Essen. Jürgen Kohler und Lothar Matthäus sind mit der Leistung der Nationalmannschaft beim 3:3 gegen die Türkei nicht einverstanden.

Der verspielte Sieg der Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch gegen die Türkei (3:3) hat prominente Kritiker auf den Plan gerufen. Die Weltmeister Lothar Matthäus und Jürgen Kohler, die 1990 zusammen den Titel holten, gingen hart mit der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Bundestrainer Joachim Löw ins Gericht.

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„Das ist nicht unsere Nationalmannschaft. Es heißt “Die Mannschaft', wie sie Oliver Bierhoff als Marke getauft hat. Aber dann wollen wir 'Die Mannschaft' auch sehen. Die Leute vor dem Fernseher werden verarscht", sagte Rekordnationalspieler Matthäus der Bild-Zeitung: “Wir bekommen bei Länderspielen nicht mehr den Fußball geboten, den ich 20 Jahre selber für den DFB gespielt und vor meiner aktiven Karriere als Fan bewundert habe. Wir wollen in der Nationalmannschaft die Besten der Besten sehen."

BVB-Held Kohler sieht vielschichtige Probleme

Zudem hätten „taktische Fehler von Jogi Löw bei den Einwechslungen den Sieg gekostet“, sagte Matthäus und monierte zudem, dass Löw Spieler eingesetzt hatte, die in ihren Vereinen nicht zum Stammpersonal zählen: „Das ist keine Werbung für den deutschen Fußball. Früher galt: Wer kein Stammspieler im Klub ist, hatte in der Nationalmannschaft nichts zu suchen. Genau deshalb schaltet für Deutschland keiner mehr den Fernseher ein.“

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Für Kohler, 1997 Champions-League-Sieger mit Borussia Dortmund und Vereinsidol bei den Schwarz-Gelben, sind die Probleme vielschichtig. Den gesunkenen Stellenwert der Nationalmannschaft erklärte der 55-Jährige im Fachmagazin kicker mit einer „Übersättigung“ und einer „gesellschaftlichen Veränderung“. „Wirtschaftliche Nöte und Kurzarbeit hier, weiter extrem hohe Gehälter und Ablösesummen dort. Das führt zu einer Entfremdung zwischen Fußball und Fans“, sagte Kohler: „Nachrichten wie die von einer Steuer-Razzia beim DFB tragen in dieser Gemengelage nicht unbedingt zur Besserung bei.“

Kohler fordert mehr Spielfreude

Kohler fordert von der Nationalmannschaft, dass sie „mit Spielfreude, Engagement und Leidenschaft“ Fans zurückgewinnen soll: „Zuletzt hatte ich aber oft den Eindruck, dass die Spiele nur vor sich hinplätschern, das Zuschauen machte mir da häufig keinen Spaß.“

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Das DFB-Team wartet nach dem Remis gegen die Türkei seit über 300 Tagen auf einen Sieg. Wie zuletzt in der Nations League gegen Spanien und in der Schweiz (beide 1:1) vergab die deutsche Mannschaft trotz dreimaliger Führung leichtfertig einen Erfolg. (sid)