Dortmund. Hans-Joachim Watzke steht in diesen Tagen in der Kritik. Weil er zuerst an die Rettung seines Klubs Borussia Dortmund denkt. Ein Kommentar.
Als Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der ARD-Sportschau auch über das Szenario eines möglichen Saisonabbruchs sprach, wusste er genau, was er sagte. „Wir sind auch ein Wirtschaftsunternehmen, und ehrlicherweise sind wir auch Konkurrenten“, erklärte er. „Am Ende des Tages können nicht die Klubs, die ein bisschen Polster angesetzt haben, die Klubs, die das nicht getan haben, dafür noch belohnen.“
Massive Kritik, auch von Chefs anderer Klubs, ließ nicht lange auf sich warten. Aber Watzke war es das wert, denn am Tag darauf fand die Krisensitzung der Deutschen Fußball-Liga in Frankfurt statt. Sein Ziel: Alle sollten vorher einmal von ihm gehört haben, dass er Geisterspiele für unverzichtbar hält und dass er skeptisch in Bezug auf Gehaltsverzicht von Spielern ist. Sollte heißen: Macht erst mal alle eure Hausaufgaben. Hätte er vorher angekündigt, dass der BVB zur Rettung anderer Klubs bereit stünde, hätten zum Beispiel deren Spieler auf die Idee kommen können: Läuft ja – warum also verzichten?
So wie Watzke handeln derzeit sehr viele Unternehmer
Hans-Joachim Watzke hat sich selbst wie ein unverbesserlicher Egoist dargestellt, um seiner Aufgabe als verantwortungsbewusster Chef eines börsennotierten Bundesligisten gerecht zu werden. So wie er handeln im Moment sehr viele Unternehmer. Sie versuchen, den Schaden für ihr Unternehmen so gering wie möglich zu halten. Watzke will dazu seinen ganz persönlichen Beitrag leisten und sein Gehalt um ein Drittel reduzieren.
Auch interessant
Natürlich weiß er: Ohne Solidarität wird es nicht gehen
Natürlich weiß auch er, dass es am Ende ohne Solidarität nicht gehen wird, das sagt er ja auch. Natürlich hat er nicht vergessen, wie es in den Siebzigern war, als sogar Schalke 04 dem klammen Zweitligisten (!) BVB aus der Patsche half und ein Benefizspiel zur Einweihung des neuen Westfalenstadions austrug. Und erst recht wird er sich an 2005 erinnern, an die Zeit seiner Amtsübernahme: als Borussia Dortmund nur der Insolvenz entgehen konnte, weil die Eigner eines Immobilienfonds dem Sanierungskonzept zustimmten. Damals lieh der FC Bayern dem BVB Geld, damit der Gehälter zahlen konnte – der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß sprach von zwei Millionen Euro.
Wenn tatsächlich das Fußballsystem zusammenbrechen sollte und die Großen helfen könnten, die Kleinen noch irgendwie zu retten, dann würde Borussia Dortmund auf Geheiß des Chefs seinen Beitrag leisten. Garantiert.