Bad Ragaz. Marco Reus hat im BVB-Trainingslager große Ziele formuliert. Langsam geht es bei dem 32-Jährigen darum, sein Werk glanzvoll enden zu lassen.
Es lohnt, noch einmal den Kader der ersten Saison von Marco Reus bei Borussia Dortmund hervorzukramen, um zu verdeutlichen, wie lange der heute 32-Jährige schon das BVB-Trikot überzieht.
Im Sommer 2012 wechselte Reus von Borussia Mönchengladbach in seine Heimatstadt. Die Schwarz-Gelben hatten gerade das Double gewonnen. Die Mannschaft rauschte unter Trainer Jürgen Klopp über ihre Gegner hinweg. Im Kader tummelten sich Spieler wie Ilkay Gündogan oder Robert Lewandowski. Sogar Sebastian Kehl, mittlerweile Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung, ordnete noch das Mittelfeld. Damals schien die Borussia an der Übermacht des FC Bayern zu kratzen.
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Doch seitdem thronten die Schwarz-Gelben am Ende einer Saison nicht mehr an der Tabellenspitze. Neunmal hat der FC Bayern die Meisterschale in Serie geküsst. Marco Reus hat zwar zweimal den DFB-Pokal in die Luft gestemmt, doch der größtmögliche nationale Erfolg blieb bislang aus.
Vermutlich verkündet der Kapitän auch deswegen besondere Ziele, als er in dieser Sommervorbereitung im Trainingslager in Schweiz zum ersten Mal vor die Medien tritt. Über ihm glitzert ein riesiger Kronleuchter, an den Fenstern hängen schwere Vorhänge, die Journalisten sitzen im Mannschaftshotel in Bad Ragaz in Sesseln. Marco Reus trägt einen Trainingsanzug und sagt: „Wir wollen mehr. Wir haben den Kader dazu, Deutscher Meister zu werden. Wir haben das Potenzial. Aber das erarbeitet man sich mit Herz und mit Leidenschaft.“ Dafür, fordert der Dortmunder, brauche es mehr von Konstanz von jedem Einzelnen.
Der BVB-Vertrag von Marco Reus gilt noch zwei Jahre
Zwei Jahre gilt der Vertrag von Marco Reus noch. Langsam geht es darum, sein Werk in Dortmund glanzvoll enden zu lassen. Wie gut der Kader aber tatsächlich ist, bleibt bislang ein Rätsel. Das gelungene Finale der vergangenen Saison überdeckte ein wenig die Probleme, die die Borussia zuvor durch die Saison schleppte. Die Mannschaft holperte durch ihre Spiele, auch Reus enttäuschte häufig. Erst zum Ende der Saison besserten sich unter Trainer Edin Terzic die Leistungen, sodass sich der Klub noch in die Champions League robbte und sogar den DFB-Pokal holte.
4:1 besiegte der BVB im Finale RB Leipzig, woran Marco Reus einen großen Anteil hatte. Weil er mit einer Überzeugung das Spiel lenkte, die man selten bei ihm bestaunen konnte. Dieser Erfolg in der turbulenten Spielzeit wird immer mit ihm in Verbindung gebracht werden. Doch obwohl er sich in eine beachtliche Form geackert hatte, verzichtete der Offensivspieler auf die Europameisterschaft in diesem Sommer. Er habe zwar „lange überlegt“, aber es sei seine „feste Überzeugung“ gewesen. „Jetzt bin ich froh, dass ich alle Einheiten mitmachen konnte“. Er merke, dass ihm dies guttue, meint Reus an jedem Tag im Trainingslager in der Schweiz.
BVB-Kapitän Marco Reus lobt Trainer Marco Rose
Deswegen hofft er auf eine große Saison unter dem neuen Trainer Marco Rose, mit dem er sich viel austausche, der ihn schon vorher angerufen habe. Rose lege Wert auf ein hohes Pressing. „Du kannst Pressing nicht ohne Intensität spielen, du musst gut auf den Beinen sein, versuchen, immer schnell in die Tiefe zu spielen“, meint Reus. „Das sind Kleinigkeiten, die uns nach vorne bringen werden, aber noch ein bisschen Zeit brauchen.“ Aber: „Die Stimmung ist gut, die Jungs haben Bock.“
In den vielen Jahren beim BVB gab es nicht viele Vorbereitungen, in denen Marco Reus ohne Verletzungssorgen an seiner Form basteln konnte. Bislang wird er durch keine Blessur geschwächt. Das nährt die Hoffnung in ihm, vielleicht doch noch den eigenen Fans die Meisterschale präsentieren zu können.