Dortmund. Das 1:2 gegen Manchester zeigt, was beim BVB gut läuft und was nicht. Im Sommer soll sich einiges ändern – nicht nur durch den neuen Trainer.
Michael Zorc tut sich auch am Tag danach noch schwer, die Gemütsverfassung zu beschreiben. „Wir sind enttäuscht, weil wir in beiden Spielen sehr nah dran waren“, sagt der Sportdirektor von Borussia Dortmund im Gespräch mit dieser Redaktion über das 1:2 (1:0) gegen Manchester City, das nach dem 1:2 im Hinspiel das Aus im Viertelfinale der Champions League bedeutete. „Nach drei Vierteln waren wir weiter. Es war enger, als es viele Experten im Vorfeld erwartet hatten.“
Aber letztlich reichte es nicht, trotz des Führungstreffers von Jude Bellingham (15.). „Am Ende hat City so einen Druck gemacht, dass wir uns dem nicht mehr entziehen konnten“, meint Zorc. Die Gegentreffer durch einen Elfmeter von Riyad Mahrez (55.) und durch Phil Foden (75.) waren die Folge.
„Aber zur Wahrheit gehört auch, dass wir in beiden Spielen kein Glück mit dem Schiedsrichter hatten und durch entscheidende Pfiffe benachteiligt wurden“, haderte Zorc. Im Hinspiel war ein Treffer Bellinghams wegen vermeintlichem Foulspiels zurückgepfiffen worden, im Rückspiel wurde ein Handelfmeter gegen Emre Can gegeben, obwohl der Ball erst an den Kopf und dann an den ausgestreckten Arm gegangen war. Der Dortmunder Zorn über die Entscheidung war zwar durch das Regelwerk gedeckt – die Entscheidung selbst aber auch, derart komplex ist die Handspielregel mit all ihren Verästelungen.
Jude Bellingham beeindruckt Pep Guardiola
Und deswegen tat man beim BVB am Tag danach gut daran, den Blick zu weiten, über diese eine Entscheidung und dieses eine Spiel hinaus, auf Grundsätzliches. Denn nicht erst gegen Manchester zeigte sich, was in dieser Saison gut läuft – und was eben nicht.
City-Trainer Pep Guardiola etwa staunte mächtig über den selbstbewussten Auftritt des Torschützen Bellingham. „Ich kann gar nicht glauben, dass er erst 17 ist“, sagte Guardiola und fuhr dann lächelnd fort: „Vielleicht lügt er ja.“ In der vergangenen Saison hatte Bellingham noch in der zweiten englischen Liga gespielt, nun glänzte er gegen eine der besten Klubmannschaften der Welt. Außergewöhnliche Talente entdecken, ausbilden und fördern – das klappt in Dortmund immer noch besonders gut, das Potenzial der Mannschaft ist gewaltig.
Die Torwartposition bleibt eine große Baustelle
Aber: Vermeintlich gestandene und entsprechend teure Spieler wie Julian Brandt, Thorgan Hazard, Nico Schulz und Thomas Meunier saßen wieder einmal nur auf der Bank – und das war folgerichtig nach den Leistungen in den vergangenen Monaten. Und Torhüter Marwin Hitz sah beim 1:2 nicht glücklich aus. In der Führungsetage ist die Überzeugung gewachsen, dass auf dieser Position dringender Handlungsbedarf besteht, ein neuer Schlussmann hat im Sommer Priorität.
Zwar fehlt für teure Verpflichtungen eigentlich das Geld, weil man die nächste Champions-League-Saison wohl verpassen wird. Aber erstens rechnet man beim BVB nach wie vor mit einer gewaltigen Einnahme durch den Verkauf von Jadon Sancho. Und zweitens ist es in der Corona-Pandemie kein Tabu mehr, Spieler durch Kredite zu finanzieren. Geld ist für einen finanziell gesunden Klub wie den BVB derzeit extrem günstig zu leihen.
BVB hofft auf Verbesserungen durch Marco Rose
Die große Hoffnung ist außerdem, dass der neue Trainer Marco Rose in der kommenden Saison für einen Qualitätsschub sorgt, dass er insbesondere das Positionsspiel deutlich verbessert. City zeigte, wie dieses fast in Perfektion funktionieren kann, aber auch bei Bundesliga-Gegnern wie Eintracht Frankfurt registrierten die BVB-Bosse zuletzt ganz genau, dass der Ball zielgerichteter durch die Reihen lief, dass klarere Automatismen zu erkennen waren. Dortmund dagegen fehlten gerade gegen tief stehende Gegner oft Lösungen, das soll sich ändern.
Erst einmal aber gilt es, die aktuelle Saison noch zu retten: „Wir haben keine Zeit zum Lamentieren“, sagt Zorc. „Wir müssen alles dafür geben, um den vierten Platz noch zu erreichen – und das Finale in Berlin. Wir wollen den Pokal holen.“