Lissabon. Der BVB spielt am Mittwoch bei Sporting Lissabon. Es geht ums Weiterkommen. Ein Sieg in der Champions League würde viele beruhigen.

Marco Rose hatte einen guten Plan, aber auch gute Pläne können scheitern. Das weiß der Trainer von Borussia Dortmund zur Genüge, am Dienstagabend aber muss er es am Estadio José Alvalade wieder einmal erleben. Am Tag vor dem Champions-League-Spiel bei Sporting Lissabon (Mittwoch, 21 Uhr/DAZN) soll Rose mit deutschen und portugiesischen Journalisten über die Partie sprechen. Er ist zeitig am Mannschaftshotel aufgebrochen, der Fahrer des Shuttlebusses setzt ihn auch wunschgemäß am Sporting-Stadion ab – allerdings auf der falschen Seite, wo sämtliche Eingänge verschlossen waren. So muss der BVB-Trainer erst das halbe Stadion umrunden, bis er mit 13 Minuten Verspätung im Presseraum erscheint.

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Am Mittwoch soll sein Plan besser funktionieren, das macht er gleich einmal deutlich: „Wir spielen auf Sieg, so wie immer“, sagt Rose. „Wir haben uns eine Idee zurechtgelegt, wir haben den Gegner ja schon einmal bespielt und jetzt noch einmal beobachten können. Wir wissen, worum es geht.“ Um eine ganze Menge nämlich. Die Partie bei den punktgleichen Portugiesen ist am vorletzten Gruppenspieltag ein echtes Endspiel um Platz zwei und damit um den Einzug ins Achtelfinale. Weil der BVB das Hinspiel 1:0 gewann, ist er leicht im Vorteil: Bei einem Sieg wäre man weiter, bei einer Niederlage mit mindestens zwei Toren Differenz allerdings raus – und jedes andere Ergebnis würde die Entscheidung vertagen.

BVB-Torwart Gregor Kobel freut sich auf das Sporting-Spiel

Doch von einem Scheitern will man beim BVB nichts wissen. "Wir wollen jedes Spiel gewinnen, deswegen gehen wir es gar nicht anders an als andere“, sagt der im Sommer verpflichtete Torhüter Gregor Kobel. „Wenn man zu Borussia Dortmund geht, freut man sich auf genau solche Spiele. Und hoffentlich kommen noch ein paar weitere hinzu.“

Genau darum geht es am Mittwoch – und auch noch um ein wenig mehr. Zum Beispiel um jede Menge Geld: Zehn Millionen Euro schüttet die Uefa an Prämie an jeden Klub aus, der das Achtelfinale erreicht. Hinzu kommen TV-Einnahmen, Sponsorengelder und einiges mehr.

BVB ist derzeit noch voll im Soll

Es geht aber auch um die Stimmungslage im Klub. Aktuell ist der BVB ist in allen Wettbewerben im Soll, das betonen die Verantwortlichen öffentlich wieder und wieder. In der Liga auf Platz zwei, mit nur einem Punkt Rückstand auf den FC Bayern, im DFB-Pokal im Achtelfinale, in der Champions League mit der Chance aufs Weiterkommen. Andererseits gab es da einige Niederlagen, die mächtig auf die Stimmung drückten: Das 0:4 bei Ajax etwa, als man den Niederländern eklatant unterlegen war. Und das 1:2 bei RB Leipzig, als man nicht viel weniger chancenlos war. „Das war nicht Borussia Dortmund“, urteilt Sportdirektor Michael Zorc.

Was aber ist Borussia Dortmund? Rose, seit Sommer im Amt, hat klare Vorstellungen: Kraftvoll und aggressiv soll seine Mannschaft spielen, bissig gegen den Ball, den Gegner hoch pressen und im Ballbesitz schnell und direkt den Weg nach vorne suchen. Das hat im Saisonverlauf mal besser und mal schlechter geklappt, die vielen Verletzten und die komplizierte Vorbereitung machten es schwer, eine Spielidee einzuüben und umzusetzen.

BVB-Trainer Marco Rose muss wieder improvisieren

Und bei einem Klub wie dem BVB geht es ja auch nicht nur um das Erlebnis, sondern auch um das Ergebnis. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vergleicht die Tabelle gerne mit einem Zeugnis – die Abschlusstabelle der Champions-League-Gruppe C wäre dann das erste wichtige Zwischenzeugnis für Rose. Ein Ausscheiden gegen Lissabon, Besiktas Istanbul und Ajax würde so manche Diskussion entfachen – und dem bislang recht erfolgreichen Trainer die ersten Schrammen zufügen.

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Dabei hat Rose wieder einmal das Problem, das er seit Beginn seiner Tätigkeit hat: Er wird personell improvisieren müssen. Als Flug EW1909 am Dienstagmittag um 12.36 Uhr Ortszeit bei strahlendem Sonnenschein in Lissabon landete, fehlten unter anderem die Offensivkräfte Youssoufa Moukoko (Augenentzündung), Thorgan Hazard (Corona) Erling Haaland und Giovanni Reyna (beide Muskelverletzungen) sowie der rotgesperrte Abwehrchef Mats Hummels. „Was soll ich machen“, sagt Rose lächelnd. „Die sind nicht dabei, also stellen wir die auf, die fit sind und sich dafür qualifizieren.“ Und die sich dann im Stadion hoffentlich besser zurechtfinden als ihr Trainer am Dienstag davor.