Essen. Der FC Bayern nahm Borussia Dortmund mehrmals die besten Spieler weg. Ehrenpräsident Hoeneß nennt den BVB einen „Verkaufsklub“. Ein Kommentar.

Uli Hoeneß also, wieder einmal. Er kann es nicht lassen, auch im vermeintlichen Ruhestand. Er sagt, was er denkt, er sagt es weiterhin öffentlich – okay. Aber: Er mischt sich auch ein. Und zwar auf eine Art, die er sich selbst früher verbeten hätte. Als Ehrenpräsident des FC Bayern die Transferpolitik von dessen erstem Verfolger Borussia Dortmund zu verurteilen, ist einfach stillos.

Beim BVB, behauptet Hoeneß im Interview mit der FAZ, würden Spieler als „Verkaufsobjekte“ gesehen. Während ihnen in München das Gefühl vermittelt werde, „Bayern forever“ zu sein, schaue man in Dortmund zu sehr auf den möglichen Profit durch zukünftige Transfer-Einnahmen. Dadurch sei der BVB „ein Verkaufsklub“, und das würde im Titelrennen die letzten Prozentpunkte kosten.

Im Kern hat Hoeneß sogar recht: Dortmund kann die Besten nicht halten

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Im Kern hat Hoeneß sogar recht. Weil der BVB passen muss, wenn die Mbappés, Ronaldos und Griezmanns für mehr als 100 Millionen Euro transferiert werden oder Paris den Irrsinn mit 222 Millionen für Neymar auf die Spitze treibt, sieht er zu, dass er Top-Talente entdeckt, die er weiterentwickeln kann. Im Idealfall verbessern sie sich so sehr, dass sie, wenn sie weiterziehen, die Kassen der Schwarz-Gelben füllen. Das ist für einen Klub dieser Ebene, also unterhalb der europäischen Elite, eine absolut gerechtfertigte, ja sogar clevere Strategie.

Welche Wahl haben die Dortmunder denn? Sie haben erlebt, dass Spieler, die sich woanders noch mehr Geld und noch mehr Ruhm versprechen, nicht zu halten sind – Dembélé und Aubameyang haben sich weggestreikt. Es wäre normal, wenn auch Jadon Sancho und Erling Haaland – der eine eher, der andere später – die nächste Stufe auf der Karriereleiter nehmen wollten. Wie will man sie denn festbinden, wenn sie Dortmund als Sprungbrett sehen.

Die Bayern holten Hummels, Götze und Lewandowski aus Dortmund

Der BVB hätte nur eine Chance, solche Leute zu halten: Wenn er selbst in die Phalanx der ganz Großen eindringen würde. Dies hat vor allem der FC Bayern stets zu verhindern versucht. Zum Beispiel, indem er Mats Hummels, Mario Götze und Robert Lewandowski für viel Geld nach München lockte. Vor diesem Hintergrund ist das, was Uli Hoeneß jetzt über Borussia Dortmund sagt, nicht nur stillos, sondern auch unverschämt.