Dortmund. Punkteverluste gegen Außenseiter sind für Dortmund fast Gewohnheit. Warum das Mainz-Spiel trotzdem nicht „typisch“ für die Inkonstanz ist.

Sekunden nach dem Abpfiff des Bundesligaspiels zwischen Borussia Dortmund und Mainz 05 abgepfiffen richteten sich sämtliche Kameras auf Marco Reus. Zu sehen war, wie sich der Kapitän des BVB zunächst mit seinem Trikot durch das Gesicht wischte, bevor er sich dann voller Unverständnis an den Kopf fasste. Der Blick des 31-Jährigen ging nach unten, der Kopf war gesenkt.

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Reus konnte nicht glauben, was in zuvor 90 Minuten auf dem Rasen des Dortmunder Stadions geschehen war.

Denn trotz Torgelegenheiten im Überfluss spielte der BVB gegen den Abstiegskandidaten nur 1:1. „Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen“, sagte er. „Ich hatte die Möglichkeit, das Spiel zu entscheiden oder zumindest in die richtige Richtung zu leiten.“ Für die Mannschaft tat ihm das „sehr, sehr leid“.

Denn es war der Dortmunder Kapitän, der in der Schlussphase einen Elfmeter neben das Mainzer Tor setzte. Auch im ersten Durchgang war er bereits im Abschluss zu unpräzise. Dies zumindest gilt jedoch auch für Reus‘ Teamkollegen Erling Haaland, Julian Brandt und Jude Bellingham, die ebenfalls nicht für eine Dortmunder Führung sorgen konnten. Mal verhinderte eine Abseitsstellung ein Tor, mal war der starke Mainzer Torwart Robin Zentner zur Stelle, mal stand der Torpfosten im Weg.

BVB verschenkt zu viele Punkte an kleine Teams

„Letztlich entscheiden nur Tore die Spiele“, erklärte BVB-Trainer Edin Terzic. Und Tore hatte sein Team am späten Samstagnachmittag zu wenige auf dem Konto. Nur eines durch Thomas Meunier (73.), nachdem zuvor Levin Öztunali (57) für Mainz getroffen hatte. Ein herber Rückschlag für die Westfalen, die nach gutem Start in das Jahr 2021 mit Siegen gegen Wolfsburg (2:0) und Leipzig (3:1) zuletzt wieder in Richtung Tabellenspitze geschielt hatten.

„Es ist unglaublich“, schimpfte Meunier. „Immer wieder haben wir die Chance, Dritter, Zweiter oder Erster zu werden. Und dann kommen solche Spiele.“ Schon gegen Köln (1:2), Stuttgart (1:5) und Union Berlin (1:2) passierten den Dortmundern ähnliche Ausrutscher. Wertvolle Punkte wurden an sogenannte kleine Teams verschenkt, die dem BVB spielerisch klar unterlegen waren. Diese Inkonstanz bleibt nun auch in den ersten Wochen unter Trainer Edin Terzic typisch für Borussia Dortmund.

BVB gegen Mainz: Der Wille war da

Der Blick aufs nackte Ergebnis lässt vermuten, dass die Dortmunder gegen Mainz in alte Muster zurückgefallen seien. Doch diesmal waren die Ursachen für den Punktverlust andere als zuvor regelmäßig unter Ex-Trainer Lucien Favre. Bei den BVB-Profis fehlte es nicht an der nötigen Einstellung, gegen die Mainzer scheiterten sie nicht am mangelnden Kampf. Nein, der Wille war da. Das zeigen die vielen Torchancen und auch die guten Zweikampfwerte (64 Prozent der Duelle wurden gewonnen).

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Womöglich wollten die Borussen den Sieg gegen Mainz in der Schlussphase sogar zu sehr. Mit zunehmender Spielzeit wirkten die Dortmunder verkrampft. „Wir haben zu schnell versucht, den tödlichen Pass zu spielen“, analysierte Terzic die Hektik. „Wir hätten dieses Spiel gewinnen müssen“, stellte Meunier klar. „Ich bin sehr enttäuscht, besonders mit Blick auf Leverkusen.“

Der Dortmunder Tabellennachbar nämlich patzte bei Union Berlin – ähnlich wie RB Leipzig, der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach, die ihre Spiele am Samstag ebenfalls nicht gewinnen konnten. Dortmund hätte sich vor all diese Teams setzen, teilweise sogar von ihnen absetzen können – wären da nicht der Konjunktiv und das 1:1 gegen Mainz.

BVB kann den Ausrutscher schon diese Woche vergessen machen

Umwerfen lassen will sich der BVB davon allerdings nicht. „Wir wollen weiter nach oben“, kündigte Reus an, der mit seinen Borussen aktuell auf dem vierten Rang liegt. Der Dortmunder Kapitän sah zwar „ein paar mehr Dinge“, die die Mannschaft „verbessern muss“, doch schon in dieser Woche besteht zweimal die Möglichkeit, es besser zu machen.

Denn auf den BVB warten Auswärtsspiele gegen ebenbürtige Gegner: Am Dienstag geht es zu Bayer Leverkusen (20.30 Uhr/Sky), am Freitag zu Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr/ Sky und ZDF). Zwei Siege gegen die direkten Konkurrenten könnten den Mainz-Ausrutscher schon fast vergessen machen.