Bielefeld/Dortmund. Uwe Neuhaus war Co-Trainer beim BVB, jetzt kehrt er als Chefcoach von Arminia Bielefeld zurück - und freut sich aufs Wiedersehen. Ein Interview.

Auch am Telefon hört man Uwe Neuhaus das Ruhrgebiet noch an. Die Stimmfärbung, die direkte Sprache - das passt zu einem, der in Hattingen geboren wurde, bei Rot-Weiss Essen und Wattenscheid 09 Fußball spielte und im Ruhrgebiet auch die Grundlage für eine lange Trainerkarriere legte. Wenn Neuhaus am Samstag (15.30 Uhr/Sky) mit Arminia Bielefeld bei Borussia Dortmund antritt, ist es auch eine Heimkehr: Sechs Jahre lang war er Co-Trainer beim BVB, von 1998 bis 2004. Er arbeitete unter Michael Skibbe, Bernd Krauss, Udo Lattek und Matthias Sammer - mit dem er 2002 Deutscher Meister wurde. Im Interview spricht der 61-Jährige über die Rückkehr, alte Weggefährten - und die Herausforderung, als unbekannter Trainer plötzlich mit Weltstars zu arbeiten.

Herr Neuhaus, mit welchen Gefühlen fahren Sie am Wochenende ins Ruhrgebiet?

Uwe Neuhaus: Ich freue mich darauf, ich bin ja ein Kind des Ruhrgebiets. Ich bin dort groß geworden und habe dort den weitaus größten Teil meines Lebens verbracht. Borussia Dortmund war natürlich eine Station, die unvergessen bleiben wird. Für die Zeit dort bin ich sehr dankbar und ich freue mich auf das Wiedersehen mit allen Bekannten von damals – und darauf, mal wieder in diesem tollen Stadion spielen zu dürfen.

In dem allerdings keine Zuschauer sein werden.

Neuhaus: Das nervt natürlich. Aber das nervt nicht nur in Dortmund. Ich glaube, für uns als Aufsteiger ist es besonders schwierig, in den Heimspielen auf die Unterstützung unserer Fans verzichten zu müssen. Und es ist schon bitter, die 80.000 Fans in Dortmund jetzt nicht genießen zu können. Wer weiß, wie oft uns das noch vergönnt sein wird.

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Damit es auch im nächsten Jahr klappt, wäre ein Sieg in Dortmund hilfreich – aber ist er auch realistisch?

Neuhaus: Der BVB ist nach wie vor eine der Top-Mannschaften, die in den letzten beiden Spielen auch wieder in die Spur gefunden hat. Die Dortmunder haben haben in Sevilla und auf Schalke gewonnen und sind wahrscheinlich zur Unzeit wieder in die richtige Verfassung gekommen – zumindest aus unserer Sicht (lacht). Es ist klar, dass wir dort nicht 70 Prozent Ballbesitz haben werden. Dafür ist Borussia Dortmund zu stabil und zu gut. Sie haben wahnsinnige Qualität im Kader, sie können gerade auch in Eins-gegen-eins-Duellen immer wieder für Gefahr und Tore sorgen. Da können wir nur als Mannschaft gegenhalten. Wenn uns das gelingt und wenn wir dann noch den Mut für eigene Aktionen haben, dann ist in jedem Spiel für jede Mannschaft immer etwas drin – das hat die Vergangenheit gezeigt.

Apropos Vergangenheit – Sie haben schon angesprochen, dass sie ein paar bekannte Gesichter wiedersehen werden.

Neuhaus: Ja, und in erster Linie natürlich diejenigen, die auch unten auf dem Rasen sein werden. Michael Zorc natürlich, aber auch Sebastian Kehl. Otto Addo kenne ich auch noch gut, der war ja auch Spieler zu meiner Zeit. Und Matthias Kleinsteiber, der damals Torhüter der zweiten Mannschaft war und heute Torwarttrainer ist. Dann wird es schon weniger, aber das ist ja auch schon eine ganze Weile her.

Erfolgreiches Duo: Borussia Dortmunds Co-Trainer Uwe Neuhaus mit Cheftrainer Matthias Sammer im Jahr 2002.
Erfolgreiches Duo: Borussia Dortmunds Co-Trainer Uwe Neuhaus mit Cheftrainer Matthias Sammer im Jahr 2002. © Firo

Sie sind 1998 als Co-Trainer von Michael Skibbe in Dortmund angetreten. Plötzlich mussten zwei, die noch keinen großen Namen im Fußball hatten, einem Haufen Weltstars erklären, wie sie zu spielen haben und wer auf der Bank sitzen muss.

Neuhaus: Das war natürlich für uns beide ein Quantensprung, auch wenn Michael vorher schon in diversen Funktionen im Nachwuchsbereich beim BVB beschäftigt war. Er kannte die Spieler also. Ich hatte gerade mit dem VfB Hüls die Oberligazugehörigkeit gesichert und war dann plötzlich bei einem Klub der gerade erst zweimal Deutscher Meister geworden war, der die Champions League und den Weltpokal geholt hatte. Das war schon ein Abenteuer und ich bin den Verantwortlichen sehr dankbar. In erster Linie Michael Skibbe, den ich erst zwei, drei Jahre vorher beim Fußballlehrer-Lehrgang kennengelernt hatte. Das waren wahnsinnig schöne sechs Jahre. Natürlich war der Einstieg abenteuerlich und nicht ganz so einfach mit so vielen erfolgreichen Spielern, die alles gewonnen hatten. Aber ich glaube, dass wir es unter dem Strich ordentlich geregelt haben.

Trotzdem sind Sie dann irgendwann weitergezogen.

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Neuhaus: Als 2004 Bert van Marwijk kam und seinen Trainerstab mitbrachte, war meine Zeit bei den Profis zu Ende. Dann habe ich noch kurz die Amateure trainiert und bin dann von dort aus kurz vor Saisonende zu Rot-Weiss Essen gegangen. Da bin ich den Weg als Cheftrainer gegangen, den ich natürlich gerne eingeschlagen habe. Das hatte ich immer vor, aber das ging nie zulasten meiner Arbeit als Co-Trainer. Ich habe immer ein gutes Rollenverständnis gehabt. Das beweist ja die Tatsache, dass ich bleiben durfte, als Michael Skibbe gehen musste. Erst unter Bernd Krauss, dann unter Udo Lattek und Matthias Sammer. Leider war die schöne Zeit dann irgendwann vorbei.