Essen. Vor sechs Jahren wurde André Schürrle Weltmeister. Vor vier Jahren war er noch teuer. Heute weiß der BVB nicht mehr, wohin mit ihm. Ein Kommentar

Als der BVB im Jahr 2016 André Schürrle vom VfL Wolfsburg holte, konnte man nicht auf die Idee kommen, dass dies kein guter Transfer sein würde. Schürrle, das war der WM-Siegtor-Vorbereiter. Das war der Flügelflitzer, der zwei Jahre zuvor in der Verlängerung des WM-Endspiels von Brasilien den Argentiniern die Hacken gezeigt und den Ball dann perfekt nach innen geflankt hatte – auf Mario Götze, der die Hereingabe durch perfekte Mitnahme und Beförderung ins Netz veredelte.

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Steht auf der BVB-Abgabeliste: André Schürrle, hier noch im Trikot von Spartak Moskau.
Von Sebastian Weßling und Marian Laske

In den vergangenen Jahren sind beide beim BVB gescheitert. Auf unterschiedliche Weise, aus unterschiedlichen Gründen. Mario Götze erhielt nach der soeben beendeten Saison keinen neuen Vertrag mehr, André Schürrle war schon 2018 ausgeliehen worden. Zunächst nach England, zum FC Fulham, mit dem er aber aus der Premier League abstieg. Weiter ging es bei Spartak Moskau – doch der russische Traditionsklub verzichtet darauf, von der Kaufoption Gebrauch zu machen. Also wird Schürrle wieder nach Dortmund zurückkehren müssen, wo man keine Verwendung mehr für ihn hat und ihn zudem als zu teuer ansieht.

BVB-Weltmeister André Schürrle: Verletzungspech taugt nicht als einzige Erklärung

Welch ein Absturz, welch eine Enttäuschung. Dabei ist Schürrle durchaus ein guter Typ, höflich und nicht übergeschnappt. Mit 29 Jahren ist er auch noch nicht zu alt, und er verfügt über enorme Fähigkeiten. Aber er schafft es einfach nicht mehr, starke Leistungen zu konservieren. 30 Millionen Euro hatte Borussia Dortmund damals für ihn bezahlt. Sieben Millionen Euro im Jahr soll er verdienen – kein Wunder, dass der BVB dazu bereit ist, ihn schon für eine vergleichsweise niedrige siebenstellige Ablösesumme abzugeben. Viel Geld, ja, aber im internationalen Fußball ein Schnäppchenpreis.

André Schürrle hatte viel Verletzungspech. Doch dies taugt nicht als einzige Erklärung für seinen Absturz beim BVB. Er muss, als die Leistungen schwankten und das Vertrauen der Trainer wich, auch viel Selbstbewusstsein verloren haben. Es wird sogar über ein frühes Karriere-Ende spekuliert. Es wäre zu traurig, wenn es dazu käme.