Essen. Der FC Bayern empfängt RB Leipzig zum Spitzenspiel. Den Bayern kann RB nicht gefährlich werden - dafür aber Klubs wie dem BVB. Ein Kommentar.
Zum Glück kommt dieses Mal niemand auf die Rede, vom deutschen "Clasico" zu sprechen. Auch Wortschöpfungen wie "Südostico" bleiben uns dankenswerterweise erspart. Überhaupt ist der öffentliche Wirbel nicht besonders groß dafür, dass am Samstag (18.30 Uhr/Sky) ein echtes Spitzenspiel in der Fußball-Bundesliga ansteht: FC Bayern gegen RB Leipzig, Erster gegen Zweiter - mehr Spitzenspiel geht nicht. Die Leipziger können die Bayern mit einem Sieg sogar von der Tabellenspitze stürzen.
Letztes Jahr war Leipzig bekanntermaßen sogar Herbstmeister, was zeigt: Zufällig haben sich die Sachsen nicht an die Tabellenspitze verirrt. Aber können sie auch mittel- und langfristig am FC Bayern vorbeiziehen?
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Eher nicht. Die Bayern bleiben das Maß aller Dinge, sportlich sind sie auch in dieser Saison eine Klasse für sich. Man lege nur mal den Münchener und den Leipziger Kader nebeneinander. Spätestens dann wird deutlich, wieviel Abstand noch ist zwischen einer aufstrebenden Mannschaft, die auch in Europa schon freche Auftritte hingelegt hat - und einem Team, das in diesem Jahr alle verfügbaren Titel abgeräumt und den europäischen Fußball dominiert hat wie schon lange kein anderes mehr. Klar, die Bayern mögen hier und da müde wirken, aber die Belastung der Leipziger ist kaum geringer - und ihr Kader weniger geeignet, das aufzufangen.
Bundesliga: Bayern scheint uneinholbar
Und das wird sich auch in Zukunft nicht allzu sehr ändern, denn die Bayern haben sich auch finanziell einen Vorsprung erarbeitet, der uneinholbar scheint. Klar, Leipzig hat den finanzstarken Brausekonzern Red Bull im Rücken, aber auch der kann die Schatulle nicht unendlich weit öffnen - dem stehen die Regeln des Financial Fair Play entgegen, die zwar nicht perfekt sind, allzu grobe Auswüchse aber verhindern. Sollten die Bayern also in den kommenden Jahren keine Verkettung von Fehlentscheidungen hinlegen, bleiben sie auf weiteres einsame Spitze.
Sehr viel mehr Angst vor den Leipzigern müssen die Klubs hinter den Bayern haben, die in den vergangenen Jahren überaus erfolgreich gearbeitet haben, aber weit weg sind vom Status der Bayern. Borussia Mönchengladbach wäre da zu nennen, Bayer Leverkusen und auch Borussia Dortmund. Der BVB hat in den vergangenen 15 Jahren eine beispiellose Erfolgsgeschichte hingelegt, vom Fast-Pleite-Klub zur sportlichen und wirtschaftlichen Nummer zwei in Deutschland.
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Aggressives Wachstum dank Red Bull
Diese Rolle als zweite Kraft des deutschen Fußballs kann Leipzig durchaus gefährden, und zwar dank des potenten Geldgebers im Hintergrund. Es gab und gibt immer wieder Klubs, die so nach oben kommen, der VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim etwa. Nirgends aber wurde ein solch aggressiver Wachstumskurs gefahren, wurden sämtliche Spielräume, die das Regelwerk bietet, derart konsequent ausgereizt. Die Konkurrenz spüren die Dortmunder nicht nur in der Tabelle, auch auf dem Transfermarkt buhlt man ja oft um die gleichen Spieler.
Leipzig finanziert sein Transfergeschäft oft über Darlehen, das kann man so im Geschäftsbericht nachlesen. Und diese Darlehen muss man nicht bei Banken aufnehmen, die bekommt man beim wesentlich kulanteren Gesellschafter. Und im Sommer wurden mal eben 100 Millionen Euro an Darlehen in Eigenkapital des Klubs umgewandelt, die Schulden also mit einem Schlag spürbar reduziert. Das heißt noch lange nicht, dass Leipzig dem BVB nun davonzieht - aber dass der Tabellenzweite einen Vorteil hat, gegen den die Konkurrenz erst einmal anarbeiten muss.