Dortmund. Nicht zuletzt die 0:4-Niederlage in München hat gezeigt, dass dem BVB ein Stürmer fehlt. Das liegt auch an Trainer Lucien Favre.
Paco Alcácer nutzte die Reise zur spanischen Nationalmannschaft, um sich mal wieder mit guten Freunden auszutauschen. In den sozialen Medien verbreitete sich deswegen ein Video, in dem der Stürmer von Borussia Dortmund gemeinsam mit Bayerns Thiago Alcantara und Barcelonas Sergio Busquets in einem Restaurant speist, sich dazu ein Wasser gönnt. Es wäre nun zu hart, dies als eine Art Krisengipfel zu bezeichnen – allerdings könnten alle drei davon berichten, dass die bisherige Spielzeit in ihren Klubs aus ganz unterschiedlichen Gründen keine brillante ist. Und zumindest beim BVB sind die Probleme eng verknüpft mit der Personalie Alcácer.
Paco Alcacer bleibt anfällig
Seine Bilanz liest sich eigentlich nicht schlecht. Fünf Tore hat der Spanier in dieser Saison für den Revierklub erzielt, allerdings fielen die alle in den ersten vier Ligaspielen. Seitdem wartet Alcácer darauf, den Ball mal wieder über die gegnerische Torlinie zu befördern. Wieder mal schwächte ihn eine Verletzung, diesmal plagte ihn eine Achillessehnenreizung. Der 26-Jährige wirkte in der Vorbereitung zwar deutlich fitter, durchtrainierter, seine Gesundheit aber bleibt anfällig. In den vergangenen Partien wechselte ihn Trainer Lucien Favre nur noch ein.
Dem BVB fehlt ein reiner Mittelstürmer
Dadurch wird eine Lücke im mit vielen Millionen verstärkten Dortmunder Kader immer offensichtlicher, die der BVB im vergangenen Sommer eigentlich hätte schließen können. Zum einen fehlt Ersatz für Alcácer. Zum anderen fehlt ein reiner Mittelstürmer, der den vielen Technikern mehr Wucht im Angriff verleihen könnte. Michael Zorc blockt diese Diskussion bislang ab. „Natürlich kann man immer darüber diskutieren, es geht aber auch immer um Verfügbarkeit und Möglichkeiten“, meint der Sportdirektor.
Favre verhinderte offenbar im Sommer Stürmer-Transfer
Auch interessant
Allerdings hätte sein Klub im Sommer nach den Informationen dieser Redaktion Mario Mandzukic oder Bas Dost verpflichten können. Ein Transfer scheiterte an Trainer Favre, der Stürmer dieser Art nicht schätzt. Nur wachsen in Dortmund die Zweifel, ob man einen Kader nach einem Trainer ausrichten sollte, der selbst um seinen Job kämpfen muss. Im Winter könnte der Revierklub daher einen Transfer nachholen. Doch solange Favre beim BVB arbeitet, bleibt die Stürmerfrage kompliziert.
Zunächst einmal müssen sich die Verantwortlichen fragen, ob sie viel Geld investieren wollen für einen Spieler, dem die Bank droht. So oder so scheidet Bas Dost als Kandidat aus, er steht mittlerweile bei Ligakonkurrent Eintracht Frankfurt unter Vertrag. An Mandzukics schwieriger Situation beim italienischen Erstligisten Juventus Turin hat sich jedoch nichts geändert. Der 33-Jährige hat in dieser Spielzeit nicht eine einzige Minute gespielt, für die Champions League hat ihn Turin noch nicht mal gemeldet.
Mandzukic gilt als kompliziert
Das macht einen Transfer des Kroaten für den BVB weiterhin interessant. Mit ihm würden sie einen wuchtigen Angreifer bekommen, der sich auf dem Platz zerreißt, der in seinem Einsatzwillen manchmal eher gebremst werden muss. Allerdings befindet sich der Kroate auf der Zielgerade seiner Karriere. Er ist es gewöhnt, eine hohe Millionensumme zu verdienen. Er müsste zudem aus seinem bis 2021 laufenden Vertrag herausgekauft werden. Mandzukic gilt als kompliziert, geräuschlos würde er sich wohl nicht auf die Bank setzen. Ein weiterer Kandidat ist deswegen Olivier Giroud, der in England beim FC Chelsea so seine Probleme hat. Bislang hat Giroud allerdings mit dem Revier gefremdelt, auch sein Gehalt ist üppig.
Und nun? Gerade die 0:4-Niederlage gegen den FC Bayern hat noch einmal aufgezeigt, dass den Dortmundern ein Offensivspieler fehlt, der hohe Bälle behaupten kann. Gegen einen wilden Gegner, der attackiert, wie es die Bayern getan haben, lässt es sich manchmal nicht durchs Mittelfeld kombinieren. Trotzdem würde der Transfer eines reinen Mittelstürmers keine Wirkung erzielen, wenn Favre nicht bereit wäre, seine Spielweise in manchen Phasen zu verändern. Doch auch der Trainer festgestellt haben, dass seine Mannschaft mit bisherigen taktischen Ausrichtung immer wieder in zu starke Turbulenzen geraten ist, um dauerhaft erfolgreich zu sein.
Und Favre braucht dauerhaften Erfolg.