Dortmund/Zürich. Gregor Kobel gehört die Zukunft im BVB-Tor. Was ist der 23-jährige Schweizer für ein Typ? Sein erster Jugendtrainer aus Zürich erinnert sich.

Ein Anruf nach Zürich, Marc Caprez meldet sich. „Gregor hat bei mir seine ersten Spiele gemacht“, erzählt der Präsident des FC Seefeld, am Zürich See in der Schweiz gelegen. Auf der einen Seiten wölben sich die Berge nach oben, auf der anderen Seite plätschert das Wasser. Hier entdeckt der junge Gregor Kobel seine Leidenschaft für den Fußball, die ihn nun gut 600 Kilometer entfernt ins Ruhrgebiet zum BVB führt. Künftig ragen im Leben des 23-Jährigen die Halden in den Himmel.

Gregor Kobel im Trikot des VfB Stuttgart. Künftig hält er Bälle für den BVB.
Gregor Kobel im Trikot des VfB Stuttgart. Künftig hält er Bälle für den BVB. © dpa

Ab diesem Sommer soll der Torhüter für Borussia Dortmund die Bälle von der Linie kratzen. Der BVB bezahlt rund 15 Millionen Euro an den VfB Stuttgart. „Wir haben uns intensiv mit dem Torhütermarkt beschäftigt“, erklärt Sebastian Kehl dieser Redaktion. Kobel sei zwar noch sehr jung, ergänzt der Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung. Aber er sei ein Torhüter, der „großes Potenzial besitzt und sich sicherlich noch weiterentwickeln kann“.

Der BVB geht mit der Verpflichtung von Gregor Kobel ins Risiko

Trotzdem betritt die Borussia durch die Verpflichtung einen riskanten Weg. Denn dass Kobel sich auf Anhieb auf ein höheres Niveau schwingen kann als der nicht fehlerfreie, aber solide Roman Bürki (30), muss sich erst noch zeigen. Bürki soll sich trotzdem einen neuen Verein suchen. Marwin Hitz (33), der Bürki in der vergangenen Saison auf die Bank verdrängt hat, soll wieder in die zweite Reihe rutschen. Die schwarz-gelbe Zukunft auf der Linie darf Gregor Kobel mit einem Vertrag bis 2026 gestalten.

Was ist das für ein Typ, auf dem in der kommenden Saison ein enormer Druck lasten wird?

Gregor Kobel nähert sich schrittweise dem Profi-Fußball

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Er sei ein ruhiger Junge gewesen, erzählt Marc Caprez. „Keine Wildsau, sondern sehr wissbegierig.“ Im Alter von sieben Jahren tummelt sich Gregor Kobel in der F-Jugend von Caprez. „Bei mir müssen alle alles spielen. Deswegen war Gregor mal im Tor, mal auf dem Feld.“ Schon damals habe man gemerkt, dass er schnell sei, sich gut bewegen könne, besondere koordinative Fähigkeiten mitbringe, sagt Caprez. „Sein Vater war sehr streng. Einmal hat er mir gesagt, dass ich Gregor rausnehmen soll, weil dieser so schlecht spiele. Ich habe ihm gesagt, dass das hier noch keine Champions League sei.“

Nach nur einem Jahr verlässt der achtjährige Kobel den FC Seefeld, wechselt in die Jugendabteilung des Schweizer Erstligisten Grasshopper Club Zürich. Das Ziel? Profi-Fußball. 2014 überschreitet er die Landesgrenze nach Deutschland, entwickelt sich bei der TSG Hoffenheim weiter. 2019 folgt der Wechsel zum VfB Stuttgart, kurz packt der Schlussmann aufgrund einer Leihe seine Umzugskartons in Augsburg aus. Bis er in dieser Saison seinen Durchbruch in der höchsten deutschen Spielklasse schafft, dabei auch mit dem Ball am Fuß beeindruckt. Kobel versteht es, das Aufbauspiel seiner Mannschaft mitzugestalten. So landet er auf dem Zettel des BVB.

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Private Einblicke des neuen BVB-Torhüter Gregor Kobel sind selten

„Man kann auf dem Platz sehen, dass ich ein sehr emotionaler Typ bin“, sagt Gregor Kobel selbst, der in den sozialen Medien wenig Privates preisgibt. Meist zeigt er sich mit übergezogenen Torwandhandschuhen. Beim Training. Im Spiel. „Nach der Pandemie vor mehr als 80.000 Zuschauern auf dem Rasen zu stehen, dem fiebere ich schon jetzt entgegen“, erklärt er.

Auch Marc Caprez wird den Weg von Gregor Kobel beim BVB weiterverfolgen. „Hier bei uns hat er einen riesigen Stellenwert“, sagt der 53-Jährige. „Und Gregor denkt immer an seine Wurzeln. Das ist wahnsinnig rührend.“ Vor allem aber könne sich Caprez gut vorstellen, dass sein ehemaliger Spieler dem Vater dankbar sei. „Denn der hat schnell gesehen, dass sein Sohn zu Höherem berufen ist.“