Dortmund. Sanchos Verhalten in Dortmund erinnert an Dembélé und Aubameyang. BVB-Chef Watzke muss sich an seinen Worten messen lassen. Ein Kommentar.
Es soll im Leben vorkommen, dass man Gesagtes bereut. Weil Worte im Nachhinein womöglich Menschen Unrecht antun oder sie für den Absender zu einer großen Bürde werden. Letzteres könnte zeitnah der Fall sein bei Hans-Joachim Watzke. „Der nächste Spieler, der versucht, uns unter Druck zu setzen, indem er Leistung zurückhält oder gar streikt, wird damit nicht durchkommen – und auf der Tribüne sitzen“, hatte Borussia Dortmunds Vorsitzender der Geschäftsführung im Februar vergangenen Jahres der FAZ gesagt. Gemeint waren damit die unrühmlichen, erzwungenen Wechsel von Oumane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang aus Dortmund.
Entweder hat Jadon Sancho diese Worte nicht vernommen oder aber sie verdrängt. Auch wenn es ihm noch nicht hundertprozentig nachzuweisen ist, so erhärtet sich jedoch der Eindruck, dass der 19 Jahre alte Engländer seinen Abschied genauso provozieren möchte wie die beiden anderen Stars. Sitzt der BVB nun wieder in der Falle und ist den Launen eines Spielers ausgesetzt? Wenn Watzke Pech hat, läuft es für ihn darauf hinaus, dass er sich an seinen Aussagen messen lassen muss.
Sancho hat sich von Manchester nach Dortmund gestreikt
Selbst wenn Sancho auf nicht schuldig plädieren und als Entschuldigung für die Verspätung zur Mannschaftssitzung ein lapidares Verschlafen angeben würde: Es würde ihm ohnehin nicht schmeicheln, spräche dies doch für ein klar unprofessionelles Verhalten eines Berufssportlers. Bereits Mitte Oktober war Dortmunds Riesentalent für eine verspätete Rückkehr nach Einsätzen mit der Nationalmannschaft für das Spiel gegen Mönchengladbach suspendiert und auf die Tribüne gesetzt worden.
Bei seinem Wechsel von Manchester City ins Ruhrgebiet war Sancho sogar trotz mündlicher Einigung mit seinem alten Klub in den Streik getreten – nur nebenbei, damals hat dieses Verhalten des Jungstars den BVB übrigens nicht von der Verpflichtung zurückschrecken lassen.
Der BVB ist spielerisch abhängig vom jungen Engländer
Natürlich ist es für die Verantwortlichen eines Klubs nicht einfach, einem wichtigen Spieler, dessen Marktwert annähernd im dreistelligen Millionenraum anzusiedeln ist, eine Dauerkarte für einen Tribünenplatz zu erteilen. Zu sehr ist die BVB-Offensive abhängig von der fußballerisch unzweifelhaften Klasse des Engländers – und das weiß dieser genau. Es wurde ja bereits versucht, ihm goldene Brücken zu bauen. Leider war nicht zu erkennen, dass der Spieler dies mit Dankbarkeit und Leistung quittierte.
Einmal mehr kristallisiert sich heraus, dass ein noch sehr junger Mensch zu viele Flausen im Kopf hat, selbiger durch horrende Gehälter und schnellen Ruhm komplett verdreht ist. Auch wenn Fans, die an ihrem Verein mehr hängen als jeder Profi, sich vielleicht wünschen, dass übergeschnappte Spieler für die restliche Vertragslaufzeit vom Rasen verbannt werden, so wird dies nie passieren. So viel totes Kapital wie im Fall von Jadon Sancho kann sich auch der Borussia Dortmund nicht leisten.
Egoistische Profis sind keine Träne wert
Wie das Problem also zu lösen ist, weiß auch Hans-Joachim Watzke ja noch zu genau von den Herrschaften Dembélé und Aubameyang. Käme erneut eine astronomisch hohe Ablösesumme in Dortmunds Kassen, würde dies den Schmerz immerhin lindern. Im Endeffekt sind es solche Spieler nicht wert, dass man ihnen eine Träne nachweint.