Dortmund. Der BVB rückt nach dem 2:1 gegen Stuttgart ganz nah an Spitzenreiter FC Bayern heran. Dennoch will Trainer Marco Rose nicht vom Titel reden.

Marco Rose hatte die Frage erwartet, dennoch war er nicht besonders glücklich, als sie dann kam. Die Frage hatte ja in der Luft gelegen, nachdem Borussia Dortmund das Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart mit 2:1 (0:0) gewonnen hatte, nachdem der BVB auf einen Punkt an Spitzenreiter FC Bayern herangerückt war und nachdem ein großer Teil der 57.900 Zuschauern nach Abpfiff sang „Deutscher Meister wird nur der BVB“ – und den Dortmunder Profis den obligatorischen Auftrag mitgab, den Bayern im Spitzenspiel in zwei Wochen doch bitte die Lederhosen auszuziehen.

BVB erlebt in dieser Saison Höhen und Tiefen

Und natürlich wurde dann auch Rose gefragt, wie er es denn hält mit der Meisterschaft. „Das ist meine Lieblingsfrage heute“, gab Rose zurück. Es schmeckt ihm grundsätzlich nicht, wie schnell es manchmal geht im Fußballgeschäft. Dass seine Mannschaft erst hochgejubelt wurde, dass nach den Niederlagen gegen Ajax Amsterdam und bei RB Leipzig vieles schon wieder in Frage gestellt wurde und nun von der Meisterschaft die Rede ist. Der BVB-Trainer blieb deswegen lieber im Ungefähren. „Natürlich sind die Erwartungen bei Borussia Dortmund groß, von uns selbst und von außen“, sagte er. „Wir haben das Ergebnis der Bayern wahrgenommen und unser Spiel gewonnen, das ist das Wichtigste. Wir sind oben dran und wollen oben dranbleiben.“

Vom Ergebnis abgesehen hatte es auch nicht allzu meisterlich ausgesehen, was der BVB gegen wackere, allerdings auch arg verletzungsgebeutelte Schwaben auf den Rasen gebracht hatte. Die Dortmunder haben ja selbst noch immer gewisse Personalsorgen: Raphael Guerreiro stand zwar wieder in der Startelf, Emre Can und Mahmoud Dahoud saßen auf der Bank. Aber Torjäger Erling Haaland fehlt ebenso wie Giovanni Reyna – und damit einiges an offensiver Wucht und Inspiration. Der BVB schoss zwar zwei Tore durch Donyell Malen (56.) und Marco Reus (85.), tat sich aber ansonsten arg schwer, den Stuttgarter Abwehrriegel zu knacken – und leistete sich wieder einmal defensive Schwächen, die aber nur zu einem Gegentor durch Roberto Massimo führten (63.).

„Es war ein durchwachsenes Spiel“, urteilte Julian Brandt. „Die Gegner stehen gegen uns sehr tief momentan und wir tun uns zurzeit damit schwer, Chancen zu kreieren.“ Der BVB hatte natürlich deutlich mehr Ballbesitz und die Partie weitgehend unter Kontrolle – die beste Gelegenheit im ersten Durchgang aber hatte tatsächlich der VfB: Tanguy Coulibaly kam erstaunlich frei zum Abschluss, aber BVB-Torhüter Gregor Kobel verhinderte mit einer Glanzparade den Rückstand (38.).

BVB: Donyell Malen erzielt erstes Bundesligator

Nach vorne blieb vieles Stückwerk an diesem Tag. Bis sich Donyell Malen ein Herz fasste, aus 20 Metern abzog und der Ball, abgefälscht durch Hiroki Itos Rücken, im Tor einschlug (56.). Es war das erste Bundesligator des Niederländers.

Lange freuen konnte er sich darüber aber nicht: Manuel Akanji verlor den Ball und dann schaltete der VfB blitzschnell um: Atakan Karazor spielte steil auf Massimo, der nach langer Verletzungspause genesene Raphael Guerreiro rutschte weg, Mats Hummels ließ sich allzu leicht austanzen und am Ende schob Massimo den Ball lässig ins lange Eck (63.).

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Auch die Entscheidung sollte durch einen Konter herbeigeführt werden. Die Stuttgarter hofften nun auf den Sieg und den Befreiungsschlag im Abstiegskampf und vernachlässigten bei einem Eckball die Absicherung. Reus überquerte mit dem Ball den halben Platz und bediente dann Thorgan Hazard. Dessen Schuss konnte VfB-Torhüter Florian Müller noch halten, doch den Abpraller schob Reus ohne Mühe ein (85.) – und damit war die Bühne bereitet für die Party nach dem Abpfiff und für die Gesänge von der Meisterschaft.

„Das war ein Sieg des Willens“, freute sich Kapitän Reus. „Unsere Fans haben uns heute durchs Spiel getragen.“ Viel Rückenwind gebe das Ergebnis, meinte Trainer Rose. „Jetzt wollen wir dranbleiben und natürlich wollen wir uns auch noch verbessern.“ Am Mittwoch nämlich steht das Champions-League-Spiel bei Sporting Lissabon an, dann geht es ums Weiterkommen in der Champions League. Am Wochenende folgt das Ligaspiel beim VfL Wolfsburg, eine Woche später das Spitzenspiel gegen Bayern München. Allesamt Gegner, die größere Schwierigkeiten bereiten dürften als die tapferen, aber verletzungsgeplagten Stuttgarter.