Paderborn. Der SC Paderborn tritt als krasser Außenseiter in Dortmund an. Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono ist dennoch optimistisch. Ein Interview.
Der SC Paderborn war in den vergangenen beiden Spielzeiten erfolgsverwöhnt: Zweimal nacheinander schafften die Ostwestfalen den Aufstieg. Als Bundesligist haben sie es jetzt schwer, der Abstieg droht. Als Tabellenletzter reist der SCP an diesem Freitag zu Borussia Dortmund. Vorher sprachen wir mit Paderborns Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono (50).
Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf des SC Paderborn?
Martin Przondziono: Das ist pauschal nicht einfach zu sagen. Wenn wir uns die Tabelle anschauen, müssen wir sagen, dass wir nicht zufrieden sind. Aber wir haben von vornherein gewusst, wie schwierig es für uns in der Bundesliga wird. Und wir haben auch gesagt, wie wir diese Herausforderung angehen wollen. Auch wenn wir sieben bis acht Punkte mehr hätten einfahren können, werden wir diesen Weg weiter angehen. Denn wir haben dafür die entsprechenden Spieler geholt.
Meinen Sie damit die offensive Spielweise der Mannschaft?
Przondziono: Bedingt. Wir verfolgen den Ansatz, Dinge fußballerisch zu lösen. Das kann bedeuten, dass man nicht in jedem Spiel ohne Gegentor bleibt. In der Bundesliga stoßen wir damit an Grenzen, denn der Unterschied zur 2. Bundesliga ist groß. In dieser Saison werden unsere Fehler bislang anders bestraft.
Stellen Sie damit Ihre Idee sogar über den sportlichen Erfolg?
Przondziono: Die Frage ist doch: Würde es besser laufen, wenn wir anders spielen würden? Wir glauben, dass wir mehr Erfolg haben, wenn wir offensiv Fußball spielen.
Der Verein hat jüngst sieben Nationalspieler abgestellt.
Przondziono: Das ist eine super Sache. Wir wissen aber auch, dass uns das in der Trainingsarbeit etwas hemmt. Bei anderen Vereinen ist das seit mehreren Jahren so, dort weiß man, wie man damit umgeht. Bei uns kam es plötzlich. Da wir uns als Entwicklungsverein sehen, gehört allerdings auch so eine besondere Erfahrung dazu.
Sie haben vor der Saison den Vertrag von Trainer Steffen Baumgart bis 2021 verlängert. Hat sich dieser Vertrauensvorschuss bisher ausgezahlt?
Przondziono: Ja. Solange ich dieser Meinung bin, bleibt er auch unser Trainer. Denn auch seine Position ist Teil unserer Philosophie. Wir wollen Kontinuität in die wichtigen Funktionen bringen. Steffen Baumgart ist der Mann, der aus den Gegebenheiten sehr viel macht, und auch er entwickelt sich weiter. Beim SC Paderborn 07 ist das aufgrund der finanziell eher schwierigen Lage eine tägliche Herausforderung. Natürlich gibt diese Situation niemandem einen Freifahrtschein. Aber wir sind noch lange nicht an dem Punkt, über einen Trainerwechsel zu sprechen.
Borussia Dortmunds Trainer Lucien Favre wird bereits kritisch betrachtet. Wie bewerten Sie das?
Przondziono: Jeder weiß, worauf er sich mit diesem Beruf einlässt. Aus Respekt vor anderen Vereinen maße ich mir jedoch nicht an, diese Situation zu bewerten. Das Umfeld in Dortmund ist schließlich ein ganz anderes, als wir es hier in Paderborn kennen. Und ohne den Bezug zum BVB: Manchmal sind die Ziele, die man sich selbst steckt, zu hoch. Das kann zu einem Umdenken führen, vielleicht zu einer neuen Idee. Ich bin wiederum der Meinung, dass sich Kontinuität auszahlt. Dafür gibt es ein positives Beispiel, das für uns sogar Vorbild ist.
Welches?
Przondziono: Der SC Freiburg macht es gut. Dort hält man lange am Trainer fest. Dieses Beispiel zeigt, dass Kontinuität nicht schädlich sein muss.
Der SCP spielt am Freitag in Dortmund. Ist der BVB in Ihren Augen ein Titelfavorit?
Przondziono: Es gibt in dieser Saison vier Vereine, die für die Meisterschaft infrage kommen: Mönchengladbach, Leipzig, die Bayern, und auch der BVB ist weit vorne mit dabei. Dortmund hat eine junge Mannschaft, die sich immer noch nicht zu Ende entwickelt hat. Wenn Konstanz in das Team kommt, dann ist die Borussia ein ernsthafter Konkurrent.
Welche Mittel sehen Sie in Ihrer Mannschaft, um Dortmund schlagen zu können?
Przondziono: Wir analysieren jeden unserer Gegner und entwickeln dann eine Vorstellung, wie wir gegen sie spielen. Zudem haben wir hinlänglich bewiesen, dass wir gegen gute Mannschaften gut spielen können. Nur gegen Hoffenheim waren wir chancenlos. Es hat ja in dieser Saison schon manche Überraschung gegeben. Wir wollen am Freitag in Dortmund die nächste sein.
Glauben Sie, dass der stets etwas mürrisch dreinblickende Trainer Steffen Baumgart dann auch mal in der Öffentlichkeit lachen kann?
Przondziono: (lacht) Das müssten Sie ihn schon selbst fragen. Ich kenne ihn schon lange, er ist ein lustiger Typ mit einem guten Sinn für Humor. Und um das klarzustellen: Trotz Platz 18 laufen in Paderborn nicht alle mürrisch guckend durch die Gegend.
Ihre Transferpolitik wurde von vielen Seiten mit großem Respekt registriert. Es kamen einige Spieler aus der 3. Liga oder sogar aus der Regionalliga zum SCP. Wie sehen Sie die Entwicklung der Spieler, die Sie geholt haben?
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Przondziono: Wir haben viele Spieler sehr früh verpflichtet – da wussten wir noch gar nicht, dass wir in der Bundesliga spielen werden. Daher gibt es bei einigen immer noch Anpassungsprozesse. Zudem ist die Umstellung für den Fußball, den wir beim SC Paderborn 07 spielen wollen, sehr groß. Die Anforderungen an die Spieler sind dementsprechend hoch, das bestätigt mir ligaunabhängig jeder Spieler, der zu uns kommt. Gemeinsam mit meinem Vorgänger Markus Krösche habe ich den Jungs, die wir verpflichtet haben, immer gesagt, dass sie bei uns Zeit bekommen. Wenn ein Spieler aus der Regionalliga West zu uns kommt, kann er nicht sofort ein perfekter Bundesliga-Spieler sein. Es ist so: Wir haben keine Topstars, aber auf dem Level, auf dem wir uns befinden, eine relativ hohe Leistungsdichte.
Große Teile der Mannschaft kannten in den vergangenen zwei Spielzeiten fast ausschließlich Erfolg. Wie gehen Sie im Innenverhältnis mit Misserfolg in Form von Niederlagen um?
Przondziono: Unser Potenzialtrainer Martin Daxl macht diesbezüglich sehr gute Arbeit. Wir Verantwortlichen sind in der Pflicht, den Jungs klarzumachen, dass es auch mal in die andere Richtung gehen kann. Die Entwicklung geht nicht nur nach oben, das sollte sich jeder hinter die Ohren schreiben.
Schafft es die Mannschaft, die Klasse zu halten?
Przondziono: Ja, davon sind wir überzeugt. Wir werden dennoch den Markt beobachten und schauen, ob wir noch Spieler holen oder abgeben können. Was man jedoch nicht vergessen darf: In sieben von neun Spielen, die wir verloren haben, waren wir nicht die schlechtere Mannschaft. Das gibt uns Mut.