Dortmund. Vor dem Hoffenheim-Spiel wird die Kritik an dem BVB-Trainer lauter. Viel verbessert hat sich unter Edin Terzic nicht – aber er verbreitet Zuversicht.

Vermutlich lässt sich die emotional komplizierte Lage von Borussia Dortmund am besten am Verhalten des Mannes ablesen, der ziemlich plötzlich auf die Cheftrainer-Position des BVB katapultiert wurde und nun die Last der Verantwortung auf seinen Schultern trägt.

Am Samstag marschierte Edin Terzic nach der Niederlage in Freiburg (1:2) mit hängenden Schultern zum wartenden Mannschaftsbus.

Am Sonntag faltete er seine Profis bei der Besprechung in der Kabine zusammen.

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Am Donnerstag schaut er bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) mit klarem Blick in die Kamera, die Haare sind nach hinten gegelt, die Hände gefaltet, der Trainingsanzug sitzt. „Wir werden mit viel Fleiß aus dieser schwierigen Phase rauskommen“, sagt Terzic voller Überzeugung.

Enttäuschung, Wut, Zuversicht, manchmal sogar Euphorie – die Emotionen schwappen in dieser BVB-Spielzeit von einem Extrem ins andere. In dieser Woche, nach dem bitteren Rückschlag in Freiburg, beschäftigen sich die Dortmunder mal wieder mit sich selbst. Führungsspieler werden infrage gestellt, Stars wird der Wille abgesprochen – und erstmals wird öffentlich auch deutlich vernehmbar über Terzic diskutiert.

Die BVB-Probleme bleiben

Erst im Dezember wurde der 38-Jährige von der Co-Trainer-Position an die vorderste Stelle befördert, weil Lucien Favre gehen musste. Doch viel verbessert hat sich seitdem nicht. Im Gegenteil: Der Punkteschnitt hat sich verringert, der Abstand zum FC Bayern deutlich vergrößert. Der BVB knabbert an immer wiederkehrenden Problemen. Es fehlen offensive Abläufe gegen dichtgestaffelte Gegner, es fehlt an der Abstimmung beim Pressing, hinzu kommen individuelle Fehler. Terzic scheint die Chance seines Lebens aus den Händen zu gleiten.

„Natürlich hinterfrage ich mich“, sagt er. „Wenn eine schwere Phase im Leben kommt, dann werden Spiegel ausgetauscht gegen Fenster. Und man guckt: Was ist vorne, was ist rechts, was ist links?“ Er schaue, was er verbessern könne. Denn: „Es wäre albern, wenn ich sage, dass die Jungs mehr Verantwortung übernehmen sollen, aber ich sie selber wegschiebe.“

Die Antworten sind deutlich ausführlicher geworden, seit Terzic auf dem Pressekonferenz-Podium sitzt. Die Profis erzählen zudem, dass es auf dem Trainingsplatz bissiger zugehe, seit Favre die Einheiten nicht mehr leitet. Bei einigen Auftritten unter Terzic konnte man diese Bissigkeit auch während der 90 Minuten beobachten. Bei anderen Partien fielen die Profis zurück in eine seltsame Lethargie, das Offensivspiel kam dann trotz des dekorativen Kaders fast zum Erliegen.

Rose soll im Sommer zum BVB kommen

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Die Verantwortlichen in Dortmund wollen die Spielzeit aber in jedem Fall mit Terzic beenden. Noch hoffen sie darauf, dass die vier Punkte Rückstand auf die Champions-League-Ränge aufgeholt werden können. Im Sommer soll dann Trainer Marco Rose von Borussia Mönchengladbach ins Revier gelockt werden. Dieser habe sich aber noch nicht entschieden, heißt es bislang.

Wie es für Terzic weitergeht, steht noch nicht fest. Vielleicht tritt er wieder eine Stufe zurück, arbeitet als Co-Trainer weiter, so wie er es bislang in seiner Karriere fast immer getan hat. Oder er schafft es noch, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Wenn nicht beim BVB, dann bei einem anderen Profiklub.

Aber erst einmal kommt Hoffenheim. Gegen die TSG wolle er mit seiner Mannschaft mehr Druck, mehr Torgefahr erzeugen, so Terzic: „Wir müssen wieder um die wichtigste Aktion im Fußball kämpfen – und das ist immer die nächste.“

Anders ausgedrückt: Aufgeben gilt nicht.