Sinsheim. Der BVB erlebt in Hoffenheim erneut einen Rückschlag. An Trainer Lucien Favre wird trotz des 1:2 nicht gerüttelt - Diskussionen wird es geben.
Trainer Lucian Favre winkte ab, drehte ab und sank dann auf seiner Ersatzbank nieder. Der Trainer des BVB konnte das eben Erlebte genauso wenig fassen wie sein Torhüter, der aufgebracht gestikulierend vom Feld stampfte und seine Handschuhe wutentbrannt zu Boden pfefferte. Beide hatten fassungs- und machtlos mit ansehen müssen, wie der BVB ein hochüberlegen geführtes Spiel bei der TSG Hoffenheim noch aus der Hand gab und nach zwei späten Gegentoren durch Sargis Adamyan (79.) sowie Andrej Kramarić (87.) 1:2 (1:0) verlor. Der Führungstreffer durch Mario Götze (17.) war am Ende zu wenig.
Drastische Worte von BVB-Trainer Lucien Favre
„Das ist dumm, muss ich sagen. Dumm“, schimpfte Favre. Die Aufbruchsstimmung, die in Dortmund aufgekeimt war nach zuletzt guten Spielen und souveränen Siegen gegen Fortuna Düsseldorf (5:0) und Mainz 05 (4:0), hat einen herben Dämpfer erhalten, der BVB beendet die Hinrunde mit einer Enttäuschung – nein, mit zwei Enttäuschungen: Schon beim 3:3 (2:0) gegen RB Leipzig am Dienstag hatten die Dortmunder einen sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gegeben.
Kehl hadert mit der Punktausbeute
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„Wir hätten deutlich mehr aus dieser Woche rausholen können, fünf Punkte fehlen uns“, haderte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. „Nicht weil der Gegner so gut war, sondern weil wir es einfach selber nicht hinbekommen haben.“ Das Hinrunden-Abschlussspiel werde „noch etwas nachhängen, bei den Verantwortlichen und bei den Spielern“.
Vor allem aber bei Trainer Favre, der überhaupt keine Lust verspürte, sich schützend vor seine Spieler zu stellen: „30 Punkte sind viel zu wenig für uns“, sagte er über die wechselhafte Hinrunde. „Wir haben zu viele Punkte dumm verloren. Das hat uns einiges gekostet.“ Der 62-Jährige weiß, dass die gerade erstickten Diskussionen um seine Person nun abermals aufflammen werden – zumindest im Umfeld. Die BVB-Verantwortlichen sind nach Informationen dieser Redaktion entschlossen, mit Favre in die Rückrunde zu gehen.
BVB mit einem Festival vergebener Chancen
Es hatte im Auswärtsspiel bei Hoffenheim ja auch sehr vieles sehr lange sehr gut ausgesehen: Vor allem über die rechte Seite und den starken Achraf Hakimi machte der BVB in der ersten Halbzeit viel Druck – und auf Vorlage des Außenspielers besorgte Götze die Führung (17.). Der frühere Nationalspieler, zuletzt oft außen vor, ersetzte den verletzten Kapitän Marco Reus (Muskelfaserriss).
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Was dann folgte, war ein Festival der vergebenen Chancen: Der zunächst starke Götze schickte Sancho allein aufs Tor zu. Doch der 19-Jährige traf den Ball so schlecht, dass er sogar im Seitenaus landete (20.). Hakimis Schuss klärte Oliver Baumann per Fuß zur Ecke (33.), Hazards Schuss aus 25 Metern lenkte der TSG-Torhüter über die Latte (38.). Dem gegenüber stand nur ein Freistoß von Robert Skov aus fast 30 Metern, der an die Latte klatschte (26.). Und dann waren noch die vielen Pässe in den Strafraum, die zu ungenau gerieten, immer wieder flog ein Dortmunder knapp am Ball vorbei.
Lucien Favre beklagt taktische Fehlentscheidungen
„Wir hatten große und einfache Gelegenheiten auf das 2:0 oder 3:0“, klagte Favre. „Wir schießen, wenn wir flanken sollen und passen, wenn wir schießen sollen.“ Und so kam es, wie es eigentlich nicht kommen durfte: Mit der ersten richtig guten Chance kam Hoffenheim zum Ausgleich. Bei der Flanke von Pavel Kaderabek verteidigte die gesamte Hintermannschaft höchst inkonsequent und schließlich konnte Sargis Adamyan den Ball über die Linie stochern (79.). Und das sollte nicht der letzte Nackenschlag bleiben: Dieses Mal durfte Adamyan flanken und Andrej Kramaric recht ungestört köpfen – und es stand tatsächlich 1:2 (87.).
„Wir gehen jetzt mit einem Scheiß-Gefühl in die Winterpause“, schimpfte Thorgan Hazard. Der Belgier hatte zur Halbzeit ausgewechselt werden müssen, nachdem er einen Schlag in die Wade bekommen hatte und über Knieprobleme klagte. Und schlimmer noch aus Dortmunder Sicht: Mats Hummels fiel unglücklich auf die Hand, musste ebenfalls zur Pause raus – und fuhr direkt ins Krankenhaus. „Die Auswechslung von Mats war super ärgerlich“, meinte Kehl. „Wir haben mit ihm in der ersten Halbzeit gar nichts zugelassen. Aber bei Mats ging es nicht mehr. Er ist direkt ins Krankenhaus gebracht worden, wir hoffen, dass es nichts Schlimmeres ist.“
Der Abwehrspieler des BVB selbst gab zumindest schon einmal vorsichtige Entwarnung: „Vermutlich hatte ich noch Glück im Unglück“, schrieb Hummels auf Instagram und zeigte dazu ein Bild seiner dick einbandagierten Hand.