Essen. Das Coronavirus hat Auswirkungen auf die Fußball-Bundesliga. Die Interessen der Klubs dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen. Ein Kommentar.

Wer in der Corona-Nachrichtenlage tatsächlich den Überblick behält, den überkommt womöglich ein Gefühl: Es werden in Deutschland bedeutende Messen und Sportevents gestrichen, im Kreis Heinsberg ganze Fußball-Spieltage verschoben. Nur bis im Milliardengeschäft Profifußball mal eine Partie der Bundesliga abgesagt wird, muss schon mehr daherkommen als ein Virus. Vor dem Fußball wird also wieder gekuscht: Die Interessen der Fans am Spiel und vor allem der Vereine an den Einnahmen stehen über dem Schutz der Menschen vor der fortschreitenden Epidemie.

So kann man natürlich die Situation wahrnehmen und bewerten. Es wäre jedoch zu kurz gegriffen.

Coronavirus nimmt auch Einfluss auf Gladbach gegen BVB

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Wenn an diesem Samstag mehr als 50.000 Zuschauer in Gladbach beim Spiel gegen den BVB zusammenkommen, stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, Amateurpaarungen mit wenigen hundert Zuschauern abzusagen, wenn man auf vollbesetzten Tribünen eines Bundesligastadions einen stark hustenden Menschen nicht mal eben drei Treppenstufen herunterschicken kann. Richtig, aber im Umkehrschluss würde dies bedeuten, prinzipiell nicht mehr die Wohnung verlassen zu wollen, um der Ansteckungsgefahr zu entgehen. Wer macht das schon?

Wie immer gilt es, den Sport nicht zu überhöhen. Aber vielleicht wirken bei allen Risiken an diesem Spieltag – hoffentlich – ausbleibende Schreckensnachrichten ein wenig gegen die Hysterie, die durch Leerstände in Supermarkt-Regalen belegt ist. Finanzielle Interessen der Klubs dürfen nie ein Grund sein, Spiele im Bewusstsein möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen für Besucher auf Teufel komm raus auszutragen. Selbst wenn es anschließend zu einem Chaos im Spielplan kommen sollte.

Wird aus dem Revierderby ein Geisterderby?

Sollten bis zum nächsten Wochenende jedoch deutlich größere Bedenken als jetzt vorherrschen, die Austragung der Bundesligaspiele verantworten zu können, darf es auch keine Rolle spielen, wenn aus dem Revierderby Dortmund gegen Schalke ein Geisterderby werden könnte.