Dortmund. Das BVB-Spiel in Bremen verdeutlicht, wie wichtig Tempo geworden ist. Diese Entwicklung produziert Gewinner wie Haaland, aber auch Verlierer.
Während die meisten Spieler von Borussia Dortmund nach ihrem Täschchen griffen, um in den Zug nach Bremen zu steigen, steckte Erling Haaland zwischen Gleisabschnitt C und D fest. Da sich die Fans, die am Freitag am Dortmunder Hauptbahnhof ein Selfie mit ihren Lieblingen ergattern wollten, vor allem auf den Stürmer stürzten. Viele Tore haben nun mal auch ihre Nebenwirkungen.
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Der 19 Jahre alte Haaland wird sich heute (15.30 Uhr/Sky) bei Werder Bremen trotzdem nicht davon abhalten lassen wollen, möglichst weiter Tore zu schießen. Und dabei seine (ohne Anhänger vor der Nase) vorhandene Schnelligkeit zu nutzen. Auch wegen ihm werden die 90 Minuten im Norden Deutschlands ein Duell der Gegensätze. Bremen droht als Tabellensiebzehnter im Abstiegsstrudel zu versinken. Dortmund würde als Dritter gerne noch mal in den Titelkampf eingreifen. Gleichzeitig lässt sich an diesem Duell die Entwicklung im Profifußball veranschaulichen. Finanziell, da die Kluft zwischen regelmäßigen Champions-League-Teilnehmern (BVB) und Unter-der-Woche-Freihabern (Bremen) auf eine enorme Größe angewachsen ist. Sportlich, da beide Kader verdeutlichen, dass es für den Erfolg mittlerweile vor allem Tempo braucht.
Und Götze schaut beim BVB nur noch zu
Bei der Borussia kann es sich Haaland trotz seiner Körpergröße von 1,94 Metern leisten, schwach zu köpfen, weil er seinen Gegenspielern mit großen Schritten enteilt. Jadon Sancho sprintet schneller als die meisten, Achraf Hakimi sowieso. Während ein begnadeter, aber zu langsamer Fußballer wie Mario Götze in der Regel nur noch zuschaut. Trainer Lucien Favre betont intern immer wieder, wie wichtig Power sei. Bei Bremen wiederum glänzt in dieser Spielzeit nur Milot Rashica, der beim 3:2-Pokalerfolg vor knapp drei Wochen den Dortmunder Abwehrspielern davon gewetzt war und auf der Einkaufsliste zahlreicher Topklubs auftaucht – so auch beim BVB.
Der Ex-Dortmunder Nuri Sahin hingegen sitzt bei Werder häufig auf der Bank, weil es ihm im Mittelfeld meistens zu schnell geht. In jungen Jahren dominierte der mittlerweile 31-Jährige im schwarz-gelben Trikot noch die Bundesliga, 2011 wurde er Meister und Spieler der Saison.
Aber Zeiten ändern sich.
In den vergangenen Jahren hat sich die Rasanz noch einmal gesteigert. Davon geht DFB-Chefausbilder Daniel Niedzkowski im Gespräch mit dieser Redaktion aus. „Die Daten, die es gibt, weisen darauf hin, dass der Anteil an intensiven Läufen gestiegen ist. Das ist ein Indiz“, erklärt er. Wobei der 43-Jährige Tempo nicht nur anhand der gemessenen Laufgeschwindigkeit definiert: „Schnell Fußball zu spielen, beinhaltet wesentlich mehr. Es geht darum, Situationen schnell zu erfassen, sie schnell zu interpretieren – und dann schnell Lösungen zu finden und im höchsten Tempo handeln zu können.“ Ein Spieler müsse also auch im Kopf schnell sein.
Brandt ist wieder dabei
Deswegen wird es Favre zufrieden zur Kenntnis genommen haben, dass Julian Brandt mit nach Bremen reisen konnte, der diese Handlungsschnelligkeit besitzt. Brandt konnte nach seiner Sprunggelenksverletzung am Freitag wieder mit der Mannschaft trainieren und wartete deswegen etwas später ebenfalls auf den Zug. In der Startelf wird der 23-Jährige allerdings noch nicht stehen. Vielleicht wird er später eingewechselt und dabei helfen, dass die Dortmunder nach dem 2:1-Sieg in der Champions League über Paris St.-Germain nun im Alltag bestehen. An Tempo wird es ihnen dabei jedenfalls nicht mangeln.