVB will Top-Torjäger Erling Haaland unbedingt halten

Es war nicht das erste Mal, dass Haaland seine eigene Jubelrunde durchs Stadion drehte, bislang war er danach aber immer zu den Kollegen gestoßen – diesmal nicht. Und das ließ vor allem in Spanien und England prompt Spekulationen ins Kraut schießen, ob sich der Norweger hier schon von den Fans verabschiedet hatte, ob er den BVB schon im Winter verlässt.

Der BVB allerdings will und wird seinen Top-Torjäger so lange halten, wie es vertraglich möglich ist. In diesem Fall bedeutet das: mindestens bis Sommer. Dann kann Haaland für eine Summe ab 75 Millionen Euro aus seinem Vertrag aussteigen.

Auch interessant

Aber wird er das auch tun? In den kommenden Wochen wollen sich die BVB-Chefs zwar mit Haaland und seinen Beratern zusammensetzen. Allzu schnelle Klarheit erwarten sie nach Informationen dieser Redaktion allerdings nicht. Ganz sicher nicht mehr bis Jahresende, eher in Richtung Februar dürfte Gewissheit herrschen.

Karim Adeyemi ist beim BVB ein Kandidat

Zuletzt ist der Optimismus eher gewachsen, dass der Stürmer vielleicht noch ein Jahr bleibt, denn der Transfermarkt ist in Corona-Zeiten schwierig, die Schar der Interessenten vermutlich klein. Andererseits hinterließen die zurückliegenden Wochen auch bei Haaland den Eindruck, dass er sich zuletzt deutlich schneller entwickelte als sein Klub.

So oder so fahndet der BVB bereits mit Hochdruck nach einem offensiven Zugang für den Sommer.

Auch interessant

GYI_1358561423.jpg
© Getty

Der soll auf den Namen Karim Adeyemi hören, der 19-jährige Nationalstürmer ist Dortmunds Wunschlösung – auch falls Haaland bleibt. Der BVB ist nicht allein in seinem Werben, rechnet sich aber dennoch gute Chancen aus – zumal Adeyemis Berater Thomas Solomon kürzlich in spanischen Medien so zitiert wurde: „Vor ein paar Tagen haben wir definitiv ‚Nein‘ zu Barcas Angebot für Adeyemi gesagt, Barca ist für Karim keine Option mehr. Das Beste für ihn ist ein deutscher Klub.“ Am schwierigsten dürfte eine Einigung der Klubs werden: RB Salzburg hofft auf mindestens 35 Millionen Euro Ablöse, der BVB will wohl deutlich unter 30 Millionen bleiben. Bei Adeyemi selbst glaubt der BVB dank hervorragender Entwicklungschancen für junge Spieler, die besten Argumente auf seiner Seite zu haben – das hat ja einst schon Haaland überzeugt.