Dortmund. Nach dem 2:4 in Gladbach hadert der BVB wieder mit eigenen Fehlern. Teure Zugänge sind aktuell nicht geplant - die Wende soll anders gelingen.
Am Sonntag war trainingsfrei bei Borussia Dortmund. Aber zumindest für die Verantwortlichen war es schwer bis unmöglich, den Kopf freizubekommen. Denn die 2:4-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach am Freitagabend wiegt schwer: Nach nur einem Punkt aus den jüngsten drei Spielen ist der BVB auf Platz sieben abgerutscht, die Qualifikation zur Champions League ist mehr denn je in Gefahr.
Sieben Niederlagen sind es bereits nach 18 Spieltagen, so viele wie in der gesamten vergangenen Saison. 29 Punkte sind viel zu wenig angesichts der Dortmunder Ansprüche und Qualität im Kader. Kurz: Der BVB steckt in der Krise.
Und diese Krise ist hausgemacht. In Gladbach trafen die Dortmunder zwar auf einen starken Gegner, aber sie machten es diesem Gegner auch viel zu leicht – wieder einmal. Einstellung, Moral und Körpersprache stimmten zwar, dafür trat ein anderes altbekanntes Problem auf: die Verteidigung gegen Standardsituationen.
Dortmund kassiert zu einfache Tore
Erst durfte Nico Elvedi den Ball nach Freistößen zweimal erstaunlich unbedrängt im Tor unterbringen (11./32.), dann köpfte Marcus Thuram ohne große Gegenwehr ein (79.). Nur Rami Bensebaini traf aus dem Spiel heraus, das allerdings hatte am Ende einer Fehlerkette Julian Brandt durch äußerst alibihaftes Zweikampfverhalten begünstigt (50.).
„Wenn du solche Tore so einfach kassierst, brauchst du dich über das Ergebnis anschließend nicht zu wundern“, sagte Sportdirektor Michael Zorc am Sonntag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Da sind wir nicht konzentriert genug, nicht stark genug in der Defensivarbeit. Und deswegen kassieren wir einfache Tore.“
Auch Roman Bürki und Marco Reus sahen nicht gut aus
Das allzu oft wiederkehrende Muster: „Flanke, Kopfball, Tor - zack, schon liegst du zurück“, schimpfte Zorc. „Wir betreiben riesigen Aufwand, um selbst Tore zu erzielen, und auf der anderen Seite machen wir es dem Gegner zu leicht.“
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Da war Torhüter Roman Bürki, der zweimal auf der Linie klebte und einmal den Ball prallen ließ, da war Marco Reus, der beim Freistoß aus der Mauer sprang und die Lücke öffnete, da war dreimal viel Freiraum für den Torschützen.
BVB braucht die Champions League dringend
Und so reichte Erling Haalands Doppelschlag (28./32.), der das Spiel zwischenzeitlich gedreht hatte, nicht aus. „Standards verteidigen ist ein ganz großer Punkt bei uns“, seufzte Abwehrchef Mats Hummels. Und Kapitän Reus haderte: „Wenn wir das nicht abstellen, wird es schwierig, Spiele zu gewinnen.“
Müssen sie aber, als nächstes am Samstag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky). Denn durch ein Verpassen der Champions League würden mindestens 30 Millionen Euro Einnahmen wegbrechen, die fest eingeplant sind – und das kann sich der BVB kaum leisten in einem Jahr, in dem er wegen der Corona-Krise ohnehin mit einem Minus von 75 Millionen Euro kalkuliert.
Zorc will keine neuen Spieler holen
Auch deswegen sind anders als im vergangenen Winter, als Erling Haaland und Emre Can kamen, Verstärkungen für die Mannschaft dieses Mal nicht geplant. „Wenn ich jetzt noch einen Spieler dazuhole und wieder zwei Tore durch Standards kassiere, ändert das doch nichts“, sagt Zorc. „Die Spieler, die wir haben, sind gut genug. Und die müssen wir in eine gute Verfassung bringen und erreichen, dass sie einfach weniger Fehler machen.“
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An Trainer Edin Terzic halten die Bosse fest. Sie sehen zwar auch, dass seine Bilanz von drei Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen aus sieben Spielen schlechter ist als die des geschassten Lucien Favre. Aber sie sind weiterhin der Meinung, dass Terzic mit der Mannschaft in die richtige Richtung will, dass er ihr einen aktiveren Spielstil und mehr Schwung vermitteln kann.
Terzic verzweifelt an der Wankelmütigkeit des BVB
Aber: Wie Favre verzweifelt auch Terzic bislang bei dem Bemühen, seiner Mannschaft die Wankelmütigkeit und die Konzentrationsschwächen bei Standardsituationen auszutreiben. „Wir müssen weiter daran arbeiten“, fordert Zorc. „Wir hatten ja auch mal eine Phase, in der wir bei Standardsituationen sehr sicher standen. Darauf müssen wir wieder stärker unser Augenmerk legen.“
Immerhin besteht nun die Hoffnung, dass alle Beteiligten den Ernst der Lage erkannt haben. „Wir sollten nicht bloß hoffen, damit allein reißt man nichts“, warnt Zorc jedoch. „Wir müssen daran arbeiten. Wir müssen die Sinne schärfen und wissen, dass unser Ziel, die Champions-League-Qualifikation, unbedingt erreicht werden muss.“