Marbella/Dortmund. Auch nach dem Trainingslager in Marbella wartet auf Borussia Dortmund viel Arbeit. Nicht alle Hoffnungen dürfen auf Erling Haaland ruhen.
Zumindest äußerlich war Michael Zorc allerbester Laune. Der Sportdirektor von Borussia Dortmund grinste breit und scherzte mit Spielern, Verantwortlichen und Journalisten, als sich der BVB-Tross am Flughafen von Malaga auf den Weg zurück in die nasskalte Heimat machte. Die Eindrücke aus dem neuntägigen Trainingslager in Marbella allerdings passten nicht zwingend zur Laune des Sportdirektors. Und auch nicht sein so knappes wie treffendes Fazit: „Wir haben noch einiges zu tun.“
Zum Rückrunden-Auftakt beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky) zählt für die Dortmunder nur ein Sieg – denn trotz sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer RB Leipzig bleibt die Meisterschaft das große Ziel. Doch das Trainingslager sowie die Testspiele gegen Standard Lüttich (0:0), Feyenoord Rotterdam (4:2) und FSV Mainz 05 (0:2) haben nicht dazu beigetragen, dass die Dortmunder in größten Optimismus ausbrechen können.
Er habe „viele positive Sachen“ gesehen, sagte Trainer Lucien Favre zwar nach den abschließenden Vorbereitungspartien gegen Feyenoord und Mainz am Samstag. Das aber war vor allem auf das Personal gemünzt: Angeschlagene Spieler wie Kapitän Marco Reus, Thorgan Hazard und Axel Witsel konnten am Samstag bei der Generalprobe für den Rückrunden-Auftakt beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) deutlich länger mitwirken als gedacht. Erling Haaland absolvierte gegen Mainz seine erste Halbzeit für den BVB. Der neue Stürmer, mit dem in Dortmund große Hoffnungen verknüpft werden, blieb dabei blass.
Favre räumt BVB-Zugang Haaland Zeit ein
„Erling hat ab 10. Dezember nicht trainiert, das sind 20 Tage“, verwies Favre auf die Knieprobleme des 19-Jährigen. „Er braucht ein wenig Zeit, das ist klar.“ Insgesamt sei die Personalsituation nach dem Trainingslager „besser als geplant“.
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Besser als geplant – aber nicht gut. Acht Spieler mussten im Trainingslager zwischenzeitlich kürzer treten, die meisten aus dem Offensivbereich. Favre konnte deswegen kaum am Angriffsspiel arbeiten, auch die fußballerische Integration des Neuzugangs Haaland fiel weitgehend flach. Um die voranzutreiben, wird Favre in der kommenden Woche im Training deutlich häufiger als sonst Spiele elf gegen elf einbauen.
Dortmunds Guerrerio fordert bessere Abwehrarbeit
Dann muss auch weiter am größten Problem der Hinrunde gearbeitet werden: der viel zu großen Anfälligkeit für Gegentore. In den Tests deutete wenig darauf hin, dass Favre und die Seinen in Marbella eine Lösung gefunden haben, Feyenoord und erst recht Mainz hätten mehr Tore erzielen können. „Wir müssen an der Abwehr arbeiten“, forderte Raphael Guerreiro, selbst nicht der eifrigste aller Defensivspieler. „Wenn wir Spiele gewinnen wollen, dürfen wir keine Tore kassieren.“
Die Dortmunder feilten in Marbella zwar viel an der Abstimmung in der defensiven Dreierkette, die sie während der Vorrunde im laufenden Spielbetrieb installiert hatten. Ein früherer Bundesliga-Trainer, von denen in Marbella einige vorbeischauten, wunderte sich allerdings, dass die größte Dortmunder Schwachstelle – das Umschalten auf Defensive nach Ballverlusten – kaum auf dem Lehrplan stand.
BVB-Spielaufbau macht noch Sorgen
Zudem waren in den Tests wieder eklatante individuelle Patzer zu sehen – und eine erschreckende Fehleranfälligkeit im Spielaufbau. „Das müssen wir korrigieren“, meinte Favre und klang da schon deutlich weniger positiv. „Es ist manchmal lächerlich, wie wir die Bälle verlieren.“
Das muss in den verbleibenden Tagen bis zum Pflichtspiel-Auftakt dringend abgestellt werden. „Wir müssen nächste Woche Gas geben, die Vorbereitung ist noch nicht beendet“, mahnte Favre. Ansonsten dürfte Sportdirektor Zorc die nächste Dienstreise nach Augsburg mit deutlich schlechterer Laune beenden.