Dortmund. BVB-Geschäftsführer Watzke hat bei der Jahreshauptversammlung die Leistungsträger kritisiert. Marco Reus darf sich angesprochen fühlen.

Auf den Tribünen war so mancher Kraftausdruck gefallen während des streckenweise desolaten Auftritts von Borussia Dortmund beim 3:3 gegen den SC Paderborn, da wollte Kapitän Marco Reus offenbar nicht nachstehen: „Zum Schämen“ sei der Auftritt gewesen, „absolute Scheiße“, kurz: „So dürfen wir nie, nie, nie wieder auftreten.“

Es waren deutliche Worte – aber es waren auch Worte, die man so oder so ähnlich schon oft von Reus in dieser Saison gehört hatte. „Wir haben uns im kompletten Spiel dumm angestellt“, hatte er nach dem 1:3 bei Union Berlin geschimpft. „Wir müssen anders auftreten“, hatte er nach dem 2:2 beim SC Freiburg gefordert. „Wir hätten mehr investieren müssen“, hatte er nach dem glücklichen 0:0 beim FC Schalke gehadert. Nur nach dem 0:4 beim FC Bayern hatte Reus nicht gesprochen, da hatte er aber auch nicht lange gespielt.

BVB-Kapitän Reus muss sich für die Leistungen erklären

Der 30-Jährige muss derzeit erleben, was so vielen Mannschaftskapitänen widerfährt: Läuft es für ihre Mannschaft nicht, werden sie schnell zum Gesicht der Krise, weil es zur Aufgabe gehört, die schwachen Auftritte vor den Kameras und Journalisten zu rechtfertigen.

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Allerdings durfte Reus sich auch am Sonntag durchaus angesprochen fühlen, als BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke urteilte: „Viele Spieler, die letztes Jahr den Unterschied gemacht haben, sind aktuell in keiner guten Verfassung. Die Leistungsträger sind nicht in ihrer besten Form.“ Namen nannte Watzke nicht – hinter vorgehaltener Hand aber wird in Dortmund oft die Formschwäche von Reus angeführt, wenn es um die aktuellen Probleme geht. Die einst gefürchtete­n Tempodribblings sind nur noch selten zu sehen, die Zweikampfführung ist bestenfalls zögerlich, das Engagement in der Defensivarbeit überschaubar. Weitere Namen, die genannt werden: Jadon Sancho und Axel Witsel.

Gegen Paderborn hatte auch dieses Trio enttäuscht, obwohl es die drei Tore zur Aufholjagd beitrug. Die Krise des BVB – sie ist auch die Krise seiner Leistungsträger.