Dortmund. BVB-Geschäftsführer Watzke deutet an, länger als bis Ende 2022 im Amt zu bleiben. Für den Klub wäre das eine gute Entscheidung. Ein Kommentar.

Wer Hans-Joachim Watzke kennt, der weiß, dass er seine Botschaften in der Öffentlichkeit bewusst setzt. Wenn der Geschäftsführer von Borussia Dortmund also nun in einem Interview mit dem Handelsblatt andeutet, dass er länger im Amt bleiben könnte, über das Vertragsende im Dezember 2022 hinaus, dann ist das keine unbedachte Äußerung, kein Ausrutscher und auch kein Nebensatz, dem man wenig Beachtung schenken sollte.

Watzke sagt solche Sätze nicht einfach daher, er setzt sie bewusst - als erstes Signal für einen Sinneswandel, dem weitere folgen werden. Der BVB-Boss bereitet sich, den Klub und die Öffentlichkeit darauf vor, dass es noch ein wenig weitergehen wird mit ihm als Lenker des zweitgrößten deutschen Fußballklubs.

Watzke hat aus Dortmund einen kerngesunden Klub gemacht

Für den Klub wäre das eine gute, eine sinnvolle Entscheidung. Man muss nicht jede Entscheidung Watzkes aus der Vergangenheit richtig finden, wie alle Entscheidungsträger hat auch er immer mal wieder Fehler gemacht und Fehleinschätzungen getroffen. Aber es bleibt sein großer Verdienst, dass er aus einem Klub, der die Schwelle zum Bankrott schon fast überschritten hatte, ein kerngesundes Unternehmen gemacht hat - das deswegen bislang auch außergewöhnlich gut durch die Corona-Krise kommt.

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26,7 Millionen Euro betragen die Verbindlichkeiten aktuell, der Klub kann auf Kurzarbeit für seine Angestellten und auf Notverkäufe von Spielern verzichten - das liegt daran, dass Watzke gemeinsam mit Finanzgeschäftsführer Thomas Treß durch konservatives Wirtschaften ein solides Fundament geschaffen hat, dass er nie mehr Geld für den sportlichen Erfolg ausgegeben als eingenommen und sogar Rücklagen geschaffen hat.

Eine Konstante kann der BVB gut gebrauchen

Dennoch: Die Corona-Pandemie bleibt eine existenzielle Krise für den deutschen Fußball und auf Dauer auch für kerngesunde Klubs für den BVB. Deswegen wäre es schwierig, in einer solchen Zeit auf einen Mann wie Watzke mit all seiner Erfahrung zu verzichten. Natürlich, niemand ist unersetzlich. Aber: Solange nicht halbwegs wieder Normalität einkehrt, solange ist es schwer vorstellbar, einen so großen Klub wie den BVB in neue Hände zu geben.

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Es gibt ja auch schon genug Veränderungen: 2022 hört Sportdirektor Michael Zorc endgültig auf, schon das wird eine gewaltige Zäsur für den BVB bedeuten, wenn der Vater der sportlichen Erfolge in den vergangenen zehn Jahren geht. In dieser Zeit kann der Klub eine Konstante in der Führung gut gebrauchen. Im Sommer wird Watzke 62 - bis zur Rente hat er also noch ein paar Jahre Zeit.