Dortmund. Jude Bellingham beim Medizincheck: BVB holt 17-Jährigen für 24 Millionen Euro. Der hochtalentierte Engländer soll eine Lücke schließen.

Die dichten Wolken, der fisselnde Regen dürften Jude Bellingham an die Heimat erinnert haben. Am Donnerstagmorgen landete der 17-jährige Engländer in Dortmund, um den Medizincheck zu bestehen, dann seinen Vertrag in der BVB-Geschäftsstelle zu unterschreiben.

Auch interessant

Offiziell verkündet werden soll der Transfer nach Informationen dieser Redaktion allerdings erst in der nächsten Woche. Denn noch arbeitet Bellingham mit dem englischen Zweitligisten Birmingham City daran, bei fünf Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz den Klassenerhalt in den letzten beiden Saisonspielen endgültig zu sichern. Dass er trotz des laufenden Spielbetriebs und ähnlich strengen Corona-Regeln wie in der Bundesliga überhaupt die Erlaubnis für eine Auslandsreise erhielt, liegt an den Dauertestungen für englische Profis. Ein kleines Geschmäckle besitzt der Ausflug trotzdem. Aber fest steht: Der BVB sichert sich eines der begehrtesten Talente Europas.

BVB-Profi Mahmoud Dahoud sollte gehen

Dafür verschwindet eine enorme Summe vom Konto des Vizemeisters, zumal für einen so jungen Profi, der sich bislang noch nicht im Spitzenfußball bewährt hat. 24 Millionen Euro zahlt die Borussia, Bellingham unterschreibt für fünf Jahre. Er soll im zentralen Mittelfeld zu jenem wuchtigen Techniker reifen, den viele in ihm erkennen, und eine Lücke schließen im Kader. Denn ein Achter, ein Box-to-Box-Spieler, wie jene Fußballer neudeutsch beschrieben werden, die den Ball mit ihrem Tempo vom eigenen zum gegnerischen Strafraum treiben können, fehlt den Schwarz-Gelben. Da Mahmoud Dahoud (24) diese Rolle nie überzeugend interpretieren konnte, sollte er sich nun einen neuen Klub suchen.

Bellingham trauen die Dortmunder Verantwortlichen diese Rolle zu. In den Vertragsgesprächen sei er clever, reif aufgetreten, hört man. Nun soll er die Zeit erhalten, die er benötigt, um sich an das hohe Niveau zu gewöhnen. Trainer Lucien Favre kann den Zugang langsam heranführen, da er im Zentrum weiterhin die erfahrenen Axel Witsel (31) und Emre Can (26) aufstellen kann.

Trotzdem rechnen sie beim BVB damit, dass Bellingham schon in der kommenden Spielzeit regelmäßig auf dem Rasen stehen wird. Was daran liegt, dass sich der Engländer in Birmingham trotz seiner jungen Jahre zu einem Leistungsträger entwickelt hat. Sein Profi-Debüt feierte er mit 16 Jahren und 38 Tagen im August 2019. In 39 Partien hat er in der zehrenden englischen Championship für sich geworben. Mark Robins, Trainer des Liga-Konkurrenten Coventry City, schwärmte im Januar bereits gegenüber dem „Daily Mirror“, als Bellingham seinen 17. Geburtstag noch nicht gefeiert hatte: „Es ist unglaublich, welche Power er in seinem Körper hat. In Jude Bellingham hat Birmingham den besten 16-Jährigen, den ich jemals gesehen habe.“

Daher hatten natürlich andere europäische Topklubs das Talent ebenfalls auf ihrer Einkaufsliste notiert. Der FC Bayern. Manchester United. Bei Juventus Turin, Ajax Amsterdam und dem FC Chelsea kursierte der Name. Bellingham aber wollte ins Revier, weil sich die Dortmunder als Ausbildungsklub für Hochbegabte einen Namen gemacht haben. Dadurch gelang es schon, Spieler wie Jadon Sancho (20) und Erling Haaland (19) anzulocken. Giovanni Reyna (17) beweist gerade, dass man in Dortmund nicht alleine Auto fahren dürfen muss, um mitzumischen.

BVB-Profi Jadon Sancho könnte gehen

Bellingham ist neben Thomas Meunier der zweite BVB-Zugang in diesem Sommer. Mehr sollen es eigentlich nicht werden. Es sei denn, Jadon Sancho verlässt den Verein zu einem Klub, der einen dreistelligen Millionenbetrag zahlt.

Auch interessant

Sancho machte sich selbst im Alter von 17 Jahren auf den Weg von Manchester in die 600.000-Einwohner-Stadt im Ruhrgebiet, reifte in Dortmund und könnte nun den nächsten Schritt wagen. Gut möglich, dass auch Jude Bellingham irgendwann weiterzieht, wenn sich seine Versprechungen erfüllen. Davor aber soll er in den kommenden Jahren dem BVB dabei helfen, Titel zu gewinnen.