Dortmund. Zwei Tore von Stürmer Erling Haaland reichen dem BVB zum Remis gegen Sevilla. Die Borussia steht damit im Viertelfinale der Champions League.

Erling Haaland war kaum zu bremsen: Der Stürmer von Borussia Dortmund sprintete erst in Richtung des gegnerischen Torhüters, um ihm seine Freude ins Gesicht zu brüllen. Dann lief er weiter zur Außenlinie, wo ihn bald die Mitspieler überhäuften und mit ihm den vorentscheidenden Treffer zum 2:0 bejubelten.

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Vorausgegangen waren sechs verrückte Minuten, die gut passten zu diesem seltsamen Fußballspiel, das nach spätem Treffer der Spanier mit 2:2 (1:0) endete. Der BVB war lange die unterlegene Mannschaft gewesen. Aber er hatte eben diesen Haaland, der mit einem Doppelpack wieder einmal alle Dortmunder Schwächen überdeckte und dafür sorgte, dass Schwarz-Gelb erstmals seit 2017 wieder im Champions-League-Viertelfinale steht. Neben dem sportlichen Ruhm bringt das mindestens 15 Millionen Euro an Einnahmen, die der Klub in der Corona-Krise gut gebrauchen kann.

Sevilla dominiert die erste Halbzeit - doch der BVB trifft

Bis es soweit war, musste aber ordentlich gezittert werden. Dortmund präsentierte sich erstaunlich passiv und abwartend – oder Sevilla war beeindruckend stark, so genau ist das im Fußball ja meist nicht auseinanderzuhalten. Die Spanier gingen rasant und aggressiv zu Werke, der BVB konnte sich kaum einmal aus der eigenen Hälfte befreien. Aber: Sevilla machte zu wenig aus seiner drückenden Überlegenheit. Nach Emre Cans missglückter Seitenverlagerung kam Lucas Ocampos aus 20 Metern recht frei zum Schuss, Torhüter Marwin Hitz klärte mit einer Faust (3.). Oscar Rodriguez, am Elfmeterpunkt ertsaunlich alleingelassen, schlug nach einer Flanke über den Ball (7.). Ocampos narrte Mateu Morey und tunnelte Can, legte dann ab auf Suso, der aus bester Position verzog (18.).

Erling Haaland jubelt über seinen zweiten Treffer gegen Sevilla.
Erling Haaland jubelt über seinen zweiten Treffer gegen Sevilla. © AFP

Die Dortmunder kamen kaum einmal an den Ball – und wenn doch, war er meist schnell wieder weg. Mittelstürmer Haaland hatte einen schweren Stand, er musste entweder am eigenen Strafraum die Bälle weggrätschen oder in der gegnerischen Hälfte sehr ungenauen langen Bällen hinterherlaufen – womit er zusehends haderte.

Aber meist reicht dem Norweger ja ein einziger Moment. Und der sollte nach einer guten halben Stunde kommen: Thomas Delaney und Nico Schulz eroberten gemeinsam den Ball, Mahmoud Dahoud steckte durch auf Marco Reus, der legte quer – und Haaland schob ein (35.). Selten hatte sich ein Treffer weniger abgezeichnet als dieser, doch den Dortmunder war es egal. Sie hatten nun eine überaus komfortable Ausgangslage, Sevilla brauchte drei Treffer. Und die Spanier reagierten mächtig genervt, Marcos Acuna sah Gelb, weil er Jude Bellingham anging.

VAR-Chaos vor dem Dortmunder 2:0

Aus der Pause kam der BVB wie verwandelt. Thorgan Hazard verzog noch knapp (46.) – und dann wurde es wirklich wild: Haaland traf zum vermeintlichen 2:0, dann meldete sich der Video-Assistent. Der Treffer zählte nicht, wegen eines Foulspiels des Norwegers. Dafür gab es Elfmeter, wegen eines noch weiter zurückliegenden Zupfers am Norweger. Der Stürmer trat selbst an, scheiterte aber an Torhüter Bono (52.). Das Spiel lief weiter und wurde bald wieder unterbrochen: Bono hatte sich einen Fußbreit von der Linie bewegt, meldete der Videoassistent, der Strafstoß musste wiederholt werden. Haaland trat wieder an, wählte die gleiche Ecke – und diesmal kam der Torhüter nicht ganz heran – 2:0 (54.).

Dann brachte Can noch einmal Spannung hinein, als er Luuk de Jong im Strafraum umstieß. Den fälligen Elfmeter verwandelte Youssef En-Nesyri sicher (69.). Es folgte zahlreiche wütende Angriffe der Spanier, von Spielstruktur war nun nicht mehr viel zu sehen – bis in die sechsts Minute der Nachspielzeit, als En-Nesyri zum 2:2-Ausgleich traf. Ein Tor fehlte Sevilla schließlich zur Verlängerung, doch das fiel nicht mehr.

Und mit dem Schlusspfiff durfte Haaland dann noch einmal jubeln. Der Norweger fiel auf die Knie und schrie seine Freude über den Dortmunder Nachthimmel.