Dortmund. Der BVB enttäuscht gegen Mainz. Sebastian Kehl wehrt Vorwürfe der Verzerrung ab. Was bedeutet die Pleite für Borussia Dortmund?
Am Tag nach dem bitteren Abend klingt Sebastian Kehl immer noch enttäuscht am Telefon. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Mainz mit ihren Mitteln bei uns in dieser Form gewinnt“, sagt Borussia Dortmunds Leiter der Lizenzspielerabteilung zu dieser Redaktion. Nur der Gegner habe aufopferungsvoll gearbeitet, gekämpft. „Es war kein gutes Spiel von uns.“
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Dies führte dann dazu, dass die Millionentruppe des BVB vom Außenseiter FSV Mainz teilweise auseinander kombiniert wurde und völlig verdient 0:2 (0:1) verlor. Dadurch wirft diese Niederlage die Fragen wieder auf, die bislang nicht beantwortet, sondern nur verdrängt wurden. Fehlt einigen Profis weiterhin die richtige Arbeitseinstellung? Fehlt es an Führungsstärke? Fehlt Trainer Lucien Favre die Gabe, seine Mannschaft zu motivieren?
Das BVB-Minimalziel wankt
Zu lustlos, zu behäbig wirkten die Schwarz-Gelben, sie ließen jegliche Hingabe vermissen. Die Mainzer hätten noch deutlicher triumphieren können, sie wollten diese Punkte im Abstiegskampf, das war zu spüren. Die Dortmunder hingegen schienen mit ihren Gedanken bereits in Badelatschen am Strand herumzuhängen, so als hätten sie diese Saison abgehakt, da die Qualifikation für die Champions League schon erreicht ist.
Allerdings wollten die Verantwortlichen eigentlich nach Höherem greifen, den Titel gewinnen. Nun wankt sogar das Minimalziel, sich als zweitbester Verein in Deutschland bezeichnen zu dürfen. Gewinnt RB Leipzig am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den BVB, ziehen die Sachsen in der Tabelle vorbei, dies würde einen Schatten auf die gute Rückrunde (zwölf Siege in 15 Partien) der Borussia werfen. Zudem muss sich der Klub nun den Vorwurf gefallen lassen, Wettbewerbsverzerrung betrieben zu haben, weil die Mainzer beim Kombinieren nur bestaunt wurden.
BVB-Probleme wie in der Hinrunde
„Das ist albern“, hält Kehl dagegen. Denn: „Wir stecken selber in einer Situation, in der wir noch etwas erreichen wollen. da geht es vorrangig um sportliche, aber natürlich auch um wirtschaftliche Parameter. Wir haben nichts zu verschenken.“ Allerdings pressten die Dortmunder nachlässig, sie vermasselten selbst einfache Pässe, die Defensive schwankte wie in der Hinrunde. Jonathan Burkardt durfte ungestört das 1:0 köpfen (34.). Jean-Philippe Mateta verwandelte einen berechtigten Strafstoß (49.).
„Es war eine große Enttäuschung“, erklärte Trainer Favre. „Niemand ist an seine Leistungsgrenze gekommen“, bemängelte Julian Brandt. „Wir haben gespielt, als wäre der ein oder andere mit dem Kopf bereits im Urlaub“, monierte Sportdirektor Michael Zorc.
Am Mittwoch zeigten sich die Probleme, die gerade in der Hinrunde für viele enttäuschende Momente gesorgt haben. Gegen Mainz rannte die BVB-Elf zwar an, ließ sich in den entscheidenden Zweikämpfen aber düpieren. Dadurch konnte der Gegner die sich automatisch eröffnenden Räume nutzen.
Ob dies nun ein Ausrutscher war oder die Probleme tiefer liegen, wird sich auch Samstag zeigen. Dann kämpfen die Dortmunder in Leipzig um den Platz hinter dem enteilten FC Bayern. Rang zwei verspricht höhere TV-Gelder, er verspricht mehr Prestige. Rutscht die Borussia noch ab, würde das die Position von Trainer Favre weiter schwächen. Sein Vertrag gilt bis 2021, ob er diesen erfüllen darf, entscheidet sich am Ende der Saison.
„Wir müssen zeigen, dass wir daraus lernen“, sagt Kehl. Es werde ein intensives Spiel gegen RB. „Es wird eine Menge Feuer drin sein.“
Das sollte es auch.