Dortmund. Der neue Dortmunder Trainer Marco Rose muss in Leverkusen wieder Ausfälle kompensieren. Seine Amtszeit ist bislang eine Improvisationsübung.

Ist das nun Humor oder schon Galgenhumor? Schwer zu sagen, in jedem Fall gönnt sich Borussia Dortmunds Trainer Marco Rose noch den einen oder anderen Scherz zwei Tage vor dem Bundesligaspiel bei Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Zum Beispiel über einen Hilferuf an den Bundestrainer. „Ich könnte Hansi Flick ja mal anrufen und fragen, ob er mir seinen neuen Standardtrainer für ein paar Tage ausleiht“, sagt Rose. Denn seine Mannschaft hat in den jüngsten Spielen wieder einige Tore durch Standardsituationen kassiert, während die Nationalmannschaft beim 4:0-Sieg auf Island ein Tor nach einem Freistoß erzielte – Antonio Rüdiger köpfte wuchtig ein.

Und diesen Rüdiger könnte Rose eigentlich noch ein bisschen besser gebrauchen als Standardtrainer Mads Buttgereit. Denn in der Länderspielphase ist so ziemlich das Gegenteil dessen eingetreten, was man sich in Dortmund erhofft hatte: Statt dass sich die seit Wochen angespannte Personallage endlich entspannt, statt dass die angeschlagenen Spieler nach und nach näher an ihre vollständige Fitness heranrücken, sind gleich drei Spieler angeschlagen von ihren Reisen mit der Nationalmannschaft zurückgekehrt – und das vor dem Ligaspiel gegen den bislang stärksten Gegner in der laufenden Saison.

Thomas Meunier verschärft die Not in der BVB-Abwehr

Giovanni Reyna hat sich eine Muskelverletzung zugezogen und wird sicher ausfallen. Kapitän Marco Reus wird wohl spielen können, die Kniebeschwerden sind weitgehend abgeklungen. Thomas Meunier dagegen ist fraglich, und damit verschärft sich vor allem in der Abwehr wieder einmal die Not – zumal Flick den Dortmundern nicht wird helfen können, er hat Rüdiger ja selbst schon zurücksenden müssen zu dessen Arbeitgeber FC Chelsea.

Der Einsatz des belgischen Nationalspielers Thomas Meunier ist in Leverkusen fraglich.
Der Einsatz des belgischen Nationalspielers Thomas Meunier ist in Leverkusen fraglich. © dpa | Bruno Fahy

Trainer Rose muss seine Probleme also mit den üblichen Bordmitteln lösen. Er muss hoffen, dass Mats Hummels nach längerer Verletzung und wenigen Tagen im Mannschaftstraining tatsächlich schon bereit ist für Leverkusen (Tendenz: ja, aber nicht für die Startelf). Er muss wohl den Mittelfeldspieler Axel Witsel wieder für die Abwehr zweckentfremden. Und er muss Manuel Akanji weiter durch den Spielbetrieb hetzen, obwohl der nach der Europameisterschaft kaum eine Pause hatte und seitdem praktisch durchspielt. Statt Erholung heißt es nun: Englische Woche, denn schon am Mittwoch steht bei Besiktas Istanbul der Champions-League-Auftakt an. Eigentlich hat der BVB ja reagiert auf den Engpass in der Abwehr, hat kurz vor Ende der Transferperiode Marin Pongracic vom VfL Wolfsburg ausgeliehen – aber den zwickte am Donnerstag der Rücken.

Auch Giovanni Reyna kehrte angeschlagen von der Reise mit dem US-Team zurück-
Auch Giovanni Reyna kehrte angeschlagen von der Reise mit dem US-Team zurück- © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Marcio Machado

Mehr Trainer als Spieler in der Länderspielpause auf dem Trainingsplatz

Er werden schon vier Abwehrspieler zusammenbekommen, sagt Rose, aber es nervt den BVB-Trainer doch zusehends, dass seine Amtszeit bislang eine einzige Improvisationsübung ist. In der Theorie wäre die Länderspielphase ja mal die Möglichkeit gewesen, in Ruhe mit der Mannschaft an seiner Vorstellung von Fußball zu arbeiten, die Vorgaben zu verinnerlichen und an den Automatismen zu feilen. In der Realität gab es in den zurückliegenden Tagen Trainingseinheiten, bei denen mehr Trainer als Mitglieder des Profikaders auf dem Platz waren. Da ließ sich nicht viel einstudieren, das soll nun bis Samstag so gut es geht nachgeholt werden.

BVB-Trainer Marco Rose hat Respekt vor Bayer Leverkusen

Denn der Respekt vor dem Gegner ist groß in Dortmund. „Das ist ein Gegner, der uns im Kampf um die Champions-League-Plätze auf Augenhöhe begegnet“, sagt Rose. Ein Gegner, der unter seinem neuen Trainer Gerardo Seoane noch nicht verloren hat und nach drei Spielen auf Rang zwei der Tabelle steht. Ein Gegner, der weiterhin das aggressive Pressing spielt, das der auch in Dortmund bestens bekannte Peter Bosz dort installiert hat. Eine „intensive Partie mit viel Tempo“ erwartet Marco Rose. „Da heißt es: dagegenhalten und dann unsere Qualität auf den Platz zu bringen.“

Wer diese Qualität auf den Platz bringen soll, das muss sich bis Samstag allerdings erst noch zeigen.

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