Wolfsburg. Dem BVB gelingt mit dem 2:0 in Wolfsburg ein wichtiger Sieg im Kampf um die Champions League. Danach folgt die Kampfansage an die Konkurrenz.

Auch die Verabschiedung fiel überaus freundlich aus: Als die Spieler von Borussia Dortmund das Stadion des VfL Wolfsburg verließen, um sich auf den Weg in die Heimat zu machen, hatten sich gut zwei Dutzend überwiegend junge Menschen an der Umzäunung versammelt, hinter der die Mannschaftsbusse warteten. Sie kreischten die Namen der Spieler, sie bettelten um Fotos und Autogramme, die es dieses Mal aber nicht geben konnte – auch in Wolfsburg gelten die Corona-Regeln.

Erfolgreiche Dienstreise des BVB an den Mittellandkanal

Und so konnten die Zaungäste nur zusehen, wie sehr viele sehr zufriedene Spieler und Funktionäre die Busse bestiegen, die dann bald in Richtung A2 davonfuhren. Die Dienstreise nach Wolfsburg war schon da ein voller Erfolg, weil sich auch die Spieler des VfL über weite Strecken als freundliche Gastgeber entpuppten, weil sie selten das Spiel zeigten, das sie auf Rang drei der Tabelle geführt hatten. Es war den Wolfsburgern anzumerken, dass es um richtig viel ging, um die Qualifikation zur Champions League nämlich: Fünf Punkte Rückstand hatte der BVB vor diesem Spiel – danach aber nur noch zwei, weil die Dortmunder letztlich nicht unverdient 2:0 (1:0) gewonnen. Der Einzug in die Königsklasse, der vor drei Wochen schon fast außer Reichweite schien, ist drei Spieltage vor Saisonschluss wieder drin.

BVB-Trainer Terzic gibt sich optimistisch und kämpferisch

„Wir waren vor nicht allzu langer Zeit 11 Punkte hinter Wolfsburg, jetzt sind es nur noch zwei“, freute sich BVB-Trainer Edin Terzic. „Wir werden weiter Druck machen und nicht aufgeben, wir wollen jedes Spiel gewinnen – und ich glaube, dass wir es dann auch schaffen.“

Der Auftritt am Mittellandkanal allerdings hatte in den Anfangsminuten nicht unbedingt Mut gemacht, Dortmund brauchte einige Minuten, um in die Partie zu finden – und war dann plötzlich mittendrin: Ridle Baku spielte einen Rückpass, der zu lang war für Abwehrspieler Anthony Brooks, zu kurz für Torhüter Koen Casteels – aber genau richtig für BVB-Stürmer Erling Haaland. Der Norweger zog allein in Richtung Tor und überwand Casteels im kurzen Eck (12.).

Eine hektische Partie in Wolfsburg

Eine frühe Führung war das Beste, was den Dortmundern passieren konnte in dieser Partie, die sie unbedingt gewinnen mussten. Und sie mühten sich nun um Spielkontrolle, aber es blieb eine hektische Partie, in der es Wolfsburg vor allem versuchte, Flanken in den Strafraum zu schlagen. Kein Wunder, dort wartete der 1,97 Meter große Torjäger Wout Weghorst, während Dortmunds Abwehrchef Mats Hummels gelbgesperrt fehlte. Doch dessen Vertreter Emre Can und der souveräne Manuel Akanji hatten den Stürmer meist im Griff. So gab Wolfsburg zwar neun Schüsse vor der Pause ab und Dortmund nur zwei, richtig gefährlich wurde es aber nur einmal: als Baku Yannick Gerhardt bediente, der aber nur das Außennetz traf (38.).

Die beste Wolfsburger Gelegenheit kam kurz nach der Pause: Raphael Guerreiro spielte tief in der eigenen Häfte einen Fehlpass auf Baku, der leitete blitzschnell weiter zu Weghorst – und der schoss aus der Drehung über das Tor (57.).

Der BVB allerdings fand kaum noch gefährlich nach vorne, weil vielversprechende Kontergelegenheiten durch technische Fehler und Fehlpässe verstolpert wurden. Die Führung geriet erheblich unter Druck, erst recht, als Jude Bellingham ein zweites Mal gelbwürdig grätschte und vom Platz musste (59.).

Ein spielerisches Glanzlicht des BVB in Unterzahl

Die Unterzahl allerdings half eher den Dortmundern, die sich nun konsequent aufs Verteidigen konzentrierten. Auch die Offensivkräfte Haaland und Marco Reus rieben sich in der eigenen Hälfte auf. „Wir haben uns mit allem gewehrt, was wir hatten“, lobte Terzic. „Das war für uns die dritte Englische Woche in Serie. Wie wir uns in dieses Spiel gekämpft haben, war herausragend.“

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Und ein spielerisches Glanzlicht gab es auch noch: am eigenen Strafraum erlief Mahmoud Dahoud einen Pass von Brooks und spielte dann blitzschnell und direkt nach vorne auf Haaland, der and er Mittellinie lauerte. Der Norweger zog davon, kein Abwehrspieler kam hinterher, und dann traf er überlegt zum 2:0 (68.). Es war das 37. Saisontor im 38. Pflichtspiel für den Mann, der sich wieder einmal als Dortmunds Lebensversicherung entpuppte. „Erling ist ein Top-Torjäger mit herausragenden Fähigkeiten“, schwärmte Terzic.

Wolfsburg fiel nun wenig ein, trotz Überzahl, es gab nur einige paar ungefährliche Torschüsse – sodass die Dortmunder drei Spieltage vor Saisonende wieder auf Schlagdistanz sind. „Der Druck auf die anderen Mannschaften wächst“, freute sich Lizenzspielerchef Sebastian Kehl. „Und wir werden sie jetzt jagen. Ich glaube, dass die eine oder andere Mannschaft jetzt nervös wird.“ Das allerdings wollten die Wolfsburger so nicht stehen lassen: „Wenn ich das Restprogramm der Dortmunder und unseres anschaue, dann wage ich mal zu bezweifeln, dass sie die zwei Punkte noch aufholen“, sagte Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke.