Dortmund. Der BVB ist zu abhängig von Torjäger Erling Haaland. Die Alternativen im Kader können den Torjäger (noch) nicht ersetzen. Ein Kommentar.
Erling Haaland ist aktuell einer der besten Stürmer der Welt, und deswegen ist es auch keine besonders überraschende Diagnose, wenn man feststellt: Borussia Dortmund ist in großem Maße abhängig von diesem Haaland. Es würde wohl fast jede Mannschaft der Welt spüren, wenn ein solcher Torjäger fehlt. Auch der FC Bayern tut sich ja deutlich schwerer, wenn Robert Lewandowski mal fehlt.
Bei kaum einer Mannschaft allerdings verändert es das Spiel so sehr, wenn dieser eine Spieler nicht dabei ist. Man sah das zuletzt beim 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach, als jede offensive Zuspitzung fehlte – auch schon vor dem Platzverweis. Ja, es fehlten auch weitere wichtige Offensivspieler wie Marco Reus, Giovanni Reyna und Julian Brandt. Und doch kann man sicher sein, dass es mit Haaland ein anderes Spiel gewesen wäre, dass er mit seiner Wucht und seiner Dynamik die Abwehr deutlich mehr gestresst hätte, dass er lange Bälle festgemacht, Lücken für seine Mitspieler aufgerissen und vermutlich auch das eine oder andere Törchen geschossen hätte.
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Man muss ja nur mal ausrechnen, was dem BVB in der Bundesliga ohne Haalands Torbeteiligungen fehlen würde: der 5:2-Sieg gegen Frankfurt (zwei Tore, drei Vorlagen), der 3:2-Sieg gegen Hoffenheim (ein Tor), der 4:3-Sieg in Leverkusen (zwei Tore, eine Vorlage) und der 4:2-Sieg gegen Union Berlin (zwei Tore). Statt vier Siegen hätte man zwei Unentschieden und zwei Niederlagen und damit zehn Punkte weniger.
Nur Schalke ist noch abhängiger von seinem Stürmer
Natürlich kann man das so holzschnittartig nicht rechnen, es hätten ohne Haaland ja andere Spieler treffen können – aber es verdeutlicht schon, wie wichtig der Angreifer ist. Als er in der vergangenen Saison für vier Spiele fehlte, rutschte der BVB in der Tabelle ab und feuerte Trainer Lucien Favre. Im deutschen Profifußball gibt es wohl nur eine Mannschaft die noch abhängiger ist von einem Torjäger: den FC Schalke mit Simon Terodde.
Beim BVB verweist man darauf, dass man die Mehrzahl der Ligaspiele, in denen Haaland fehlte, gewonnen hat, was auch stimmt: fünf Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen. Allerdings wurden diese Siege gegen Hertha, Bielefeld, Paderborn, Bremen und Leipzig eingefahren – und nur die letztgenannte Mannschaft zählt in der Bundesliga überhaupt zur oberen Hälfte.
Donyell Malen muss sich schnellstmöglich steigern
Was aber folgt aus der Diagnose? Der BVB braucht eine verlässliche Alternativlösung im Sturmzentrum, was leichter gesagt ist als getan. Youssoufa Moukoko ist es bislang nicht, er hat den Sprung vom Junioren- zum Profifußball noch nicht wirklich vollziehen können – was auch viel verlangt ist von einem 16-Jährigen. Aber man kann ja auch nicht einfach einen hochklassigen und entsprechend teuren Mittelstürmer holen, den man dann über weite Teile der Saison auf der Bank parkt, weil Haaland ja immer spielen will.
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Daher hatte die Idee viel Charme, im Sommer Donyell Malen zu holen. Einen, der auf dem Flügel spielen kann, als zweiter Stürmer neben einem echten Neuner wie Haaland – und der diesen im Zweifel auch mal vertreten kann. In der Theorie klingt das sehr überzeugend. In der Praxis kann Malen dieses Anforderungsprofil aber noch nicht erfüllen, er steht aktuell bei null Torbeteiligungen. Das muss sich ändern, und zwar möglichst schnell. Sonst müsste sich der BVB im Winter tatsächlich nach einem umgucken, der nicht zu viel kostet und im Zweifel dennoch weiß - wo das Tor steht - wie ihn der FC Bayern im Ex-Schalker Eric Maxim Choupo-Moting hat.