Dortmund. . Im Sommer verliert Borussia Dortmund wichtige Identifikationsfiguren für die Fans. Schmelzer kann nicht mehr spielen. Piszczek wird gebraucht.

Allzu oft wird das Trikot mit der Nummer 26 nicht mehr in der Kabine auf Lukasz Piszczek warten. Wohl auch deswegen veröffentlichte der 35-Jährige nach dem Erfolg über Union Berlin in den Sozialen Medien ein kleines Filmchen, in dem seine gelbe Kluft mit schwarzen Streifen an der Garderobe im Stadion hängt. Beim 2:0-Erfolg von Borussia Dortmund am Mittwochabend durfte sich Piszczek diese zum ersten Mal unter Trainer Edin Terzic in der Bundesliga bereits zum Anpfiff überziehen.

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Kurz vor dem Ende seiner großen BVB-Karriere muss der Pole plötzlich wieder auf dem Rasen Verantwortung übernehmen – und viel spricht dafür, dass er auch an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) im enorm bedeutsamen Spiel um die Champions League beim VfL Wolfsburg beginnen wird.

Gegen Berlin schwankte Piszczek zu Beginn als Rechtsverteidiger ein wenig, stabilisierte sich jedoch schnell. Er habe super gespielt, lobte Terzic. „Er hat Sicherheit ausgestrahlt, hat viele Bälle gewonnen, Dinge initiiert.“

Lukasz Piszczek spielt seit elf Jahren beim BVB

So werkelte der Rechtsverteidiger mit daran, dass die Dortmunder durch Tore von Marco Reus (27.) und Raphael Guerreiro (88.) die Chance auf die Königsklasse wahrten. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf den Vierten Eintracht Frankfurt, fünf auf den Dritten Wolfsburg. Man benötigt keinen Taschenrechner, um zu bemerken, dass der Abstand auf die Wölfe mit einem Erfolg am Samstag auf zwei Punkte zusammenschrumpfen kann. „Jetzt haben wir ein kleines Finale“, meint Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion.

Für Piszczek gehören die 90 Minuten so oder so zu den finalen für die Borussia. Im Sommer endet sein Vertrag und seine Geschichte beim Ballspielverein. 2010, als Jürgen Klopp den BVB gerade wachküsste, wechselte Piszczek von Hertha BSC ins Ruhrgebiet und erlebte, wie der Verein sich wieder zur zweiten Macht im deutschen Fußball formte.

Klopp verabschiedete sich 2015, andere Trainer wurden begrüßt und rausgeworfen. Piszczek blieb. Genau wie Marcel Schmelzer, schon seit 2008 im Klub. Der nach dieser Spielzeit ebenfalls gehen wird und auf den aufgrund einer schweren Knieverletzung schon lange kein Trikot mehr in der Kabine wartet.

Durch Treue ins Herz der BVB-Fans gepflanzt

Im Sommer verlieren die Dortmunder zwei Identifikationsfiguren, die sich vor allem durch ihre Treue in die Herzen der Fans pflanzten. In Zeiten, in denen Talente den BVB meistens nur als Durchgangsstation begreifen und Anhänger fehlende Vereinsliebe beklagen, wirken sie wie ein Gegenpol. Auch wenn beide vielleicht nur viele Jahre vor der Südtribüne ackerten, weil Angebote von den größten Spitzenklubs nie eintrudelten.

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So aber wuchs mit den Jahren die Bedeutung beider für die Gefühlslage im Kader. Nach außen trötet Lukasz Piszczek selten laute Worte. Nach innen wirkt er durch viele Gespräche. Jadon Sancho berichtete im Interview mit dieser Zeitung einmal, wie sehr ihn der Rechtsverteidiger im Training motiviere, noch mehr aus sich herauszukitzeln.

„Auf ihn kann man sich verlassen“, meint Sebastian Kehl. „Piszczek kniet sich immer rein.“ Er gebe alles für den Klub. „Das zeichnet ihn aus und macht ihn zu einem wertvollen Menschen und Spieler für Borussia Dortmund“, sagt der Leiter der Lizenzspielerabteilung.

BVB-Verteidiger Mats Hummels fehlt in Wolfsburg gelbgesperrt

Vermutlich wird Piszczek nun in Wolfsburg wieder unter die ersten Elf rutschen – vielleicht sogar in der Innenverteidigung aushelfen. Durch die unnötige fünfte Gelbe Karte von Abwehrspieler Mats Hummels muss Edin Terzic seine Viererkette umbauen. Piszczek sei logischerweise ein Kandidat für die Startelf, sagt der Trainer. „Er ist ein wichtiger Teil der Mannschaft. Er pusht die Spieler auch von der Auswechselbank aus. Jetzt hat er seine Sache auf dem Feld gut gemacht.“

Vier Bundesliga-Spiele bleiben Lukasz Piszczek beim BVB, vielleicht zwei im DFB-Pokal, dann wird sein Trikot nicht mehr an der Gadrobe hängen.