Dortmund. Der BVB begeistert die eigenen Fans wieder. Es gibt Gründe für das Zwischenhoch. Wie beständig es ist, wird sich bereits Dienstag zeigen.
Wer in Dortmund noch Beweise suchte, dass sich die Stimmung bei Borussia Dortmund merklich aufgehellt hat, der wurde am Samstagabend im Innern des BVB-Stadions fündig.
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Da marschierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Arm in Arm mit Axel Witsel in Richtung Kabine. Ein schmunzelnder Thorgan Hazard forderte den Franzosen Dan-Axel Zagadou auf, doch bitte Deutsch mit den Journalisten zu sprechen. Sogar der gegnerische Trainer Friedhelm Funkel herzte den Dortmunder Kapitän Marco Reus, der beim 5:0 (1:0)-Erfolg über Fortuna Düsseldorf endlich mal wieder ein Spiel geprägt hatte. Und hätte noch einer der Profis ein Weihnachtslied angestimmt, es hätte zu der gelösten Stimmung im Kabinentrakt gestimmt.
Das taten dafür die Fans. Vor knapp zwei Wochen hatten sie die eigenen Profis beim 3:3 gegen den SC Paderborn noch verhöhnt, beschimpft. Nun feierten sie die Elf von Trainer Lucien Favre für eine Partie, in der der BVB so spielte, wie der BVB spielen will. Wild. Schnell. Begeisternd. Noch beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Gladbach zwar fünf Punkte, dafür ist die Borussia wieder am FC Bayern vorbeigerauscht. Und die Krise? Erstmal vergessen.
BVB-Profi Brandt schwärmt von Zagadou
Vor dem wichtigen Champions-League-Spiel am Dienstag (21 Uhr/DAZN) gegen Slavia Prag, in dem der Revierklub um das Achtelfinale kämpft, schweben die Dortmunder auf einem kleinen Zwischenhoch. Die Gründe dafür sind verschieden: die Dreierkette, Dan-Axel Zagadou, Julian Brandt, viele Gespräche, einige Erziehungsmaßnahmen und ein verbesserter Kapitän.
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Lange schwankte der BVB unter Favre, seit zwei Partien aber kommt die Defensive deutlich stabiler, sicherer, kompromissloser daher. Beim 2:1-Erfolg in Berlin und nun gegen Düsseldorf vertraute der Trainer auf eine Dreierkette, die die offensiven Künstler absichert. Bislang ein Erfolgsmodell. Vor allem weil in ihr der lange verschmähte Franzose Dan-Axel Zagadou aufblüht.
„Der räumt alles weg“, meinte Julian Brandt. Zagadou selbst sprach (auf Französisch) davon, dass sich die viele Arbeit nun ausgezahlt habe. „Natürlich war ich zwischendurch frustriert, aber ich habe nie aufgegeben“, meinte der 20-Jährige. Durch die Dreierkette traut sich Favre zudem, Brandt im zentralen Mittelfeld neben Axel Witsel zu positionieren.
„Es macht mir sehr viel Spaß, dort zu spielen“, erklärte Brandt. Was während der 90 Minuten eindrucksvoll zu bestaunen war. Der Nationalspieler dirigierte das Angriffsspiel, forderte Bälle, leitete diese weiter. „Ich bin auf dem Weg dahin, dass es so ist, wie viele es von mir schon kennen.“ Und die Formschwäche? Erstmal vergessen.
Die BVB-Elf hat sich schon einmal verirrt
Wie bei Jadon Sancho und Kapitän Marco Reus. Gemeinsam mit Thorgan Hazard sorgten sie dafür, dass der Erfolg über Düsseldorf am Ende etwas Rauschhaftes hatte. Alle drei trafen, Sancho und Reus sogar doppelt, sie kombinierten, dribbelten. „Die Tore waren hervorragend herausgespielt“, meinte Sportdirektor Michael Zorc, lobte zudem das Gegenpressing seiner Mannschaft, das plötzlich funktioniert. Weil die Schwarz-Gelben mit deutlich größerem Engagement zu Werke gehen.
Nach dem peinlichen 3:3 gegen Paderborn seien viele Gespräche geführt worden, berichtete Zorc. Allen sei damals klar gewesen, dass es so nicht weitergehen durfte. Und: „Es hat sich was bewegt.“ Anscheinend ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Die Erziehungsmaßnahmen haben gefruchtet, gerade bei Jadon Sancho, der nach vielen Undiszipliniertheiten wieder glänzt.
Nun kommt Prag zum BVB
Ob sich das Zwischenhoch des BVB allerdings zu einem echten Hoch entwickelt, wird sich erst noch zeigen. Schon nach dem 3:2-Erfolg über Inter Mailand wirkte es in dieser Saison so, als sei die Mannschaft auf dem richtigen Weg. Ehe sie sich wieder verirrte, Favre schon kurz davor war, sein Trainerbüro zu räumen. „Es ist ein Prozess“, sagte Zorc. „Wir müssen sehen, dass wir beständig gute Leistungen bringen.“
Am Dienstag gegen Prag wird der gesperrte Mats Hummels zurückkehren. Es folgen die Bundesliga-Partien gegen Mainz, RB Leipzig und Hoffenheim. „Ich habe grundsätzlich immer ein gutes Gefühl, aber gerade nach dem Spiel heute auf jeden Fall“, sagte Brandt.
Die Stimmung beim BVB? Erstmal gut.