Lissabon. Für Abwehrchef Mats Hummels hat der BVB vier Alternativen. Jede bringt eigene Stärken, aber auch Probleme mit sich.
Sie haben sich eine ganze Weile vorbereiten können auf diesen Fall: Dass Borussia Dortmund im Champions-League-Spiel bei Sporting Lissabon am Mittwoch (21 Uhr/DZN) ohne Mats Hummels wird auskommen müssen, war klar, seit der vor drei Wochen bei der 1:3-Niederlage gegen Ajax Amsterdam die Rote Karte gesehen hatte – was eine groteske Fehlentscheidung war, die auch der Video-Assistent nicht verhindert hatte.
Der BVB hatte zwar Einspruch gegen den Platzverweis eingelegt, aber allen Beteiligten war schon vorher klar, dass das vor allem für die Galerie war. „Das wurde zur Kenntnis genommen, man bleibt bei der Uefa aber dabei“, sagt Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. „Wir haben es trotzdem gemacht, weil wir uns ungerecht behandelt fühlten. Aber wenn man die Mühlen der Uefa kennt, wusste man, dass es nicht besonders große Erfolgschancen hat.“ Und damit ist man nun endgültig bei der Frage angelangt: Wer soll Hummels gegen Sporting ersetzen?
BVB: Marco Rose sucht den Nebenmann von Manuel Akanji
In Flug EW1909 nach Lissabon saßen am Dienstag vier Spieler, die in der Innenverteidigung als Nebenmann des unumstrittenen Manuel Akanji in Frage kommen: Dan-Axel Zagadou, Marin Pongracic, Emre Can und Axel Witsel. Der 1,96 Meter große Zagadou wäre von seiner Veranlagung her die richtige Lösung für einen Gegner, der laut BVB-Trainer Rose kopfballstark und stark bei Standardsituationen ist. Der Franzose ist unter den verfügbaren Alternativen am wehrhaftesten in der Luft. Allerdings hat er seit Monaten wegen diverser Verletzungen kaum auf höchstem Niveau gespielt, zuletzt sammelte er bei der U23 in der 3. Liga Einsatzminuten, um sich wieder an die maximale Belastung heranzutasten. „Wir sind froh, dass er wieder so gesund und fit ist und in Halle ein gutes Spiel über 60 Minuten gemacht hat“, sagt BVB-Trainer Rose. „Aber wir reden hier über Champions League und er hatte lange keine Matchpraxis.“
Was also tun? Marin Pongracic wäre der einzig verbliebene gelernte Innenverteidiger, aber die Leihgabe vom VfL Wolfsburg enttäuschte nach ordentlichem Start in Dortmund zuletzt und scheint in Roses Gunst ein wenig abgerutscht. Mittelfeldspieler Axel Witsel käme als Aushilfskraft in Frage, er brächte ein ordentliches Kopfballspiel und viel Erfahrung und Übersicht mit. Allerdings spricht vieles dafür, dass Rose die Ballsicherheit des Belgiers lieber im Mittelfeld zur Anwendung brächte.
BVB: Trainer Marco Rose schätzt Emre Can
Und so läuft vieles auf die defensive Allzweckwaffe Emre Can heraus. Der Nationalspieler war ebenfalls eine Weile verletzt, aber längst nicht so lange wie Zagadou. Ihm wäre ein Startelfeinsatz zuzutrauen, Rose schätzt zudem seine engagierte, aggressive Spielweise – die könnte man in einem Endspiel um Platz zwei in Lissabon gut gebrauchen. Allerdings: Sonderlich kopfballstark ist Can nicht.