Dortmund. Der BVB gewinnt gegen Mainz - aber spürt schon zum Start der Englischen Wochen den Kräfteverschleiß. Die Personallage bleibt angespannt.
Am Ende reicht die Kraft kaum noch zum Jubeln: Jude Bellingham hat alles hineingesteckt in diese letzte Szene, die Balleroberung, den Sprint, den Pass auf Erling Haaland – der in der Nachspielzeit vor 63.812 überwiegend begeisterten Zuschauern das entscheidende 3:1 für Borussia Dortmund gegen Mainz 05 schießt. Und Bellingham schafft es immerhin noch, die Arme in die Luft zu reißen. „Ich konnte nicht mehr wild herumrennen, ich fühlte mich schon tot“, erzählt er später grinsend. „Das einzige, was ich noch tun konnte, war, die Arme zu heben.“
BVB siegt gegen "unangenehme Mainzer Mannschaft"
Erschöpfung und Erleichterung, das sind die wesentlichen Gemütszustände in Dortmund nach dem 3:1 (1:0)-Sieg durch Tore von Marco Reus (3.), Erling Haaland (54./Handelfmeter, 90.+4) und dem Mainzer Jonathan Burkardt (88.). Das klingt auch noch am Sonntag bei Sebastian Kehl durch. „Wir haben drei wichtige Punkte geholt – gegen eine unangenehme Mainzer Mannschaft, die vorher nur fünf Gegentore kassiert hatte“, sagt der Leiter der Lizenzspielerabteilung im Gespräch mit dieser Redaktion. Gute und weniger gute Phasen habe es gegeben. „Vor allem die erste Halbzeit haben wir klar dominiert, Marco Reus hat uns wieder einmal mit einem schönen Tor in Führung gebracht“, lobt Kehl.
Und die Dortmunder brachten sich mal wieder unnötig in Bedrängnis, indem sie ein eigentlich entschiedenes Spiel fast aus den Händen gaben. Lange ließen sie den Mainzern keinen Raum, im zweiten Durchgang klafften dann aber doch ein paar Lücken – und so kamen die Gäste auf 1:2 heran, weil der sonst sichere BVB-Torhüter Gregor Kobel den Ball genau auf den Kopf eines Mainzers schlug.
Dortmund zitterte um die drei Punkte – bis Haaland die Angelegenheit endgültig entschied. „Dass wir immer wieder so ein idiotisches Gegentor kassieren, ärgert mich schon ein bisschen“, schimpft Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Das Gegentor am Ende muss natürlich nicht sein“, meint auch Kehl. „Aber angesichts unserer personellen Konstellation kann man zufrieden sein.“
BVB: Sieben Spiele in 22 Tagen
Das Spiel gegen Mainz ist die erste von sieben Partien innerhalb von 22 Tagen – doch schon zu Beginn dieses Mammutprogramms läuft der BVB praktisch auf Reserve. „Am Ende waren der Mannschaft und dem einen oder anderen Spieler ein gewisser Kräfteverschleiß anzumerken“, sagt Kehl. „Einigen fehlt noch der Spielrhythmus, einige hatten keine richtige Vorbereitung, wieder andere haben länger wegen Verletzungen gefehlt. Da kommen momentan einige Dinge zusammen.“
Sieben Profis fehlen aktuell verletzt, Erling Haaland und Emre Can standen erstmals nach Verletzungspausen in der Startelf. Sie waren beide noch nicht bei hundert Prozent, aber beide taten mit ihrer Körperlichkeit dem Dortmunder Spiel gut. Und Haaland schoss nebenbei wieder einmal zwei Tore, was seine Quote nun auf unglaubliche 70 Tore in 68 Pflichtspielen schraubt – und den BVB auf Tabellenplatz zwei klettern lässt.
BVB-Boss Watzke schwärmt
„Wir stehen gut da, die Mannschaft spielt schönen offensiven Fußball“, schwärmt Watzke. „Du spürst, dass zwischen dem Trainer und der Mannschaft und zwischen Trainer, Mannschaft und Fans wieder eine richtige emotionale Verbindung besteht, die Menschen haben unglaublich Spaß an dieser Mannschaft. Das ist ein gutes Zeichen.“
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Haaland hielt nach überstandener Oberschenkelprellung sogar das komplette Spiel durch, was so nicht geplant war. Aber der Stürmer signalisierte Trainer Marco Rose immer wieder: Es geht noch. „Wir brauchten ihn bei gegnerischen Standards hinten drin“, sagte Rose – und schob grinsend nach: „Daneben macht er mal immer ein Tor, was auch helfen kann.“ Allerdings hätte der Trainer seinem Stürmer gegen Ende schon ganz gerne ein bisschen Erholung gegönnt. Aber Emre Can musste dringender runter, Mats Hummels sollte seiner seit Monaten zwickenden Patellasehne etwas Ruhe gönnen – und so waren die Wechsel irgendwann aufgebraucht.
Hoffen auf Dahoud – für Samstag
Nun gilt es, bis Dienstag möglichst gut zu regenerieren, dann steht das Champions-League-Spiel bei Ajax Amsterdam (21 Uhr/Prime) an. „Personell wird sich in dieser Woche nicht wahnsinnig viel tun“, sagt Kehl. „Wir haben die Hoffnung, dass bei Mo Dahoud etwas gehen kann – vielleicht nicht für Dienstag, aber eventuell für das Wochenende.“
Einstweilen müssen sich die verbliebenen Profis durchbeißen – und hoffen, dass die Kraft noch zum Toreschießen und vielleicht sogar zum Jubeln reicht.