Leverkusen. Dreimal lag der BVB in Leverkusen zurück – und trotzdem siegt Dortmund bei der Werkself. Nach 90 Minuten heißt es 4:3.
Die Becher flogen, die meisten der 17.605 Zuschauer pfiffen, aber Erling Haaland war es egal: Der Stürmer machte einen Satz in die Luft, breitete die Arme aus und ließ sich dann von den Kollegen feiern. Er hatte einem hochklassigen, einem verrückten Spiel in der 77. Minute die nächste Volte gegeben, er hatte einen Elfmeter zum 4:3 verwandelt. Und 4:3 (1:2) war auch der Endstand aus Dortmunder Sicht – ein wichtiger Erfolg bei einem Kontrahenten um die Champions-League-Ränge.
Dabei hatte es für den BVB nicht gut angefangen, die erste nennenswerte Aktion des Spiels resultierte aus einem Ballverlust – ausgerechnet durch den sonst so ballsicheren Axel Witsel. Doch Moussa Diaby schoss aus 20 Metern über das Tor (4.). Das hätte dem BVB eine Warnung sein können, doch fünf Minuten später schenkte Raphael Guerreiro die Kugel am eigenen Strafraum leichtfertig her. Und diesmal stach Jungnationalspieler Florian Wirtz in die Lücke zwischen den beiden Dortmunder Innenverteidigern und setzte den Ball unhaltbar direkt neben den Pfosten – das frühe 0:1 aus Dortmunder Sicht (9.).
BVB in der Anfangsphase oft zu zögerlich
Die Gäste hätten gleich zurückschlagen können, Erling Haaland steckte durch auf Julian Brandt, der hob den Ball über den herausstürzenden Lukas Hradecky – aber auch am Tor vorbei (11.). Dortmund hatte mehr vom Ball, kam aber selten nur so zwingend zum Abschluss und musste immer wieder brandgefährliche Leverkusener Konter überstehen. Mal rettete Guerreiro in höchster Not (19.), mal schossen Patrik Schick per Freistoß (22.) und Robert Andrich aus der Distanz (31.) knapp vorbei.
Die Dortmudner dagegen waren im gegnerischen Drittel oft zu zögerlich, gerade Brandt verlor zu viele Bälle. Und doch kam der BVB zurück – weil Brandt nämlich mal eine schöne Verlagerung auf Thomas Meunier spielte, weil der scharf flankte und weil Erling Haaland sich im Strafraum scheinbar spielend gegen Odilon Kossounou durchsetzte und einköpfte (37.). Und der Jubel über den ersten Treffer war kaum verklungen, da rollte die nächste Angriffswelle des BVB. Wieder flankte Meunier, wieder köpfte Haaland, diesmal aber flog der Ball zu Jude Bellingham, der ihn über die Linie drückte. Unbändiger Jubel in Schwarz-Gelb – bis Videoassistent Guido Winkmann intervenierte. Und nach Ansicht der Bilder entschied Schiedsrichter Daniel Siebert auf ein Foulspiel durch Mahmoud Dahoud in der Entstehung und nahm den Treffer zurück (39.).
Der BVB war nun aber deutlich besser im Spiel, eroberte die Bälle höher im Feld, spielte druckvoller nach vorne – und musste doch die kalte Dusche hinnehmen: Brandt verlor den Ball, Kerim Demirbay schaltete blitzschnell um, spielte einen präzisen langen Ball auf Wirtz, der in Richtung Strafraum marschierte und im richtigen Moment ablegte auf Schick. Und der Tscheche schoss präzise ins lange Eck (45.+1).
Traumtore von Guerreiro und Brandt für den BVB
Der BVB aber kam druckvoll aus der Halbzeitpause, Guerreiro schoss knapp vorbei (47.). Und dann marschierte Meunier den gesamten Flügel herab, gab nach innen. Haaland ließ klatschen, eigentlich ungenau, in den Rücken von Brandt – aber der nahm den Ball mit der Hacke mit, überlief noch Jonathan Tah und traf dann mit Wucht zum Ausgleich (49.).
Der BVB schien am Drücker. Schien. Denn den Treffer machte erneut Leverkusen: Einen Eckball köpfte Haaland aus dem Strafraum, doch dort lauerte Diaby und schoss unhaltsam ins Eck (55.). Die nächste Volte in einer ebenso verrückten wie hochklassigen Partie.
Dortmund drückte und drängte auf den Ausgleich, Trainer Marco Rose brachte den offensiven Donyell Malen für den defensiver orientierten Witsel (65.). Und es war eine Standardsituation, die dem Spiel die nächste Wendung gab: Guerreiro zirkelte einen Freistoß aus 25 Metern genau in den Winkel (71.).
BVB-Torjäger Erling Haaland schießt Dortmund zum Sieg
Und dann die nächste kontroverse Video-Intervention: Kossounou hatte Reus im Strafraum mit der Hand im Gesicht getroffen, Schiedsrichter Siebert ließ erst weiterlaufen – und entschied nach Ansicht der Bilder doch auf Strafstoß. Haaland verwandelte sicher (77.).
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Entschieden war damit noch lange nichts, die Partie blieb intensiv, die Leverkusener waren weiterhin gefährlich. Gregor Kobel rettete die Führung, als Lucas Alario frei vor ihm auftauchte (80.). So blieb es beim knappen und letztlich auch etwas glücklichen Sieg für den BVB, der sich and er Tabellenspitze festsetzt – aber weiter viel Arbeitsbedarf in der Defensive hat.