Sinsheim. 30 Punkte nach 17 Spieltagen sind viel zu wenig für einen Klub wie den BVB. Auch deswegen dürfte die Kritik an Trainer Lucien Favre zunehmen.
So konsterniert wie nach dem 1:2 bei der TSG Hoffenheim hat man Lucien Favre schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Seit dem 0:4 beim FC Bayern Anfang September, um genau zu sein. Der Trainer von Borussia Dortmund war fassungslos über das, was sich in den 90 Minuten zuvor abgespielt hatte – und er hatte überhaupt gar keine Lust, wieder einmal verantwortlich gemacht zu werden für das, was seine Spieler geleistet oder eben nicht geleistet hatten.
„Dumm, sehr dumm“, so bezeichnete der Schweizer den BVB-Auftritt, nachdem er sich in dieser komplizierten Saison sehr oft schützend vor seine Profis gestellt hatte. Denn Favre weiß natürlich, dass dieser Auftritt einiges wieder ins Rutschen bringen kann. Der hart erkämpfte 2:1-Sieg bei Hertha BSC, die souveränen Erfolge gegen Fortuna Düsseldorf (5:0) und Mainz 05 (4:0) sowie das Weiterkommen in der Champions League hatten ja einiges wieder eingerenkt, hatten in Dortmund die Hoffnung genährt, dass der Rest der Saison deutlich geschmeidiger verlaufen würde.
Der BVB neigt zum Wankelmut
Auch interessant
Die fünf verschenkten Punkte gegen RB Leipzig (3:3) und nun gegen Hoffenheim aber zeigen: Es bleibt kompliziert. In beiden Partien zeigte die Mannschaft, welch großes Potenzial in ihr steckt, welchen begeisternden Fußball sie eigentlich spielen kann. In beiden Mannschaften aber zeigte sie auch, dass sie nach wie vor zum Wankelmut neigt – und dass defensive Stabilität über 90 Minuten ein Ziel ist, das noch immer in weiter Ferne liegt.
Natürlich kann Favre nichts für die Inkonsequenz, mit der einige seiner Spieler immer wieder verteidigen, genauso wie er nichts dafür kann, dass so viele gute bis sehr gute Gelegenheiten durch schlampige Pässe zunichte gemacht wurden. Und erst recht kann er nichts dafür, dass erfahrene Spieler wie Axel Witsel, Thomas Delaney und Marco Reus gegen Hoffenheim fehlten oder wie Mats Hummels zur Halbzeit raus mussten.
Das Kadermanagement wirft Fragen auf
Allerdings muss auch er sich Kritik gefallen lassen, das Kadermanagement des Trainers etwa wirft durchaus Fragen auf: Viele Spieler wie Jadon Sancho müssen immer wieder ran, bekommen kaum Pausen, entsprechend müde wirkte der Engländer zum Hinrunden-Abschluss. Andere dagegen wurden über Wochen und Monate meist ignoriert, sind daher ohne Spielpraxis und Selbstvertrauen – und damit keine Hilfe, wenn sie mal eingewechselt werden müssen. Siehe Jacob Bruun Larsen.
Der Trend zeigte zuletzt aufwärts beim BVB. Aber letztlich wird Favre, das hat Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mehr als deutlich verkündet, an Ergebnissen gemessen. Und 30 Punkte nach 17 Spieltagen sind viel zu wenig für einen Klub, der gerne Meister werden möchte. Der BVB läuft den eigenen Ansprüchen weiter hinterher.