Dortmund. Auf Borussia Dortmund wartet am Dienstagabend eine Pflichtaufgabe im DFB-Pokal. Es geht gegen den Bundesliga-Absteiger SC Paderborn.

Forsche Ansagen widersprechen eigentlich dem Naturell von Lucien Favre. „Ich kann sagen, dass wir den DFB-Pokal gewinnen wollen“, hatte der damalige Trainer von Borussia Dortmund im Sommer ungewohnt offensiv verkündet. Die klare Zielsetzung zeigt gut, welchen Stellenwert dieser Wettbewerb beim BVB hat – und wie sehr es die Verantwortlichen gewurmt haben muss, zuletzt dreimal in Folge nicht über das Achtelfinale hinaus gekommen zu sein.

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Favre
kann die Wiedergutmachung an diesem Dienstag im Heimspiel gegen Zweitligist SC
Paderborn (20.45 Uhr/ARD und Sky) freilich nicht mehr persönlich betreiben.
Kurz vor Weihnachten wurde der 63 Jahre alte Schweizer durch Edin Terzic (38)
ersetzt, der aber genauso um die Bedeutung des Pokals Bescheid weiß.
Schließlich reichen vier weitere Siege, um zum ersten Mal seit 2017 wieder mit
einer Trophäe um den Borsigplatz fahren zu können – sofern das im Rahmen einer
Pandemie überhaupt möglich ist.

BVB: DFB-Pokal einzige realistische Chance auf einen Titel

Dazu
ist der DFB-Pokal bei 13 Punkten Rückstand in der Meisterschaft auf den FC
Bayern überhaupt die einzige Chance auf eine Trophäe in dieser Saison. „In den
vergangenen beiden Jahren sind wir ein bisschen unglücklich ausgeschieden. Die
Jungs wissen das und wollen es nun besser machen“, sagte Terzic. Und durch das
Aus der Bayern in Kiel haben sich die Chancen der Dortmunder sogar noch
verbessert.

Ein
Sieg gegen den unangenehmen Zweitligisten Paderborn, der in der zweiten Runde
bei Union Berlin gewann – was bekanntlich weder Dortmund, noch den Bayern oder
Gladbach in der Liga gelungen ist –, würde die Atmosphäre beim BVB weiter
entspannen. Der 3:1-Sieg am Samstag gegen den FC Augsburg war ein erster
kleiner Schritt aus der Krise. Natürlich war zwar längst noch nicht alles gut,
vieles aber schon deutlich besser als noch in den Partien gegen Gladbach (2:4),
Leverkusen (1:2) und Mainz (1:1). 

Thomas
Delaney etwa überzeugte nicht nur dank seines Treffers zum zwischenzeitlichen
Ausgleich. Der Mittelfeld-Abräumer aus Dänemark wird immer mehr zum
Schlüsselspieler, erreichte am vergangenen Samstag die stärksten Zweikampfwerte
aller Profis, lief dazu noch die meisten Kilometer. Und der 29-Jährige hielt
als alleiniger Sechser den Offensivkünstlern um Marco Reus und Julian Brandt
den Rücken frei.

BVB: Jadon Sancho findet zu Top-Form zurück

Zu
denen zählt natürlich auch Jadon Sancho. In sechs Liga-Spielen im Januar
sammelte der 20 Jahre alte Engländer drei Tore und vier Vorlagen. Nach einer
schwachen Hinrunde findet Sancho immer mehr zur Leichtigkeit zurück, die ihn
durch die vergangene Saison trug. „Er hat in den letzten Wochen einen sehr
großen Schritt nach vorne gemacht“, lobte Terzic.

An
Offensiv-Ass Sancho wird allerdings auch deutlich, dass der Weg zum Finale nach
Berlin für Terzic eine Gratwanderung bleibt. Der englische Nationalspieler
absolvierte im intensiven Januar fast alle Spiele über 90 Minuten. Generell
vertraute Terzic in den ersten Wochen seiner Amtszeit am liebsten den
Arrivierten. „Wir haben uns entschieden, nicht viel an der Systematik zu verändern,
sondern versuchen, erst mal die Automatismen gemeinsam zu erarbeiten“, sagte
Terzic. Das gelte auch für das Pokal-Duell.

Terzic
steckt dabei durchaus in einem Dilemma. Zeit, um an Schwächen im Training zu
arbeiten, bleibt im Liga-Alltag kaum. Eine Winterpause fehlte ohnehin. Da
können gemeinsame Spielminuten Abhilfe leisten. Und es bietet sich nun ja auch
an, den Schwung aus dem Augsburg-Sieg mitzunehmen.