Dortmund. Lange biss sich der BVB an der Defensive von Zenit die Zähne aus. Dank Jadon Sancho und Erling Haaland reicht es für Dortmund trotzdem zum Sieg.
Mats Hummels hatte genug gesehen: „Jungs, das ist viel zu kompliziert“, brüllte der Abwehrchef von Borussia Dortmund. Denn seine Mitspieler taten sich schwer im Champions-League-Spiel gegen Zenit St. Petersburg, fanden nur selten gefährlich vor das Tor. Erst ein spätes Elfmetertor durch Jadon Sancho brachte dem BVB den Durchbruch, der letztlich mit ganz viel Mühe 2:0 (0:0) gewann und den kompletten Fehlstart in die Königsklasse damit so eben noch abwenden konnte.
Hummels‘ Schimpftirade war so klar zu verstehen gewesen, weil das Spiel auf Anordnung des NRW-Gesundheitsministeriums ohne Zuschauer stattfand. Und so war im Stadion gut zu hören, was die Wortführer in der Dortmunder Mannschaft von dieser Partie hielten. Und viel war es nicht. Hummels forderte immer wieder mehr Tempo. Kapitän Marco Reus schimpfte mehrfach vehement, weil er in guter bis sehr guter Position übersehen wurde. Und Trainer Lucien Favre brüllte fast durchgehend Kommandos auf den Platz, weil ihm nur wenig von dem gefiel, was seine Mannschaft präsentierte.
BVB mit Problemen gegen Abwehrbollwerk von Zenit
Vor allem das Flügelspiel lag weitgehend brach, und das war an diesem Abend das Kernproblem. Die Gäste aus Russland versammelten sich allesamt am und im eigenen Strafraum, riegelten diesen mit einer vielbeinigen Abwehr ab. Dagegen hätte der BVB das Spiel breit machen, die gegnerische Formation auseinanderziehen müssen. Stattdessen zogen die Flügelspieler Jadon Sancho und Giovanni Reyna immer wieder nach innen, wo sowieso schon Hochbetrieb herrschte, und standen sich dann mit den Kollegen auf den Füßen. Die Dortmunder fanden keine Lösung, weil sie meist den komplizierten Weg suchten. Zwei, drei, vier, fünf Pässe an und im Strafraum, dann war der Ball meist weg. Zu kompliziert, zu verspielt.
Die erste gute Gelegenheit kam dann auch eher zufällig zustande: Der Ball rutschte durch zu Reyna, dessen Dropkick von der Strafraumgrenze das Tor knapp verfehlte (15.). Solche Szenen aber blieben Mangelware. Nur wenn die Dortmunder mal schnell umschalteten, wenn sie das Tempo anzogen, wurde es mal gefährlich. Nach einem Foul an Reyna zirkelte Reus den Ball sehenswert aufs Tor, aber Torhüter Mikhail Kerzhakov tauchte rechtzeitig ab und lenkte den Ball um den Pfosten (26.). Auch einen Reus-Schuss aus ganz spitzem Winkel wehrte Kerzhakov ab (39.). Und nach feinem Steilpass von Sancho war Erling Haaland auf einmal frei durch, verzog seinen Schuss aber (42.).
BVB: Joker Thorgan Hazard holt entscheidenden Elfmeter heraus
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Da waren endlich mal schnelle, zielstrebige Angriffe – zu diesem Zeitpunkt aber hätte der BVB schon zurückliegen können: Roman Bürki eilte bei einer Flanke von Douglas Santos aus dem Tor, doch Sebastian Driussi kam vor ihm an den Ball. Sein Kopfball aber strich knapp über die Latte (35.).
So ging es torlos in die Pause, nach der sich das Bild kaum änderte: Zenit verteidigte, Dortmund rannte an, war nun noch dominanter, hatte noch mehr Ballbesitz – aber weiterhin keine zündende Idee. Zu behäbig, zu durchschaubar blieb das Spiel gegen diszipliniert verteidigende Gäste, die insbesondere Haaland konsequent aus dem Spiel nahmen.
Einen Hauch von Gefahr brachte nur Dahouds Fernschuss, der knapp vorbeistrich (66.). Dann war Schluss für den 24-Jährigen, Favre brachte Thorgan Hazard und gab damit das Signal für mehr Offensive und mehr Flügelspiel. Doch die Flanken in den Strafraum wurden postwendend herausbefördert. Bis sich Vyacheslav Karavaev einen kapitalen Aussetzer leistete, indem er Hazard bei einer Flanke plump umriss. Sancho trat an und vollstreckte sicher (78.). Und in der Nachspielzeit war der weitgehend unsichtbare Haaland doch einmal zur Stelle, erlief Jude Bellingshams Kopfball-Verlängerung und schob sicher ein (90.+1). Kollektives Aufatmen beim BVB – denn nach der Auftaktniederlage bei Lazio Rom (1:3) wäre alles andere als ein Sieg ein herber Rückschlag im Kampf ums Weiterkommen gewesen.
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