Stuttgart. Auch dank BVB-Kapitän Marco Reus spielt die Nationalmannschaft gegen Armenien stark auf. Für Euphorie ist es aber noch zu früh. Ein Kommentar.
Es war eine recht banale Feststellung, die Hansi Flick am späten Abend machte: „Das Spiel ist jetzt beendet und jetzt kommt ein neues Spiel“, sagte der Bundestrainer nach dem 6:0 (4:0)-Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Ein banaler Satz, hinter dem aber etwas mehr steckte. Denn natürlich wollte Flick mit dem Satz nicht einfach nur darauf hinweisen, dass der Schiedsrichter die Partie ordnungsgemäß per Schlusspfiff beendet hatte und dass am Mittwoch die nächste Qualifikationspartie zur Weltmeisterschaft 2022 in Island ausgetragen wird (20.45 Uhr/RTL) – das hatten selbst die Journalisten mitbekommen.
DFB-Team kann viel Positives aus 6:0-Sieg ziehen
Nein, Flick wollte einfach nur darauf hinweisen, dass auch von dieser Partie am Ende nicht mehr bleiben als drei Punkte und ein schönes Plus bei der Tordifferenz, dass man sich aber davon schon im kommenden Spiel nichts mehr kaufen kann. Der Bundestrainer stand damit im scharfen Kontrast zu den 18.000 Fans, die im Stadion euphorisch gefeiert hatten. Aber der Bundestrainer hatte sich vor dem Spiel ja auch schon gegen die öffentliche Meinung gestemmt, als er das mühsame 2:0 als gar nicht so schlecht eingestuft und die Mannschaft gegen Kritik verteidigt hatte.
Flick hat grundsätzlich auch recht. Natürlich, das Liechtenstein-Spiel war nicht gut, es war sogar bemerkenswert schlecht. Aber es war auch kein Anlass, den Start unter dem neuen Bundestrainer in Schutt und Asche zu reden – genau wie man nach dem fulminanten Sieg gegen bemitleidenswert naive Armenier nicht alles in den Himmel loben muss.
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Und doch darf man viel Positives ziehen aus diesem Auftritt, der erahnen ließ, was Flick mit dieser Mannschaft vorhat. In beiden Spielen war klar zu erkennen, dass aktiver Fußball gespielt werden soll, dass die Gegner schon in deren Hälfte aggressiv angelaufen werden, um die Bälle früh zu erobern. So blieb man zweimal ohne Gegentor und zweimal weitgehend ohne gegnerische Torchance – allerdings muss noch etwas Feinarbeit betrieben werden, bis dieser riskante Stil auch gegen stärkere Gegner funktioniert.
Klar erkennbar war gegen Armenien auch ein deutlicher Fortschritt im Offensivspiel. Die Bälle liefen schneller, sie liefen direkter, sie liefen präziser. Marco Reus, erstmals seit knapp zwei Jahren wieder in der Startelf, tat der Nationalmannschaft sehr gut. In Abwesenheit des verletzten Thomas Müller war er es, der die gefährlichen Räume am gegnerischen Strafraum fand und besetzte, der das Offensivspiel orchestrierte, der Tore einleitete, vorbereitete und selbst schoss. Lange war es keine schöne Geschichte mit Marco Reus und der Nationalmannschaft – in dieser Form aber ist er erst einmal nicht wegzudenken.
Aber für Reus wie für alle Nationalspieler gilt: Diese Leistung muss jetzt gegen Island bestätigt werden – erst danach kann das erste kleine Fazit zum Amtsantritt Flicks gezogen werden.