Dortmund/Frankfurt. Erik Durm kehrt am Freitag mit Frankfurt erstmals nach Dortmund zurück. Der Ex-BVB-Profi spricht über seine Verletzungen und neue Perspektiven.
Eigentlich hatte Erik Durm nach Frankfurt eingeladen, hier trägt er seit dieser Saison das Trikot der Eintracht. Doch Sturm Sabine verhinderte ein Treffen, dafür meldete sich der ehemalige Außenverteidiger von Borussia Dortmund und Weltmeister von 2014 nach dem Training am Telefon, um über sein erstes Spiel als Gast beim BVB zu sprechen. Am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) misst sich Frankfurt mit den Schwarz-Gelben.
Herr Durm, finden Sie überhaupt noch die Gästekabine?
Erik Durm: Klar, auch wenn ich noch nie drin war. Vom Bus aus die Treppe runter, dann rechts.
Durm: Vielen Leuten in Dortmund viel zu vedanken
Wie fühlt es sich an, bald zurückzukehren?
Durm:Ich habe vielen Leuten in Dortmund einfach viel zu verdanken. Auch Leuten, die teilweise nicht mehr dort arbeiten. Etwa Jürgen Klopp. Oder David Wagner. Ich schreibe noch mit Marcel Schmelzer. Mit Marco Reus. Ich freue mich immer, wenn sie spielen. Aber es gehört zum Fußball dazu, dass es weitergeht.
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Schlagen Sie mit Ihrer Mannschaft den BVB?
Durm:Ich hoffe. Ich habe natürlich noch Sympathien für den BVB. Aber ich spiele jetzt in Frankfurt. Ein Freitagabendspiel in Dortmund ist etwas sehr Geiles. Wir fahren mit breiter Brust nach Dortmund. Ich denke, dass sie Respekt vor uns haben.
Beim BVB schien für Sie eine große Karriere zu beginnen, doch nicht alle Erwartungen haben sich erfüllt. Kommt da Wehmut auf?
Durm:Nein, ich habe trotzdem ein sehr privilegiertes Leben. Klar, vielleicht wäre es ohne die Verletzungen anders gelaufen. Vielleicht wäre ich noch in Dortmund.
Wie war es, sich immer wieder durch die Reha zu quälen?
Durm:Irgendwann konnte ich die Dortmunder Physiobänke nicht mehr sehen. Ich wollte einfach mal raus. Deswegen bin ich nach München, habe dort sieben Monate im Hotel gelebt. In München haben mich weniger Leute erkannt. Der Schritt hat mir gut getan.
Trotzdem haben Sie sich beim BVB nicht mehr wirklich durchgesetzt, Sie sind nach England gewechselt. Eine lohnende Erfahrung?
Durm:Es hat mir nicht so gut gefallen. Die Leute sind sehr nett, aber das Wetter hat mir manchmal auf die Stimmung gedrückt. Außerdem sind wir gnadenlos abgestiegen, wir haben alle drei Tage gespielt. Ich hatte kaum die Chance, mir über andere Dinge als Fußball Gedanken zu machen. Das private Leben rückte so in den Hintergrund.
Können Sie jetzt gut abschalten?
Durm:Ich habe eine kleine Tochter. Wenn sie schreit, spielen möchte oder Hunger hat, dann habe ich keine Zeit, an Fußball zu denken. Dann vergesse ich alles andere, das ist schön. Früher war der Fußball die Priorität Nummer eins, aber jetzt gibt es einfach Wichtigeres.
Wo lagert Ihre WM-Medaille?
Durm:Die ist im Bankschließfach.
"Die WM war einer meiner schönsten Momente in meiner Karriere"
Fühlen Sie sich als Weltmeister, obwohl sie in Brasilien nur auf der Bank saßen?
Durm:Ich fühle mich als Teil der Mannschaft. Ich war dabei, habe immer trainiert, habe immer versucht, zu helfen. Die WM war einer meiner schönsten Momente in meiner Karriere. Ich sehe mich als Weltmeister.
Zum Kreis der Nationalmannschaft zählen Sie nun schon länger nicht mehr.
Durm:Durch meine Verletzungen bin ich rausgerutscht. Und das ist völlig okay, das ist völlig berechtigt. Ich bin nicht auf dem Level, auf dem ich 2014 war. Man sagt, dass man so lange, wie man verletzt war, auch wieder braucht, um auf sein Topniveau zu kommen.
Sie spielen in Frankfurt allerdings nicht häufig.
Durm:Ich habe immer betont, dass ich mein Ego nicht vor die Mannschaft stelle. Das ist nicht meine Art. Ich versuche, so viele Minuten wie möglich zu bekommen. Und wenn ich nicht spiele, versuche ich von außen meinen Beitrag zu leisten.
Welche Ziele haben Sie noch?
Durm:Wir wollen versuchen, das DFB-Pokalfinale zu erreichen. Das wäre ein Riesending. Ich persönlich möchte gesund bleiben. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, es kann viel passieren, da lohnt es sich nicht, zu weit vorauszuschauen.